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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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keuchte Enron. Sein Blick huschte über die Ebene.
    »Dort!« Sheehan hob den Arm und deutete auf die Wälder hinter den Hügeln, wo ein glutroter Feuerschein zwischen den Bäumen aufflammte. Der Nachtwind trug den Verteidigern auf den Zinnen ein leises Summen zu, das entfernt an ein Beschwörungsritual erinnerte. Das Summen schwoll immer mehr an und wurde zu einem unheimlichen Gesang, der Unheil verkündend über den Bäumen aufstieg.
    Die Krieger auf den Zinnen wechselten beunruhigte Blicke. Je lauter der monotone Gesang durch die Dunkelheit hallte, desto heller wurde das Leuchten im Wald. Der Feuerschein, der von einem Lagerfeuer hätte stammen können, wuchs immer schneller und wurde zu einer gewaltigen glühenden Kuppe, die schließlich, einem feurigen Sonnenuntergang gleich, fast den ganzen westlichen Horizont einnahm.
    »Bei der Göttin!« Enron konnte den Blick nicht von dem Furcht erregenden Schauspiel abwenden.
    »Was ist das?«, fragte er und berührte den Arm des Elfenkriegers.
    Sheehan antwortete nicht. Wie gebannt starrte er auf den feurigen Schein, den Blick seltsam entrückt, als würde er hinter dem Feuer noch etwas anderes sehen. Etwas so Grauenhaftes, dass es alle Vorstellungskraft sprengte.
    »Syhfandil«, hauchte er. »Mya ne ntu Syhfandil.«
    Enron runzelte die Stirn. Er verstand die Sprache der Elfen nicht obwohl ihm die Worte seltsam vertraut vorkamen, als hätte er sie schon einmal gehört. Doch er spürte die Furcht, die sich hinter den Worten des Elfenkriegers verbarg. Eine uralte Furcht, die so tief saß, dass ein Mensch sie nicht nachzuvollziehen vermochte. »Syhfandil«, wiederholte er leise Sheehans Worte und plötzlich wusste er, woher er den Namen kannte. Sayen, der Meisterseher, hatte kürzlich davon gesprochen. Syhfandil war der Dämon, der das Heer der Elfen vor langer Zeit fast vernichtete hätte. Syhfandil -der Feuertod. Ein Dämon, dem Schwerter nichts anhaben konnten. Abgrundtief böse und alles vernichtend, wie er war, zehrte er von einem uralten Hass auf alles Leben und trachtete danach, es zu vernichten.
    Enron erschauerte. Sein Blick wanderte zurück zu den Hügeln, wo sich inzwischen die Erde selbst geöffnet zu haben schien und glühende Funken in die Höhe schössen. »Syhfandil«, murmelte er noch einmal. Plötzlich verließ ihn aller Mut. Wenn Sheehans Vermutung der Wahrheit entsprach, war Nimrod verloren.
    Als der monotone Gesang der Magier verstummte, senkte sich eine unwirkliche Stille über die Ebene. Kein Lufthauch regte sich und weder von den Zinnen noch in der Ebene war ein Laut zu hören. Es hatte fast den Anschein, als wären die vielen hundert Geschöpfe, die sich hier gegenüberstanden, nicht wirklich, sondern nur die geisterhaften Abbildungen von Kriegern auf einem gigantischen Schlachtengemälde. Nicht nur die Cha-Gurrline in der Ebene, auch die Verteidiger Nimrods verharrten reglos an ihren Plätzen und starrten gebannt zum nahen Wald hinüber. Die Stille wurde fast unerträglich.
    Dann sank der Feuerschein über den Bäumen in sich zusammen und wurde zu einem tiefroten Glühen. Die Luft schien sich zu verdichten und die ungeheure Magie, die freigesetzt wurde, machte den Verteidigern das Atmen schwer. Keuchend sanken sie zu Boden oder stützten sich auf die Mauerbrüstung.
    »Bei der Göttin, was ?« Enron brach keuchend ab, denn in diesem Augenblick ertönte der Schrei. Er zerriss die Stille, so schrecklich und beängstigend, dass den Menschen das Blut in den Adern gefror.
    Wie auf einen geheimen Befehl hin teilten sich die dichten Reihen der Cha-Gurrline, bis ein etwa zweihundert Längen breiter Korridor entstand.
    Ein dumpfer Laut hallte durch die Nacht und brachte den Boden zum Erbeben. Die Erschütterung war so groß, dass einige der Verteidiger von den Füßen gerissen wurden und feiner Staub aus den Fugen der Festungsmauer rieselte. Dem ersten Beben folgte ein weiteres und dann ein drittes. Es klang wie der schwere stampfende Schritt eines gewaltigen Wesens. Etwas näherte sich.
    Wieder erbebte die Erde, während sich das feurige Glühen langsam auf Nimrod zubewegte. Enron warf Sheehan einen fragenden Blick zu, doch der Elf beachtete ihn nicht. Sein Gesicht hatte jede Farbe verloren. Mit versteinerter Miene starrte er auf den breiten Korridor. Seine Gedanken schienen weit weg der Elfenkrieger hatte Angst.
    In diesem Augenblick fiel der erste glutrote Feuerschein auf die Ebene und ein entsetzter Aufschrei flutete durch die Reihen der Verteidiger.

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