Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)
Schnell!«
Die Männer holten umgehend eine Bahre aus dem Krankenwagen und kamen zu Karl gelaufen. Drei Polizisten stiegen aus den Streifenwagen aus und kamen ebenfalls näher.
»Schon gut, Sir. Alles wird gut. Wir haben sie«, sagte einer der Sanitäter.
»Woher … woher wussten Sie, dass Sie hier gebraucht werden? Ich wollte anrufen, hatte aber kein Netz«, sagte Karl, der den Männern zum Krankenwagen folgte.
»Wir haben keinen Anruf wegen Ihrer Tochter bekommen, Sir. Es ging um diesen Mann«, sagte der Sanitäter und zeigte auf eine Gestalt, die im Inneren des Wagens lag. »Er wurde überfallen und mit aufgeschlitzter Kehle liegen gelassen – offenbar hielt ihn der Täter für tot.«
Karl wurde übel, als er den reglosen Willie da liegen sah.
»Kennen Sie diesen Mann, Sir?«, fragte einer der Polizisten, der plötzlich direkt neben Karl stand.
»Sein Name ist Willie … William Morgan, ein guter Freund von mir.«
»Sie müssen im Revier eine Aussage machen, Sir. Wir müssen wissen, was hier geschehen ist.«
»Mein Name ist Karl Kane. Rufen Sie Inspektor Mark Wilson an. Er wird Ihnen alles erklären. Ich möchte gern meine Tochter und meinen Freund ins Krankenhaus begleiten. Klar?«
»Ich nehme an, wir könnten …«
Plötzlich erbebte der Boden.
»Was zum Henker war das?«, fragte einer der Polizisten. »Hat sich fast wie ein kleines Erdbeben angefühlt.«
Karl sah schmerzerfüllt zu dem Gefängnisbau, bevor er in den Krankenwagen einstieg.
»Schafft er es?«, fragte Karl und betrachtete den reglosen Willie.
»Wer weiß«, entgegnete einer der Sanitäter mit neutraler Miene. »Es dürfte knapp werden, aber wenn er es schafft, verdankt er sein Leben Mrs Blackburn.«
»Mrs Blackburn?«
»Ja. der alten Dame in Nummer achtzehn«, antwortete der Mann und zeigte zu der alten Frau auf der anderen Straßenseite. »Sie hat gesehen, wie er überfallen wurde, und wählte den Notruf.«
Karl sah über die Straße. Die alte Dame – die Willie als naseweise alte Vettel bezeichnet hatte – stand mit verschränkten Armen da und betrachtete den Schauplatz und die wachsende Menschenmenge.
Sekunden später raste der Krankenwagen in die Nacht hinein.
Epilog
Lynne und Naomi wechselten kaum ein Wort miteinander, während Karl sich mit Kaffeekochen beschäftigte. Im Apartment herrschte eine greifbar eisige Atmosphäre.
»Wie geht es Katie, Lynne?«, fragte Naomi verlegen, aber mit besorgter Miene. »Karl sagte, sie hat Schlafstörungen.«
Sekunden vergingen, bis Lynne schließlich antwortete. »Ich war gestern Nacht bei ihr, da schlief sie tief und fest, aber das lag vermutlich an den starken Beruhigungsmitteln. Sie muss sich einer monatelangen medizinischen Behandlung unterziehen, um den post-traumatischen Stress zu verarbeiten.«
»Was für einen schrecklichen Albtraum sie durchmachen musste.«
»Gott sei Dank ist er vorbei.«
»Gott hat damit nichts zu tun, Lynne«, sagte Karl, der aus der Küche kam. »Brendan Burns hat den Albtraum beendet.«
»Natürlich. Ich meinte nur …«
»Entschuldige, dass das so schroff rausgekommen ist, Lynne. Ich weiß, was du gemeint hast. Aber Gott muss geschlafen haben, während das alles passiert ist, genau wie bei den anderen Morden.«
»Seien wir einfach dankbar«, beschwichtigte Naomi diplomatisch.
»Ich habe gerade mit dem Krankenhaus telefoniert. Die haben Willies Zustand von kritisch auf ernst heruntergestuft. Die Ärzte sagen, dass er wieder ganz der Alte wird.«
»Das sind gute Neuigkeiten«, sagte Lynne.
Naomi nickte zustimmend. »Oh, bevor ich es vergesse«, sagte sie, »Tom hat vorhin angerufen und nach Katie gefragt. Er sagte, die Polizei hat den Namen des jungen Mädchens veröffentlicht, das Hannah in dem Tunnel ermordet hat. Judy McCambridge. Offenbar auch eine Ausreißerin.«
»Dieser Dreckskerl schmort jetzt in der Hölle«, sagte Lynne, deren Gesicht sich plötzlich veränderte. »Ein Jammer, dass er so schnell gestorben ist.«
Karl sagte nichts; er war in Gedanken bei Brendan Burns, der die Explosion ausgelöst hatte. Aus den Polizeiberichten ging hervor, dass die Wucht der Explosion in dem engen Raum so groß gewesen war, dass die Polizei nicht sagen konnte, ob sie die Reste von einer oder zwei Leichen gefunden hatten. Auch die Medien waren sich uneins und diskutierten, ob Brendan Burns ein Held oder ein Schurke war. Trotzdem stimmte die Presse fast zähneknirschend darin überein, dass Burns eine entscheidende Rolle bei Katies
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