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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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um… Dominic zu holen?«
    »Nein, Mikael. Ich bin deinetwegen gekommen.«
    »Es ist also… wahr, was ich… gehört habe. Kein Traum.« Das war alles. Aber als er seine Augen wieder geschlossen hatte, lag ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. Anette beugte sich nieder und küßte ihn so vorsichtig, als sei das verboten. Doch sie tat es noch einmal, ruhig und voller Liebe. Mikaels Lächeln wurde breiter.
    Am nächsten Tag nahm Anette ihren Sohn ganz fest in die Arme.
    »Vater wird wieder gesund werden«, flüsterte sie. »Freut Ihr Euch darüber, Mutter?« fragte Dominic mit ernstem Gesicht.
    »Natürlich freue ich mich, das weißt du doch!« »Nein, das wußte ich nicht«, sagte der Junge ruhig. »Und Vater wußte es auch nicht.«
    Anettes schlechtes Gewissen versetzte ihrem Herzen einen Stich. Da hatten ihre beiden Männer sie die ganze Zeit beobachtet und nach einem Zeichen dafür gesucht, daß Mikael ihr etwas bedeutete. Während sie… Was für einen hellsichtigen Jungen sie hatte!
    »Aber jetzt weiß Vater es. Wir wollen lieb zu ihm sein, Dominic. Du bist es ja eigentlich immer gewesen, aber ich… Ich habe nie daran gedacht, ihm zu zeigen, daß ich…«
    Sie schwieg, fand keinen Abschluß für ihren Satz. »Darf ich zu ihm gehen?« fragte der Junge. »Er bittet darum.«
    Dominic ging zu seinem Vater ins Zimmer. Erschreckt durch sein weißes Gesicht, blieb er an der Tür stehen. »Komm her, Dominic«, flüsterte Mikael heiser. Der Junge ging zu ihm.
    Mikael streckte ihm die Hand entgegen. Zögernd ergriff Dominic sie.
    »Mein Junge«, sagte er angestrengt. »Mutter will, daß wir in Schweden wohnen. Eigentlich möchte ich am liebsten hierbleiben…« »Ich auch.«
    »Ich weiß. So sind wir nun mal. Aber wir möchten auch immer das Beste für die anderen. Ich habe Mutter also versprochen, daß wir wieder zurückfahren, sowie es mir besser geht. Troll vermißt uns sicher auch.«
    »O ja, Troll!« Dominics Gesicht erhellte sich. »Wir reisen besser nach Hause. Aber vielleicht können wir ja mal wieder hierher kommen?«
    »So oft wie möglich, Dominic. Wir gehören schließlich hierher zu unserer Familie. Hast du hier Freunde gefunden?«
    »O ja. Niklas und Villemo und ich haben immer zusammen gespielt. Manchmal auch mit den anderen. Die finden mich groß, Vater. Und tüchtig!« Mikael lächelte. »Das glaube ich gerne.«
    »Können sie uns nicht auf Mörby besuchen?« »Natürlich. Die ganze Familie.« Ermüdet schloß er die Augen. »Dominic«, flüsterte er. »Verzeih mir, was ich getan habe. Es war nicht mein Wille, sondern eine böse Macht in mir.« »Ist die böse Macht noch da?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich kann sie nicht mehr spüren.« Dominic legte die Hand auf Mikaels Stirn. »Ich glaube sie ist fort, Vater. Ihr seid nicht mehr so traurig.«
    »Nein, das bin ich nicht. Mein Lebenswille ist auch wieder da. Es gibt so viele, die mir geholfen haben. Du, deine Mutter, Mattias, Cecilie, die ganze Familie, die uns so warm aufgenommen hat. Am meisten hat glaube ich Niklas getan. In meinem Dämmerschlaf, da habe ich seine Hände über meinem Herzen richtig gefühlt. Es klingt vielleicht dumm, aber ich glaube, die Wärme hat die Todeskälte aus meinem Körper vertrieben.« »Das glaube ich auch.«
    »Mit Todeskälte meine ich nicht das, was ich selbst angerichtet habe.«
    »Ich weiß, Vater. Ihr meint das andere, das Böse.« »Ja. Einmal habe ich ein Gespenst gesehen. Das hat mich angefaßt. Gespenster versuchen nämlich, die Lebenden zu sich zu holen.«
    Ganz überzeugt war Dominic nicht. »Vielleicht. Aber ich glaube, Ihr selbst habt… Ich weiß nicht, was ich eigentlich sagen wollte.«
    »Ja, Dominic, du hast wahrscheinlich recht. Es ist wohl ziemlich feige, alles auf Gespenster zu schieben. Ich glaubte, ich sei allen im Wege. Nichts konnte ich, niemand brauchte mich. Das eine Mal hat Trolls Einsamkeit mich gerettet. Das andere Mal du, weil du einen Vater brauchtest. Aber später, als ich begriffen habe, daß… Nein, davon will ich nicht mehr reden, das ist jetzt vorbei.«
    Daß Anette lieber Henri als Vater ihres Sohnes gesehen hätte, wollte er dann doch nicht erwähnen. Es würde das Kind nur verwirren.
    Plötzlich war von der Tür her eine Stimme zu hören. »Du hast einen intelligenten Sohn, Mikael«, sagte Cecilie, die dort schon seit geraumer Zeit mit Mattias und Anette gestanden hatte. »Dominic ist zwar noch zu klein, um den Ausdruck zu kennen, aber er will sagen, daß du von etwas getrieben

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