Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
hörte er die Geräusche der brennenden Stadt und das Stöhnen der Verwundeten, doch plötzlich mischten sich in das Knistern der Flammen andere Laute. Schreie! So laut und drohend, wie Sheehan sie noch nie von einem Lebewesen gehörte hatte. Zunächst glaubte er, seine gemarterten Sinne spielten ihm einen Streich, doch die Schreie wurden lauter und schwollen an zu einem mächtigen Chor. Er hob den Kopf und blickte nach Westen. Vor dem Hintergrund der funkelnden Sterne entdeckte er eine wogende schwarze Masse, die sich rasch näherte und geradewegs auf den Feuerdämon zuhielt. Riesenalpe! Sheehan starrte ungläubig auf die riesigen Vögel. In der Dunkelheit war es unmöglich, ihre Zahl zu schätzen, doch es waren viele, sehr viele. Zu viele. Das konnte nicht wahr sein! Das war ein fach nicht möglich! Sheehans Gedanken überschlugen sich. Es gab doch nur . . . Weiter kam er nicht, denn auch der Dämon hatte die Riesenalpe bemerkt. Mit einem ohrenbetäubenden Schrei schleuderte er den neuen Gegnern eine glutheiße Stichflamme entgegen und fuhr herum. Das Feuer, das eigentlich für die Druiden bestimmt war, verrauchte, ohne Schaden anzurichten, denn die Riesenalpe waren noch zu weit entfernt.
Der Feuerdämon war außer sich. Er beachtete weder die Druiden noch die Cha-Gurrline, die die Riesenalpe inzwischen auch entdeckt hatten und aufgeregt durcheinander riefen. So hasserfüllt, als träte er einem uralten Feind entgegen, stampfte Syhfandil brüllend und Feuer speiend über die Ebene, den riesigen Vögeln entgegen. Die Cha-Gurrline sahen ihn kommen und rannten voller Entsetzen auseinander.
Sheehan schöpfte neue Hoffnung. Eilig trat er an die Mauerkrone und beobachtete atemlos das Geschehen. Überall dort, wo die Zinnen noch nicht zerstört waren, sah er Menschen, die angelaufen kamen, um dem Kampf der Riesenalpe gegen den Feuerdämon beizuwohnen, doch er beachtete sie nicht.
Die Riesenalpe hatten den Dämon erreicht und umkreisten ihn in einem weiten Bogen. Außerhalb der Reichweite seines Feueratems zogen sie ihre Kreise und diejenigen, die sich hinter ihm befanden, flogen gewagte Scheinangriffe, die ihn zwar nicht verletzten, aber zur Raserei brachten. Während er sich hastig hierhin und dorthin wandte, versuchte er die riesigen Vögel mit seinen feurigen Händen zu packen, doch sie wichen ihm immer wieder geschickt aus. Die missglückten Versuche und das triumphierende Kreischen seiner Gegner trieben den Feuerdämon zur Weißglut. Seine Bewegungen wurden immer schneller und so fahrig, dass er zweimal nur mit Mühe einen Sturz verhindern konnte.
Und die Riesenalpe kreisten weiter. Ihr Kreischen verhöhnte den Dämon, der ihnen immer wieder seinen Feueratem entgegenblies, ohne sie zu treffen. Sheehan wusste nicht, welchen Plan die Vögel verfolgten, doch es sah fast so aus, als versuchten sie, den Dämon zu Fall zu bringen. Die vielen Menschen, die sich inzwischen auf den Zinnen versammelt hatten, schrien und feuerten die mutigen Vögel an. Jedes Mal, wenn einer der Vögel einen besonders gewagten Angriff flog, jubelte die Menge.
Als der Glutatem des Dämons plötzlich einen Riesenalp traf, schlug der Jubel in blankes Entsetzen um. Ein greller Blitz erhellte die Nacht, das Gefieder des Vogels flammte in einem gewaltigen Feuerball auf und er stürzte wie eine riesige brennende Fackel zu Boden.
Der Erfolg spornte Syhfandil an und er verstärkte seine Attacken gegen die Vögel. Doch der Tod ihres Artgenossen entmutigte sie nicht. Ganz im Gegenteil. Mit wilder Entschlossenheit verstärkten auch sie ihre Angriffe.
Hin und her wogte der Kampf und es war kaum zu erkennen, was dort draußen wirklich geschah. Zweimal erhellten Blitze die Nacht und Riesenalpe stürzten brennend zu Boden. Die Schreie des Dämons mischten sich mit dem wütenden Kreischen der Vögel und dem Rufen der Menschen und über allem lag der durchdringende Geruch von verbranntem Fleisch, der von den schwelenden Kadavern am Boden aufstieg. Sheehan fragte sich besorgt, wie lange die Vögel dem kräftezehrenden Kampf wohl noch gewachsen wären, denn einige von ihnen wurden bereits langsamer.
Schon stürzte ein vierter Riesenalp brennend zu Boden, während die Energie des Feuerdämons unerschöpflich zu sein schien. Sheehan seufzte traurig. Mit jedem getöteten Vogel schwand seine Hoffnung. Auch wenn es zunächst so ausgesehen hatte selbst der mutige Einsatz der Tiere würde Nimrod nicht retten.
»Du hast Recht«, flüsterte sie. »Es... der
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