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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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heftig auf die Pritsche, ohne
jedoch aufzuwachen. »Heidi, jetzt ist auch noch dein Euter entzündet, so ein
verdammter Mist .« Gab’s das? Jupp Hisker redete im
Schlaf mit seinen Kühen, denen er zu allem Überfluss auch noch Model-Namen
gegeben hatte.
    »Kate, wenn
ich das Schwein erwische, dass mich bei meiner Frau verpfiffen hat, dann darfst
du es platttreten .« Schöne Schlagzeile: Magersüchtige
Moss trampelt Bulderner Privatschnüffler tot. »Katarina, keine Sorge, du bist
auch herzlich eingeladen, und anschließend gibt es frisches Gras für alle«,
fuhr der Bauer fort.
    Was blieb mir
anderes übrig, als wieder einzuschlafen?
     
    Um sieben erhielten wir Waschzeug von
einem jungen Polizisten mit Vokuhila, aber ohne Oliba, und durften uns der
Körperpflege widmen. Anschließend wurde mit den Worten »ich hoffe, es schmeckt,
Frau Reichert höchstpersönlich hat es zubereitet« das Frühstück serviert.
    Das Ei war zu
weich, das Brot zu hart. Die Leberwurst schmeckte ranzig und der Kaffee nach
Spülwasser. Wenn Reichert mit diesem Fraß in den Tag geschickt wurde, war es
kein Wunder, dass er ein Ekel war. Generös überließ ich Hisker meine Portion,
der sich überschwänglich bedankte.
    »Wann kann
ich mit meinem Anwalt reden ?« , sprach ich den
Grünbefrackten an, als er das Geschirr abholte.
    »Gegen elf
liegt der Bericht von Gerichtsmedizin und Ballistik vor. Dann entscheidet
Reichert über die Beantragung des Haftbefehls. Ihr Rechtsbeistand wird zugegen
sein .«
    Punkt elf wurde
ich abgeholt und in Ludgers Büro geführt. Dieser kauerte hinter dem
Schreibtisch und starrte missmutig in die Gegend. Klaus Lindner, der ein
eingerahmtes RAF-Fahndungsplakat geradegerückt hatte, schritt mit
ausgestreckter Hand auf mich zu: »Lass uns abhauen .«
    Während ich
seine Flosse schüttelte, verstand ich die Welt nicht mehr.
    »Was ist
passiert? Gestern noch wurde mir der Elektrische Stuhl in Aussicht gestellt,
und jetzt kann ich mich einfach vom Acker machen ?« ,
schwenkte mein Blick zwischen Klaus und Ludger hin und her.
    »Der
Ballistiker hat zwar bestätigt, dass Kinker mit Ihrer Pistole erschossen worden
ist, aber Sie können es nicht gewesen sein«, räusperte Reichert sich. »Der
Polizeiarzt hat Kinkers Tod auf siebzehn Uhr terminiert. Die Blutprobe hat
jedoch ergeben, dass Sie zu diesem Zeitpunkt so zugedröhnt waren, dass Sie als
Täter nicht in Frage kommen .«
    »Wenn ihr
mich unbedingt loswerden wollt, nur zu«, stießen meine Mundwinkel an die Ohren.
    »Sie sind ein
Glückspilz«, knurrte Reichert. »Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir Sie
behalten. Immerhin haben Sie sich unter Vorspielung falscher Tatsachen Zutritt
zu einer fremden Wohnung verschafft .«
    »Bestellen
Sie Ihrer Gattin schöne Grüße«, ging ich nicht auf sein Gelaber ein. »Das
Frühstück war phantastisch .«
    »Das glauben
Sie doch selbst nicht«, hatte er aber so was von Recht.
    Hier hielt
mich nichts mehr. Ich sammelte meine Siebensachen ein, dann verließ ich
zusammen mit Lindner die Wache. Draußen bedankte ich mich bei Klaus für die
Hilfe. Er war zwar umsonst gekommen, aber er war gekommen.
     
     
     

19
     
     
    Beim Betreten meiner Kemenate fand ich
meinen Glauben wieder, und zwar den Glauben an Heinzelmännchen, denn von der
gestrigen Verwüstung war nichts mehr zu sehen. Schön, eine Frau im Haus zu
haben.
    Glauben war
ein gutes Stichwort, hatte ich doch heute meinen Auftritt als Organist im
Bulderner Dom. Um fünf hatte der liebe Gott in Gestalt des Dorfpfarrers Wilpert
eine Adventsandacht angesetzt, und aufgrund der kurzfristigen Absage von Frau
Schwöppke, einer nicht mehr ganz taufrischen Lady, deren Rentnerdasein bereits
länger andauerte als ihr erfülltes berufliches Wirken in der örtlichen
Metzgerei, musste ich heute ran.
    Höchst
suspekt, dass die sogenannte kurzfristige Absage der Orgelvirtuosin mit den
gichtkranken Griffeln bereits vor mehr als einem Monat erfolgt war, aber
Schwamm drüber. Die Landbevölkerung dankte es mir mit etlichen Vergünstigungen
— konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal für frische Vollmilch
oder Eier aus Freilandhaltung gelöhnt hatte — , und tief im Innern träumte ich
immer noch von einer Karriere als Keyboarder in einer Rockband und war froh,
dass die Finger nicht einrosteten.
    »Bettina !« , rief ich in die Tiefen der Wohnung und wurde vom Echo
fast gegen die Haustür geschleudert. Kein Wunder, stand doch kein Krempel
herum, der den Schall hätte

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