Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß
steht. Jetzt haben wir ihn!« »Danke für Eure ausgezeichnete Fähigkeit, Schlußfolgerungen zu ziehen, Herr Vogt«, sagte Cecilie liebenswürdig. »Wenn Euch danach ist, kommt uns gerne auf Gabrielshus besuchen.«
»Mit dem größten Vergnügen«, antwortete der Vogt geschmeichelt.
Cecilie, die den Menschen gut Honig um den Bart schmieren konnte, sagte pflichtschuldigst: »Man begegnet nicht jeden Tag einem Vertreter der Obrigkeit mit so viel Takt und Diskretion. Es ist eine schwere Stunde für uns gewesen. Lebt wohl!«
Jessica zitterte am ganzen Körper so sehr, daß sie draußen gar nicht auf ihr Pferd kam. Alexander mußte ihr helfen. Als sie oben saß, erschauerte sie.
»Wir verstehen dich gut«, sagte Alexander. »Wir fühlen uns genauso. Innerlich. Morgen reite ich nach Kopenhagen und erzähle Tancred, daß er von seiner Last befreit ist. Ich möchte ihm meine Bekanntschaft mit Hans Barth lieber selber erklären, und auch, was ihr Mädchen heute abend getan habt.«
»Sieh mal einer an«, lächelte Cecilie während sie sich auf den Heimritt machten. »Es ist lange her, daß jemand mich als Mädchen bezeichnet hat. Aber die größte Ehre gebührt wohl Jessica. Du hast heute abend wirklich einen kühlen Kopf behalten.«
»Für einen Menschen, den man heiß und innig liebt, bringt man die unglaublichsten Dinge fertig.« Cecilie suchte in der Dunkelheit den Blick ihres Mannes. »Ja, da hast du sicher recht.«
Alexander sagte: »Der Vogt hat versprochen, die Wohnung von Hans Barth zu durchsuchen. Vielleicht bekommt Tancred ja ein Teil seines Geldes zurück. Oder zumindest die Wertsachen.«
Er flüsterte Cecilie etwas zu, die daraufhin sagte: »Komm Jessica!«
Alexander hielt sein Pferd an, während die anderen beiden weiterritten. Sie waren draußen auf der Ebene, weit entfernt vom Wirtshaus.
Cecilie erklärte: »Alexander fühlte sich unwohl. Das Wiedersehen mit Hans Barth und die damit wieder hervorgerufenen grauenhaften Erinnerungen waren zuviel für ihn. Das war ja aber auch ein abscheulicher Anblick. Er kommt gleich nach.«
Dann ist es also doch wahr! Jessica schauderte heftig. Aber der Nachtwind fegte alle garstigen Gedanken fort. Sie selbst war jetzt überglücklich. Sie hatte dabei geholfen, Tancred zu retten - und sie hatte ihre eigene Stärke gefunden. Sie, die Unschlüssige, die Wankelmütige, die Schattenfigur, hatte für ihren Geliebten wie eine Löwin gekämpft. Ohne Angst!
13. KAPITEL
Als Tancred nicht mehr von Angst und Verzweiflung geplagt wurde, fand er wieder zu sich selbst zurück. Munter, lebendig und glücklich. Niemand erfuhr je, was Alexander mit seinem Sohn besprochen oder wieviel er ihm erzählt hatte…, aber das Vertrauen zwischen ihnen war wieder hergestellt. Cecilie hätte weinen können vor lauter Glück.
Tancred lag seinen Eltern ununterbrochen in den Ohren, die Hochzeitspläne voranzutreiben: Jetzt wollte er nicht mehr warten. Und niemals würde er es wagen, Jessica anzurühren, bevor sie rechtmäßig zu Mann und Frau erklärt worden waren.
Jessica resignierte und wartete gerührt und geduldig auf Den Großen Augenblick.
Cecilie wollte ihre ganze Familie bei der Hochzeit dabei haben, und das zu organisieren dauerte eben seine Zeit. Jetzt wollte sie auf die Pauke schlagen. Die Hochzeit von Gabriella und Kaleb war nach ihrem Geschmack viel zu einfach gewesen. Für das einzige Kind, das noch im Hause war, wollte Cecilie jetzt wirklich einmal ein ganz großes Fest veranstalten.
Gabriella und Kaleb kamen natürlich mit ihrer kleinen Pflegetochter Eli. Cecilie freute sich über das Glück ihrer Tochter, und Tancred mußte einräumen, daß Kaleb doch nicht so dumm war.
Tarald und Yrja kamen auch, zusammen mit Mattias, der zwar gerade in Dänemark gewesen war, die Reise aber noch einmal machte. Großmutter Liv und ihr Bruder Are stellten sich ein, die zwei ältesten in der Familie, und der Rest von Ares Familie: Sohn Brand mit seiner Mathilda und ihr erwachsener Sohn Andreas. Alle waren sie nun versammelt. Nur einer fehlte. Tarjeis verschwundener Sohn Mikael.
Von Alexanders Seite kam nur eine einzige Verwandte, seine Schwester Ursula.
Jessica versuchte, Stella Holzenstern zu erreichen, aber die war noch immer nicht wieder aufgetaucht. Es hieß, sie sei in den Niederlanden, da der Verwalter von ihr einen Brief mit dem Bescheid erhalten hatte, daß sie sofort Geld brauche, und er es ihr dorthin schicken solle. Eigentlich war Jessica erleichtert, erklärte sie. Obwohl
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