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Die Satanischen Verse

Die Satanischen Verse

Titel: Die Satanischen Verse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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hat die schönsten Melodien?
    Folgendes waren die ersten Worte, die Gibril Farishta sprach, als er auf dem schneebedeckten englischen Strand erwachte, neben seinem Ohr, so unwahrscheinlich es klingt, ein Seestern:
    »Wiedergeboren, Spoono, du und ich. Alles Gute zum Geburtstag, mein Herr; alles Gute zum Geburtstag.«
    Worauf Saladin Chamcha hustete, prustete, die Augen öffnete und, wie es sich für ein Neugeborenes gehört, in lächerliche Tränen ausbrach.

2

    Reinkarnation war stets ein Lieblingsthema von Gibril gewesen, der seit fünfzehn Jahren der größte Star in der Geschichte des indischen Films war, schon bevor er
    »wundersamerweise« den Phantom-Bazillus besiegte, von dem alle geglaubt hatten, er würde seinen Verträgen für immer ein Ende setzen. Vielleicht hätte also irgendjemand voraussagen können - nur tat es niemand -, dass ihm, sobald er wieder auf den Beinen war, sozusagen das gelingen würde, woran die Bakterien gescheitert waren, und dass er eine Woche vor seinem vierzigsten Geburtstag auf immer aus seinem alten Leben hinausmarschieren und - pffft! - wie durch einen Zaubertrick verschwinden würde, ins Nichts.
    Die ersten, die seine Abwesenheit bemerkten, waren die vier Mitglieder seines Filmstudio-Rollstuhlteams. Schon lange vor seiner Krankheit hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, sich auf dem großen D.W. Rama-Gelände von dieser Truppe schneller, verlässlicher Athleten von Szene zu Szene transportieren zu lassen, weil ein Mann, der »simultan« bis zu elf Filme drehte, seine Kräfte schonen musste . Gelenkt von einem komplexen System von Kodes, das aus Strichen, Kreisen und Punkten bestand und das Gibril noch aus seiner Kindheit inmitten der legendären Essensläufer von Bombay (von denen später noch die Rede sein wird) in Erinnerung war, flitzten die Rollstuhlschieber mit ihm von Rolle zu Rolle und lieferten ihn genauso pünktlich und unfehlbar ab, wie sein Vater einst das Essen abgeliefert hatte. Und nach jeder abgedrehten Szene sprang Gibril wieder in den Stuhl und ließ sich mit hoher Geschwindigkeit zur nächsten bringen, wurde umkostümiert, geschminkt und bekam seinen Text in die Hand gedrückt. »Eine Filmkarriere in Bombay«, erklärte er seiner getreuen Mannschaft, »ist eher wie ein Rollstuhlrennen mit ein, zwei Boxenstopps unterwegs.«
    Nach der Krankheit, der Gespenstischen Bakterie, der Mysteriösen Malaise, dem Bazillus, arbeitete er wieder, ließ es langsam angehen, mit nur sieben Filmen gleichzeitig… und dann, einfach so, war er nicht mehr da. Der Rollstuhl stand leer zwischen den verstummten Studios; seine Abwesenheit enthüllte die schäbige Scheinwelt der Kulissen. Rollstuhlfahrer eins bis vier baten um Nachsicht für den fehlenden Star, als sich der Zorn der Filmverantwortlichen auf sie entlud: Ji, sicher ist er krank, er war immer für seine Pünktlichkeit berühmt, nein, warum kritisieren, Maharadschas, großen Künstlern muss man von Zeit zu Zeit ihre Launen zugestehen, na; und zum Dank für ihre Beteuerungen wurden sie zu den ersten Opfern von Farishtas unerklärlichem Simsalabim, sie wurden gefeuert, vier drei zwei eins, ekdumjaldi, vor die Pforten des Studios gesetzt, und ein Rollstuhl lag verwaist und verstaubt unter den künstlichen Kokospalmen auf einem Strand aus Sägemehl.
    Wo war Gibril? Filmproduzenten, siebenfach im Stich gelassen, gerieten in kostspielige Panik. Sehen Sie dort, auf dem Willingdon-Golfplatz - heutzutage nur noch neun Löcher, nachdem aus den anderen neun Wolkenkratzer wie turmhohes Unkraut gesprossen waren, oder besser wie Grabsteine, die das Gelände markieren, wo der gefledderte Leichnam der alten Stadt lag - dort, genau dort verpatzen hochrangige Manager die einfachsten Schläge; und blicken Sie hinauf, von den höheren Etagen wehen Büschel gepeinigten Haars herunter, das vormals auf Direktorenköpfen wuchs. Die Aufregung der Produzenten war nur zu verständlich, denn in jenen Tagen der sinkenden Besucherzahlen und der Produktion historischer Seifenopern und zeitgenössischer Hausfrauenschnulzen durch das Fernsehen gab es nur einen Namen, der, wenn er über einem Filmtitel prang te, immer noch eine todsichere, hundertprozentige Garantie für einen Ultrahit, eine Supersensation bedeutete, und der Träger besagten Namens war abgereist, nach oben, nach unten oder zur Seite, jedenfalls unzweifelhaft und unbestreitbar verduftet…
    Nachdem Telefone, Motorradfahrer, Polizisten, Froschmänner und Boote, die den Hafen mit Netzen nach

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