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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Himmelsturms befinden«, wiederholte der Abner.
    »Westlich! Damit ist er für uns unerreichbar. Die Berge, allen voran der Himmelsturm, ragen viele tausend Längen in den Himmel. Noch nie ist es einem Menschen gelungen, die schneebedeckten schroffen Gipfel zu überwinden. Niemand weiß, was sich westlich der Berge befindet.« Er seufzte matt. »Ich werde Naemy nach dem Pulver und den Waffen fragen, sobald sie mit Kiany zurückkehrt. Den Rest des Abends sollten wir uns aber mit Vorschlägen beschäftigen, die von uns zu bewältigen sind.«
    »Wie Ihr wünscht!« Sayen nickte. Er war enttäuscht, bemühte sich aber, es sich nicht anmerken zu lassen, und entrollte rasch ein weiteres Pergament. »Über die damals gebräuchliche Art der Verteidigung einer belagerten Festung habe ich Folgendes in Erfahrung gebracht. . . «
    Die Nacht war schon weit fortgeschritten, als Tabor, Naemy und Lya-Numi den Hügel hinaufstiegen, auf dem Kiany mit den beiden Riesenalpen auf sie wartete. Schon von weitem erkannten sie, dass die Vögel das Mädchen schützend in ihre Mitte genommen hatten, wo es, in warme Steppenbüffelfelle gehüllt, in leichten Schlaf gefallen war.
    Oben angekommen, ließ sich Lya-Numi seufzend in das weiche Gras sinken. Ihr Blick wanderte zurück zu dem wallenden Nebel, der sein weißes Tuch über Caira-Dan und die Sümpfe von Numark gebreitet hatte.
    Jeder Muskel ihres Körpers schmerzte. Sie fühlte sich kraftlos und so unendlich müde, dass sie dem leisen Gespräch der anderen nicht folgen konnte. Nie zuvor hatte sie eine so große Magie beschworen wie an diesem Abend. Doch obwohl sie sich ausgebrannt und leer fühlte, war ihr Herz voller Freude. Es war ihr gelungen, das Ritual der Heimkehr für ihre toten Brüder und Schwestern zu vollziehen. Das allein zählte. Sie hätte es nicht ertragen, die Seelen ihrer Freunde in den Körpern gefangen zu wissen, den Aasfressern der Sümpfe schutzlos ausgeliefert. Der Gedanke, sie könnten nicht in die ewigen Gärten des Lebens zurückkehren, war ihr unerträglich gewesen. Deshalb klagte sie nicht. Sie hatte gewusst, dass ein Teil ihrer Lebensenergie gemeinsam mit ihren Brüdern und Schwestern zu den Sternen aufsteigen würde, und billigend in Kauf genommen, dass sich ihre Lebensspanne durch diesen mächtigen Zauber um viele Sommer verkürzte. Auch Elfenmagie hatte ihren Preis. Er war nicht so hoch wie bei jenen, die der dunklen Seite dienten, und für gewöhnlich ließ sich die verlorene Energie durch tiefe Meditation zurückgewinnen, doch diesmal war es anders.
    Diesmal war der Verlust endgültig. Lya-Numi spürte es. Zum ersten Mal in ihrem langen Leben machte sich ihr hohes Alter nachdrücklich bemerkbar. Die schmerzliche Trauer um ihre Freunde flüsterte ihr zu, wie angenehm es wäre, allen Kummer abzustreifen und ihrem Volk in die ewigen Gärten des Lebens zu folgen.
    Sehnsüchtig hob sie den Blick zu den Sternen. Hier oben auf dem Hügel war die Luft klar und die zahllosen Himmelslichter über ihr strahlten und funkelten wie leuchtende Kristalle auf einer samtenen Decke.
    »Ese tai ne is she sahil Es ist noch nicht so weit!« Die Worte formten sich wie von selbst in ihren Gedanken und hinterließen ein so heftiges Gefühl der Enttäuschung, dass Lya-Numi erschrak. Wie konnte sie sich nur so hinreißen lassen? Es war nicht richtig, den Tod herbeizusehnen. Was hatte sie doch auf dem Weg zum Hügel zu Tabor gesagt, der nach dem Tod seiner großen Liebe keinen Sinn im Leben sah? »Das Leben ist das größte Geschenk, das die Gütige Göttin zu geben hat. Sie gibt es und sie nimmt es, wie es der große Plan des Lebens erfordert. Auch wenn es uns manchmal grausam und ungerecht erscheint, so dient doch alles einem höheren Ziel und wir, die weiterleben, müssen uns den Aufgaben stellen, die der Plan für uns vorgesehen hat.« Das waren ihre Worte gewesen und jetzt gab sie sich selbst solchen Gedanken hin.
    Lya-Numi ballte die Fäuste. Sie musste sich zusammenreißen. Trauer und Verzweiflung waren Gefühle, die nur allzu leicht den dunklen Mächten zuspielten und finsteren Machenschaften den Weg bereiteten. Das durfte sie nicht zulassen. Ihre Zeit würde kommen, wie sie für jede Elfe kam, doch bis dahin würde sie der Göttin so dienen, wie sie es einst bei der Weihe geschworen hatte.
    »Sheehan?«
    »]a?«
    »Was siehst du?«
    Sheehan? Lya-Numi erstarrte. Ihr Verstand weigerte sich, die Bedeutung der wenigen Worte anzunehmen, die ihre Gedanken streiften, doch ihr Herz

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