Die Sau und der Mörder
Schmutz gezogen .«
»Sparen Sie sich das Gequatsche, Sie Schmierenpoet. Der Mord an Grutz ist aufgeklärt .«
Sofort war Ruhe im Karton.
»Sie wissen, wer Fiermann umgebracht hat? Sie treiben Ihren Schabernack zu weit, Herr Nannen .«
»Der Kerl heißt Balthasar Kinker und ist der Tote auf dem Foto .«
»Und wer, wenn nicht Ihre Wenigkeit...?«
»Keine Ahnung. Als ich Kinkers Geständnis erhalten hatte, fiel ein Schuss. Bevor ich mich umdrehen konnte, kriegte ich eins auf die Rübe. Der Rest ist uninteressant .«
»Ich sehe, ich muss Ihnen mein aufrichtiges Pardon anbieten. Obwohl ich befürchte, dass Sie es ablehnen werden«, starrte Vaginowski mich ehrfürchtig an.
»Ich akzeptiere«, erklärte ich großzügig.
»Und warum hat dieser Kinker unseren großartigen Hermann ermordet ?« , ließ er nicht locker.
»Hass auf Literatur. Ihm wurde der Hauptschulabschluss verwehrt, weil er ein Gedicht von Grutz missinterpretiert hatte. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihn und alle seine Freunde umzubringen. Es gibt sogar eine Liste mit den Todeskandidaten. Sie wären der Nächste gewesen .«
»Dann habe ich Ihnen mein Leben zu verdanken, mein teurer Freund .«
»In der Tat. Kinkers Abschussliste werde ich dem Bericht beifügen. Dann können Sie sich ein Bild von der Gefahr machen, in der Sie geschwebt haben. Sie haben verteufeltes Glück gehabt, dass Kinker umgelegt wurde. Ansonsten wäre die deutsche Literatur um ein weiteres Glanzlicht ärmer gewesen«, trug ich dick auf.
»Ich bin Ihnen auf ewig dankbar. Mein nächstes Werk wird Ihnen gewidmet sein. Ich werde einen Odenzyklus auf den Heroen verfassen, der mich vor physischer Vernichtung errettet hat. Lass dich umarmen, Bruder .«
Ehe ich mich in Sicherheit bringen konnte, schnellte Vaganz hoch, umklammerte mich und küsste mich auf beide Wangen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich Sarah einen grinste.
Mit einem Gewaltakt riss ich mich los: »Es reicht. Ich habe nur meinen Job erledigt. Zeigen Sie Ihre Dankbarkeit durch die pünktliche Überweisung des Honorars .«
»Naturellement. Ich werde sofort zur Bank eilen und pecunia auf dein Konto fließen lassen .«
Entgegen der Ankündigung unternahm er aber wieder Anstalten, sich hinzusetzen.
»Dann machen Sie das sofort«, wollte ich ihn endlich aus der Wohnung haben.
»Nun gut«, griff er sich den Mantel, rückte den Schlips zurecht und ging in Richtung Tür.
»Du kannst auf mich zählen, Dietrio. Wir müssen unbedingt zusammen speisen. Ich kenne einen Schlemmertempel, da gibt es gar köstlich zubereitete Schneckchen, die selbst vor deinem gestrengen Gaumen bestehen dürften. Und, übrigens...«
»Ja, bitte ?« , kam es genervt aus dem Munde des berühmten Privatschnüfflers.
»Denke bitte an den Bericht. Nicht, dass ich drängen will, aber die anderen Serapionsbrüder...«
»Übermorgen wird er auf Ihrem Schreibtisch liegen .«
Bevor Vaganz seinen Abschied weiter verzögerte, schob ich ihn durch die Tür und verschloss sie hinter ihm.
»Puh, den bin ich los. Würden Sie mich für einen Moment entschuldigen ?«
»Natürlich, Dietrio.«
»Lachen Sie nur. Ich ertrage den Kerl seit einer Woche .«
»Sie Armer.«
Sarahs Gelächter begleitete mich bis ins Schlafzimmer, wo ich mich ankleidete. Ein flüchtiger Blick ins Badezimmer überzeugte mich, dass Bettina von den beiden Gästen nichts mitbekommen hatte. Sie war vollauf damit beschäftigt, unter lautem Föhngeheule ihre Kopfbedeckung zu bändigen. Zurück im Wohnzimmer fand ich Müller beim Studium des Hundekillerberichts, den ich vor Abgabe an Schulz kopiert hatte; man konnte nie wissen.
»Sie müssen eine furchtbare Kindheit gehabt haben. Ihr Vater hat den Hund erschlagen, den Sie sich so sehnlichst gewünscht haben .«
»Alles Humbug. Hunde verbreiten Flöhe und anderes Ungeziefer. Ein Mandant hat einen Köter überfahren und muss für den Gerichtspsychologen einen Bericht verfassen. Da der Klient die deutsche Sprache nur ansatzweise beherrscht, habe ich mich bereit erklärt, ihm unter die Arme zu greifen .«
»Sie sind anscheinend barmherziger als ein Samariter. Sie haben sogar Ihren Namen auf das Titelblatt gesetzt. Dadurch verwirren Sie den Psychologen so, dass er Ihren Mandanten für vollkommen unzurechnungsfähig und damit für schuldunfähig erklärt .«
»Eh, Sie sagen es. Wollen wir uns nicht wieder setzen ?«
»Bitte. Sie sind der Hausherr .« Wir nahmen Platz.
»Darf ich erfahren, welchen Umständen ich Ihren Besuch zu
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