Die Sau und der Mörder
Cornelias Mörder identisch sind .«
»Treib keine Spielchen mit mir. Noch mal zum Mitschreiben: Der Kerl, der Kinker erledigt hat, hat mit Connies Tod nichts zu tun. Wenn mir zu Ohren kommen sollte, dass du dich auf einen Rachefeldzug begibst, machst du dein Viehzeug zu Vollwaisen .«
Das hatte gesessen. Ich bedankte mich, klickte das Gespräch weg und ließ mich mit einem noch flaueren Gefühl im Magen wieder vor den brennenden Holzscheiten nieder.
Müller hatte meine Vermutung bestätigt: Von ihrer Bande hatte keiner was mit Lienens Tod zu schaffen. Da sie mir ebenso versichert hatte, dass sie nicht für Hermanns Ableben verantwortlich war, spielte die Müllertruppe keine Rolle im »Der Dichter und sein Henker«-Stück. Das wiederum bedeutete, dass ich mit meinen Erkenntnissen exakt so weit war wie bei der Engagierung durch Vaganz.
Standen die Morde am Dichter und der Krankenschwester überhaupt in einem Zusammenhang? Da es aber so was von unwahrscheinlich war, dass innerhalb kürzester Zeit zwei nahestehende Personen von unterschiedlichen Tätern ermordet worden waren, musste ich diese Frage mit ja beantworten. Es gab nur einen Killer.
Wer war in den Fall involviert? Zunächst mein Auftraggeber Xtra Vaganz. Er hatte hinter dem angeblichen Selbstmord seines Freundes einen Mord vermutet. Insofern konnte ich ihn vorläufig als Täter ausschließen, denn so dämlich war selbst Vaginowski nicht, einen Schnüffler für eine Morduntersuchung anzuheuern, die von offizieller Seite so gut wie abgeschlossen war.
Andererseits machte mich einiges stutzig. Vaganz kannte als einziger Grutz’ neuestes Werk. Zunächst hatte sich seine Vermutung bezüglich des Dülmener Hospitals als richtig herausgestellt, bei genauerer Betrachtung ergaben sich jedoch Fragen:
Warum hatte nur er Kenntnis von dem Roman? Weder seine Dichterkollegen noch Hermanns Freundin konnten etwas über das neue Buch sagen.
Was hatte es mit den Organgangstern auf sich? Wenig wahrscheinlich, dass im Elisabeth-Hospital neben der Morphiumbande eine weitere Truppe Patienten umbrachte, um deren Innereien zu verticken.
Siedend heiß fielen mir die Unterlagen ein, die ich bei Hermanns Hausdurchsuchung eingesteckt hatte. In der ganzen Hektik war ich gar nicht dazu gekommen, die Sachen zu inspizieren. Also schnell den Papierstapel aus Schrank und Plastiktüte befreit und an den Wohnzimmertisch gesetzt.
Das erste flüchtige Durchblättern zeigte, dass sich die Anordnung der Seiten mit keiner der mir bekannten Ordnungstheorien deckte, nichtsdestotrotz fand ich vier Cover , auf denen Titel, Autor und eine Jahreszahl abgedruckt waren. Der Autor war stets der gleiche: Wilhelm von Gallen, aka Hermann Grutz. Sein erstes Buch, Ein Mann zwischen zwei Frauen, datierte von 2004. In den beiden darauffolgenden Jahren folgten Heiße Liebe im kalten Schnee und das mir bekannte Die Liebe ist ein einzigartig Ding. Laut Buchhändlerin stellten diese drei Romane sein komplettes Schaffen im Kitschromansektor dar.
Vor mir lag nun das vierte Deckblatt mit der Jahreszahl 2007; Hermanns aktueller Output. Der Titel lautete aber weder Die gestohlene Prostata noch ließ er irgendwelche Schlüsse auf kriminelle Aktivitäten im Dülmener Krankenhaus zu. »Sonne in dunkler Nacht« prangte in großen Lettern auf dem Zettel.
Schnell die Blätter geordnet, und zehn geschwärzte Finger später lagen knapp 200 engbeschriebene Seiten vor mir. Das Detektivleben hatte auch seine dunklen Momente, schoss es mir durch den Kopf, denn ich musste den kompletten Sermon wohl oder übel lesen, obwohl ich jetzt überzeugt war, dass weder Organhandel noch andere krumme Sachen auftauchen würden.
Aber Nannen wäre nicht Nannen, würde er nicht das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden, und so hatte ich nach Eingabe einer wohlbekannten Ziffernfolge Karin Schumann an der nicht vorhandenen Strippe.
»Was hältst du davon, mit mir zusammen das Werk eines der begnadetsten Poeten der Gegenwart zu lesen ?« , legte ich nach der Begrüßungszeremonie los.
»Frag doch deine Bettina. Außerdem möchte ich erst mal wissen, wie es Henry geht, und danach, warum du so mir nichts dir nichts abgehauen bist, nachdem du uns losgebunden hattest .«
»Ich werde alles erzählen, aber nicht am Telefon. Henry ging es nie besser. Du wirst arge Schwierigkeiten haben, ihn auf deinen Hof zurückzuholen. Komm vorbei und überzeug dich selbst. Außerdem hat sich Bettina gestern mit ihrem Lover aus dem Staub gemacht .« War es
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