Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
Banor nichts entgegenzusetzen gehabt, wusste er doch, wie streng der Rat der Fünf darauf achtete, dass das Verhältnis zwischen den Garnisonen und den Grasländern keinen Schaden nahm. Obwohl ein reger Handel zwischen beiden bestand, gab es immer wieder Streitigkeiten um die Steppenbüffel. Die Grasländer waren überzeugt, dass die Krieger unnötig viele der wertvollen Tiere töteten und ihnen damit eine wichtige Nahrungsquelle nahmen. Besonders in jenen Sommern, in denen die Ernte schlecht ausfiel, wurde es ernst und der Streit häufig bis vor den Rat nach Nimrod getragen.
Ein rötliches Schimmern am Horizont riss Banor aus seinen Gedanken. Er lenkte das Pferd auf eine sanfte Anhöhe und spähte angespannt in Richtung des Scheins. Weit entfernt sah er ein flackern des Leuchten, das nur von einem großen Feuer stammen konnte -die Garnison!
Oh, Göttin, ich komme zu spät!
Angesichts dieser bitteren Erkenntnis gefror Banor das Blut in den Adern. Fluchend erwog er umzukehren, überlegte es sich jedoch anders. Hinter den hölzernen Palisaden der Garnison lebten über zweihundert gut ausgebildete Krieger. Sie konnten doch nicht alle ... Banor weigerte sich, den Gedanken zu Ende zu führen. Stattdessen spornte er sein Pferd mit einem kurzen Tritt in die Flanken an und preschte den Hügel hinab.
Seine Befürchtungen bestätigten sich, lange bevor er die Garnison erreichte. Im spärlichen Mondlicht entdeckte er auf der Ebene eine große Ansammlung dunkler Schatten und lenkte sein Pferd darauf zu. Wenig später fand er die Toten.
Der Mondschein spiegelte sich in blutigen Pfützen und abgetrennte Gliedmaßen zeugten davon, dass hier kein gewöhnlicher Kampf stattgefunden hatte an die hundert Krieger waren einfach niedergemetzelt worden. Viele von ihnen hatten nicht einmal das Schwert ziehen können, bevor sie der Tod ereilte, und der Ausdruck nackter Angst verzerrte die Gesichter.
Die verendeten Pferde, die zwischen den Kriegern lagen, waren entsetzlich zugerichtet. Einigen waren die Vorderbeine durch einen einzigen kraftvollen Hieb abgetrennt worden, um den Reiter aus dem Sattel zu werfen. Anderen steckten Dutzende gefiederter Pfeile in der Brust. Zwei waren regelrecht geköpft worden.
Banor erschauerte. Wer immer das getan hatte, kannte keine Gnade. Vermutlich waren die Krieger auf dem Weg zur Graslandgarnison gewesen, als der Tod wie ein alles vernichtender Sturm über sie hereingebrochen war. Sie hatten nicht einmal die Gelegenheit gehabt, ihre Abwehr zu formieren. Dass sich nicht ein einziger Angreifer unter den Toten befand, machte deutlich, wie übermächtig der Feind gewesen war und Banor zweifelte nicht daran, wer das Blutbad angerichtet hatte. So kämpften nur Cha-Gurrline!
Seine Hilfe kam zu spät hier war niemand mehr am Leben. In diesem Augenblick hörte er ein berstendes Krachen und beobachtete, wie sich aus dem fernen Feuerschein eine Funken sprühende Stichflamme erhob. In der Dunkelheit war über die große Entfernung hinweg nicht viel zu erkennen, doch er vermutete, dass einer der vier Wehrtürme brannte und mit lautem Getöse in sich zusammengebrochen war.
Der Gesandte des Graslandes schüttelte betroffen den Kopf. Nach allem, was er gesehen hatte, bezweifelte er, dass in der Garnison noch ein Mensch am Leben war. Wenn die Sonne aufging, würden von der hölzernen Festung nur noch schwelende Trümmer übrig sein.
Plötzlich beschlich ihn das ungute Gefühl, die Cha-Gurrline könnten sich noch in der Nähe aufhalten. Allein und lediglich mit einem Kurzschwert bewaffnet, konnte ihn schon die Begegnung mit einem der schwarzen Krieger das Leben kosten. Schließlich war er Bote und kein Kämpfer. Nicht Heldenmut und Tapferkeit schützten ihn auf seinen Reisen vor Gefahren, sondern Umsicht und Vernunft. So verwarf er den Plan, zur Garnison zu reiten, nahm die Zügel fest in die Hand und ließ sein Pferd wenden. Er hatte genug gesehen. Jetzt konnte er nur noch eines tun: Der Rat in Nimrod musste unverzüglich von der Zerstörung der Garnison unterrichtet werden.
Banors Pferd spürte die Nähe des Todes, tänzelte aufgeregt und schnaubte unruhig. Wie von selbst fiel es in einen gestreckten Galopp, während Banor es nach Süden lenkte geradewegs auf die Stadt Nimrod zu.
Der Feuerschein brennender Hütten warf unstete Schatten auf das große runde Zelt, das die Cha-Gurrline eilig in der Mitte des Graslanddorfes für Asco-Bahrran und seine Magier errichtet hatten. Aus dem Innern drangen seltsame
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