Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
Vom Netzwerk:
sagst
du? Kinker?«
    Ein Zittern
durchlief seinen Körper, dann hatte sich die Anzahl der Leichen hier
verdoppelt.
    Bevor ich mir
Egons Gestammel durch den Kopf gehen ließ, musste ich erst mal zwischen zwei
Alternativen wählen: entweder die Bullen rufen oder sämtliche Finger- und
Fußabdrücke im Umkreis von einem halben Kilometer verwischen. Die Faulheit
siegte, und so tippte ich meine Lieblingsnummer ins Handy, das
dankenswerterweise auf dem Tisch lag.
    »Polizeidienststelle
Dülmen, Reichert am Apparat«, wurde bereits nach dem zehnten Läuten abgenommen.
    »Schicken Sie
den Totengräber los, er hat Kundschaft .«
    »Nannen! Sie
wollen doch nicht etwa andeuten, dass Sie wieder über eine Leiche gestolpert
sind ?« , brummte es mir entgegen.
    »Bei Ihrer
Kombinationsgabe steht Ihnen eine glänzende Karriere bevor. Haben Sie was zu
schreiben ?« , erklärte ich aus dem Gedächtnis den Weg
zu meinem Aufenthaltsort.
    »Kann dauern,
bis wir dort sind. Dieser Drecksschnee hat ein mittleres Verkehrschaos
ausgelöst. Bewegen Sie sich nicht von der Stelle, und rühren Sie auf keinen
Fall etwas an .«
    »Werd schon
nicht weglaufen«, klickte ich das Gespräch weg. Wenn sich das Eintreffen der
Polizei verzögerte, umso besser. Ich wanderte in den Lagerraum und stellte
fest, dass das Interieur arg dezimiert war. Von den Kisten fehlte jede Spur,
nur zwei prallvolle Kartoffelsäcke waren gegen die Rückwand gelehnt.
Festkochend. Vorwiegend.
    Entweder
waren die Kisten weggeschafft worden, als ich bewusstlos im Schweinestall
gelegen hatte, oder Kasimir hatte die Ladung abtransportiert.
    Für den
Moment verzichtete ich auf eine tiefschürfende Pros&Cons-Analyse, denn
zuerst musste ich eine gute Geschichte für Reichert erfinden.
    Als ich zu
meinem Auto stapfte, um Kippen zu holen, fiel mir ein zugeschneiter Ford Ka
auf, der einsam am Waldrain stand. Obwohl nicht abgeschlossen, widerstand ich
dem Drang, das Innere zu durchsuchen, denn ich wollte den Bullen nicht noch
mehr Material gegen mich in die Hand geben. Würde auch so schwierig genug
werden, mit einem blauen Auge davonzukommen.
    Stattdessen
wischte ich das Nummernschild frei und prägte mir das Coesfelder Kennzeichen
ein, was nicht schwer war, entsprachen die Buchstaben doch meinen Initialen und
die Nummer meinem Alter.
    Zurück auf
dem Hof postierte ich mich unter dem Vordach, steckte eine Fluppe an und dachte
über eine gute Geschichte für Reichert nach.
    Gefühlte
zwölf Jahre später knirschten drei Streifenwagen über den schneebedeckten Boden
und spuckten vier Beamte aus.
    »Wo ist Ihr
Opfer, Nannen ?« , verzichtete Reichert wie üblich auf
die förmliche Anrede.
    »Es sind
zwei. Der eine namens Claude liegt im Stall, der andere mit dem progressiven
Namen Egon hier«, zeigte ich aufs Hauptgebäude.
    »Lassen Sie
hören«, fixierte er mich mit stahlblauem Blick, während seine Kollegen
loszogen, die Überreste einzusammeln.
    »Im Rahmen
einer routinemäßigen Überwachung wurde ich entdeckt, überwältigt,
niedergeschlagen und in eine Schweinebox gesteckt«, hatte ich bisher noch nicht
lügen müssen.
    »Wo Sie
hingehören .« Haha, war der Kerl lustig.
    »Wenn Sie
mich beleidigen, könnte es mir in den Sinn kommen, Ihnen einen Haufen Lügen
aufzutischen .«
    »Seit wir uns
kennen, haben Sie mir nichts als Märchen aufgetischt. Trotzdem zeige ich guten
Willen und biete Ihnen die Chance, weiterhin einen Polizeibeamten zum Narren zu
halten. Fahren Sie fort .«
    »Der
tätowierte Kerl im Schweinestall wollte mich umbringen. Anstatt jedoch schnell
abzudrücken, hat er mir ein Messer in die Hand gedrückt und ein Duell Mann
gegen Mann gefordert. War wohl ein verkappter Romantiker .«
    »Natürlich
haben Sie gewonnen«, runzelte mein Gegenüber die Stirn.
    »Nee,
eigentlich hatte ich schon mit dem Leben abgeschlossen, als dieser Claude durch
einen sauberen Schuss niedergestreckt wurde. Er war sofort tot .«
    »Klar, warum
auch nicht, und anschließend hat sich sein Kollege reumütig umgebracht«, ging
mir der Grünbefrackte erheblich auf den Senkel.
    »Bei dem
Schützen handelte es sich nicht um Egon, sondern um einen Privatdetektiv namens
Kasimir Hollek .«
    »Ein
Berufskollege, soso ?« , zwirbelte Ludger an seinem
monströsen Schnäuzer herum.
    »Nach den
durchlittenen Strapazen hatte ich natürlich keinen in den Stall gelassen.
Hollek hat seine Schnüfflerlizenz unter der Tür durchgeschoben, und ich habe
nichts an ihr auszusetzen gehabt .«
    »Was geschah
dann?

Weitere Kostenlose Bücher