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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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andeuten...«, ließ ich den Satz unvollendet.
    »Ich deute
nicht nur an. Wir haben sie in Ihrer Hand gefunden und die Registriernummer
überprüft. Die gerichtsmedizinische Untersuchung wird ergeben, dass Kinker mit
Ihrer Waffe ermordet worden ist«, freute Reichert sich wie ein Kind vor der
Weihnachtsbescherung.
    »Der Mörder
muss die Knarre aus meinem Wagen gestohlen haben .«
    »Erzählen Sie
das dem Richter. Sie sind festgenommen. Sie haben das Recht, die Aussage zu
verweigern. Alles, was Sie sagen, kann...«
    »Sparen Sie
sich den Sermon. Ich möchte meinen Anwalt anrufen .«
    »Soll ich
Ihnen Bossis Nummer raussuchen? Der ist auf aussichtslose Fälle spezialisiert .«
    Reicherts
Spott konnte mich nicht aus der Fassung bringen, denn dafür hatten bereits die
erdrückenden Indizien gesorgt. Klaus Lindner war Anwalt und mein Freund. Er
würde das Unmögliche möglich machen.
    Ich nahm das
Telefon und tippte Lindners Nummer in die Tasten. Währenddessen schwang Ludger
die Füße auf den Schreibtisch, entzündete ein Zigarillo und blies mir
Rauchkringel ins Gesicht.
    »Der Klausi
kann nicht ans Telefon kommen. Ist gerade schwer beschäftigt«, kicherte eine
weibliche Stimme.
    »Hol sofort
den Anwalt an den Apparat .«
    »Piano,
piano«, schüttelte der Bulle den Kopf.
    »Huch, was
für ein harter Bursche. Der lässt sich nicht abwimmeln, Klausi«, quietschte es
aus dem Hörer.
    »Äh, Lindner.
Mit wem spreche ich ?«
    »Dieter. Ich
sitze in der Scheiße und brauche deine Hilfe .« Schnell
die Geschichte runtergeleiert, die auch Reichert zu hören bekommen hatte.
Lindner versprach, morgen vorbeizukommen. Heute Abend könne er nichts mehr
unternehmen.
    Nach einem
matten Danke ergriff Reichert wieder das Wort: »Dann wollen wir mal zur
Besichtigung Ihres Zimmers schreiten. Damit es nicht zu langweilig wird, haben
wir extra noch einen Totschläger eingebuchtet .«
    Als ich die
Zelle betrat, traf mich fast der Schlag. Auf der linken Pritsche hatte sich ein
Typ ausgestreckt, der leidenschaftlich in der Nase popelte und Josef Hisker
hieß. Kein Zweifel möglich: Es handelte sich um den Bauern, den ich im letzten
Herbst — mir kam es wie eine Ewigkeit vor — beschattet und des Ehebruchs
überführt hatte. Konnte nur hoffen, dass er nicht wusste, wer ihn ans Messer
geliefert hatte, denn immerhin saß er hier wegen Totschlags, wenn Reichert
keinen Mist erzählt hatte.
    Ich knallte
mich auf meine Pritsche, ohne den Seitenspringer zu beachten.
    »Josef
Hisker, habe meine geliebte Gisela Maria die Treppe runtergestoßen, weil sie
sich scheiden lässt«, polterte er plötzlich los, während er ein besonders
prächtiges Exemplar aus der Nase zog.
    »Dieter
Nannen, ich soll drei Leute gekillt haben«, brauchte ich nicht mal zu lügen, um
mir Respekt zu verschaffen. Eine Frau die Treppe runterschubsen, dafür hatte
ich als dreifacher Mörder nur ein Achselzucken übrig. Immerhin schien Jupp
nicht zu wissen, dass ich seine Alte mit den delikaten Fotos versorgt hatte.
    »Und jetzt
möchte ich pennen, klar ?« , spielte ich meine Rolle als
harten Hund weiter. Funktionierte tadellos, denn Hisker schloss den Mund und
ließ die Finger wieder auf Entdeckungsreise gehen.
    Ich hingegen
konzentrierte mich darauf, die Spinnen in der Zelle zu zählen. Es waren acht.
Wurde wohl wöchentlich gereinigt, das Drecksloch.
    Das war ganz
schön starker Tobak gewesen in den letzten Tagen. Ordentliche Action, etliche
Leichen, Drogen, schöne Frauen, Knast. Alles drin, was das Leben interessant
gestaltete.
    Nichtsdestotrotz
hätte ich momentan gern mit einem Mitarbeiter des Katasteramtes getauscht. Insbesondere
Kinkers Ermordung mit meiner Waffe sorgte für ein starkes Grummeln in der
Magengegend.
    Da ich
zurzeit aber nichts an der Situation ändern konnte, versuchte ich Hisker zu
kopieren, der mit der Lautstärke eines Mähdreschers schnarchte. Berufskrankheit.
Aufgrund völliger psychischer und physischer Erschöpfung gelang mir dies auch
mühelos.
    Mitten in der
Nacht erwachte ich und blickte sofort zu meinem Zellenkumpan hinüber. Dieser
gab schweißgebadet seltsame Geräusche von sich, wobei sein Gestammel nach
kurzer Eingewöhnungsphase immer deutlicher zu verstehen war.
    »Naomi, komm,
drück ordentlich was raus, oder willst du uns alle in den Ruin treiben mit den
drei Tropfen .« Urplötzlich richtete Hisker sich auf:
»Claudia, hast du schon wieder Durchfall? Diese verdammte Silage.« Dann sackte
er in sich zusammen und knallte mit dem Kopf

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