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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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das rastlose Treiben vor den Toren der Festungsstadt, auf deren Zinnen unzählige farbenprächtige Wimpel und Flaggen im Licht der Morgensonne erstrahlten.
    Auf dem gepflasterten Marktplatz vor der Inneren Festung Nimrods herrschte ein dichtes Gedränge. Hunderte von Menschen schoben sich durch die schmalen Gassen zwischen den Ständen der Händler und Bauern, die ihre Waren lautstark feilboten. Uberall wurde gehandelt, gefeilscht und verkauft, denn der Sommer neigte sich dem Ende zu, und viele Bewohner der Stadt deckten sich bereits mit Vorräten für den Winter ein.
    Paira hockte auf einem Kistenstapel hinter dem Marktstand ihrer Mutter und langweilte sich. Auf dem Tisch warteten unzählige Rüben und Kohlköpfe darauf, den Besitzer zu wechseln, doch das Geschäft lief nicht besonders gut. Nur wenige waren bereit, sich jetzt schon mit dem schweren Gemüse abzuschleppen, zumal die frostharten Sorten noch mindestens zwei Mondläufe auf dem Markt erhältlich sein würden.
    Paira ärgerte sich, dass sie nicht bei Fedeon geblieben war. Die wenigen Kunden hätte ihre Mutter ohne weiteres allein bedienen können. So blickte Paira ohne rechte Anteilnahme auf die vorbeiströmenden Menschen, während sie den Worten eines Geschichtenerzählers lauschte, der ganz in der Nähe auf einem leeren Händlerkarren saß. In der Hoffnung auf ein paar Kupferstücke erzählte er den Kindern eine abenteuerliche Geschichte, die er selbst am Rande der Finstermark erlebt haben wollte. Paira schmunzelte. Die Worte, mit denen der Mann sein Abenteuer beschrieb, waren gut gewählt und geeignet, die Leute in ihren Bann zu ziehen. Doch selbst wenn die Geschichte einen Funken Wahrheit in sich trug, war sie doch zweifellos übertrieben und so unglaubwürdig, dass Paira belustigt den Kopf schüttelte. Dennoch hörte sie weiter zu; schließlich kam es nicht oft vor, dass sich ein Geschichtenerzähler in unmittelbarer Nähe befand, und seinen Worten zu lauschen war ein angenehmer Zeitvertreib.
    Unvermittelt wurde die Stimme des Geschichtenerzählers laut und bedrohlich.
    » ... da sah ich, wie sich der Monghul aus den Schatten der Finstermark erhob und mit stampfenden Schritten auf mich zustürmte.« Der erdfarbene Umhang des Geschichtenerzählers bauschte sich, als er vom Karren sprang und sich den zwei Dutzend Kindern zuwandte, die seinen Worten gebannt gelauscht hatten. Die Arme zu einer dämonischen Geste erhoben, die er mit drohendem Knurren und Zähnefletschen unterstrich, schritt er langsam auf die Jungen und Mädchen zu, als wäre er selbst zu der reißenden Bestie geworden.
    Die Kinder kreischten entsetzt auf. In ihren Gesichtern spiegelten sich abwechselnd Furcht und Neugier, als wüssten sie nicht, ob sie fortlaufen oder bleiben sollten. Die Mädchen schlugen ängstlieh die Hände vor den Mund, und die Jungen vermochten vor Anspannung kaum noch still zu sitzen. Der Geschichtenerzähler stand jetzt unmittelbar vor ihnen, schnaubte wie ein wild gewordener Monghul und schlug mit zu Klauen gekrümmten Händen um sich. Dann brüllte er plötzlich auf und beugte sich mit gebleckten Zähnen über ein kleines Mädchen, als wollte er es fressen. Das war zu viel.
    Schreiend sprangen die Kinder auf und brachten sich in Sicherheit. Das kleine Mädchen floh weinend in die Arme seiner Mutter, die an einem nahe gelegenen Marktstand Einkäufe tätigte, und verbarg das Gesicht in deren Gewändern, während die anderen Kinder das Gebaren des Geschichtenerzählers aus einiger Entfernung misstrauisch beobachteten.
    Nur ein Junge von ungefähr elf Jahren zeigte keinerlei Furcht. Mit einer geschmeidigen Bewegung sprang er auf, zog das kurze Holzschwert, das er im Gürtel bei sich trug, und streckte es dem Geschichtenerzähler mutig entgegen.
    »Keinen Schritt weiter, du Ungeheuer«, rief er mit fester Stimme. »Wenn du mir zu nahe kommst, töte ich dich.«
    Der Geschichtenerzähler grunzte wie der gefürchtete Monghul, jenes schauderhafte, blutrünstige Wesen, das den Legenden Thaies nach in der Finstermark lebte, für dessen Dasein es aber keine Beweise gab. Misstrauisch beäugte er die Gestalt des Jungen, der sich ihm, obwohl um mehr als drei Köpfe kleiner, wagemutig in den Weg gestellt hatte. Dabei machte er mit den Armen unnatürlich schlenkernde Bewegungen, grunzte und schnaubte und neigte den Kopf hin und her wie eine verwirrte Bestie, die sich in einer völlig ungewohnten Lage befindet.
    Die Menschen auf dem Marktplatz hatten innegehalten. Niemand

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