Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
plötzlich reifte in ihr ein verzweifelter Entschluss.
Nimrod brannte.
Überall auf den Straßen, bis hinauf zur Inneren Festung, standen die hölzernen Schindeln der Hausdächer in Flammen. Auch die Treppen, die zu den gezimmerten Wehrgängen der Festungsmauer hinaufführten, hatten schon Feuer gefangen. Die helle Mauer selbst war über und über mit dunklem Ruß bedeckt und dort, wo Syhfandils gewaltige Brandgeschosse eingeschlagen hatten, verunstalteten schwelende schwarze Löcher die Reihen der makellos aufgeschichteten Steine.
Der Rammbock, der noch immer in dem riesigen Flügeltor feststeckte, brannte wieder lichterloh, doch noch hielt die Druidenmagie den lodernden Flammenzungen stand, die gierig am Holz der Tore leckten.
Mit versteinerter Miene verharrten Sheehan und Enron am äußersten Rand der Zinnen und warteten darauf, dass der Syhfandil weit genug herankam, damit Sheehan ihn mit den Feuerkugeln angreifen konnte. Die erste flammte bereits in der Hand des Elfenkriegers, doch der Dämon machte keine Anstalten, sich den Mauern noch weiter zu nähern. Brüllend und fauchend schleuderte er aus sicherer Entfernung ein Brandgeschoss nach dem anderen auf Nimrod, als wolle er nicht eher ruhen, bis von der stolzen Festung nur noch verkohlte schwarze Trümmer übrig blieben.
Das trockene Gras, das in der Ebene vor den Mauern wuchs, war längst bis hinauf zu den Hügeln zu Asche verbrannt und die herabfallende Glut der Wurfgeschosse hatte aus dem Erdreich rings um den Dämon einen brodelnden Krater aus geschmolzenem Gestein gemacht, über dem er wie die Verkörperung des Bösen aufragte.
Wieder schleuderte der Dämon ein Brandgeschoss auf die Stelle der Mauer, wo Sheehan und Enron mit dem Mut der Verzweiflung ausharrten. Die glutheiße, gasgefüllte Kugel zersprang nur wenige Längen unterhalb der Mauerkrone.
Die Wucht des Aufpralls riss beide Männer von den Füßen. Schutt und glühende Steine regneten auf sie herab. Sheehan fing den Sturz ab und rollte sich dicht an die Brüstung heran, um dem mörderischen Hagel zu entgehen. Aus den Augenwinkeln sah er Enron stürzen. Der Hauptmann fiel zur Seite, verlor seinen Helm und schlug mit dem Kopf auf ein großes Trümmerstück, das die Explosion aus der Mauer gerissen hatte. Ein ersticktes Keuchen war das Letzte, was der Elf von ihm hörte, dann rührte sich der Grasländer nicht mehr. »Enron!«, rief Sheehan entsetzt. Er wollte schon aufspringen und nach seinem Freund sehen, überlegte es sich jedoch anders.
Ein gewaltiges Beben erschütterte den Boden. Sheehan erstarrte. Vorsichtig hob er den Blick über die Reste der zerstörten Mauer und sah, wie der Dämon die glühende Feuergrube mit schleppenden Schritten verließ und auf Nimrod zustapfte.
Mit einer geschmeidigen Bewegung war Sheehan auf den Bein e n , hob den Arm und schleuderte die erste silbern flammende Kugel. Gespannt beobachtete er den Flug der Elfenmagie und schrie begeistert auf, als sie zischend in Syhfandils Rumpf einschlug. Eine Weile geschah nichts, dann explodierte die rechte Seite der Kreatur in einem grellen Blitz.
Der Feuerdämon wand sich wie unter Schmerzen, während er seinen glutheißen Atem in alle Richtungen blies. Seine feurigen Hände tasteten nach der Stelle, wo Sheehans Kugel eingeschlagen hatte und wo nun ein erloschenes dunkles Loch klaffte.
Sheehan zögerte nicht. Schon hielt er die zweite Kugel in den Händen und schleuderte sie dem Dämon entgegen. Doch diesmal hatte er zu kurz gezielt. Die Kugel sank zu Boden, bevor sie Syhfandil erreichte, und die Explosion richtete keinen Schaden an. Hastig nahm Sheehan die dritte Kugel zur Hand und diesmal traf er wieder.
Der Dämon schrie gepeinigt auf, als das magische Feuer sein Bein berührte und auch hier ein großes schwarzes Loch riss. Doch statt die Wunde auch nur eines Blickes zu würdigen, suchte er die Festungsmauer schnaubend nach seinem Peiniger ab. Der Blick der feurigen Augen traf Sheehan, der gerade die vierte Kugel werfen wollte, und eine wütende Flamme schoss zischend aus Syhfandils breitem Maul.
Der Elf wusste, dass er verloren hatte. Für eine Flucht war es längst zu spät. Große Teile der Wehrgänge und die Treppen hinunter zum Innenhof, die er zur Flucht hätte benutzen müssen, brannten bereits lichterloh. Gebannt beobachtete er, wie der Dämon langsam seinen feurigen Arm hob, und sah, wie in seiner gewaltigen Pranke ein weiteres Brandgeschoss aufflammte.
Die vorletzte magische Kugel fand wie von selbst
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