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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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    Mit einem Schlag war ich wieder wach. Das konnte lustig werden. Welche arme Fackel vertraute den Medien, ihr Schicksal zum Besseren zu lenken? Ob Frauentausch, zählende Liebe oder Super-Nanny. Menschen präsentierten gerne einem Millionenpublikum die eigene Beschränktheit.
    »Mein heutiger Gast ist eine junge Frau, sehr attraktiv, langes blondes Haar und strahlend blaue Augen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand wie du Nachhilfe in Sachen Liebe braucht. Da leckt sich ja jeder Mann die Finger nach. Aber stell dich ruhig mal vor«, schleimte der Moderator durch die Botanik.
    »Ich heiße Bettina, bin zweiunddreißig und komme aus Essen .«
    Mein rechter Fuß machte sich selbständig und legte eine Vollbremsung hin. Mit äußerster Mühe konnten meine Hände den Wagen auf den Seitenstreifen bugsieren. Kerzengerade saß ich im Sitz, Augen und Ohren scheunenweit offen.
    »Mich hat die Liebe ins Münsterland verschlagen, denn hier wohnt mein vergöttertes Juwel .«
    »Wer ist denn der Glückliche ?«
    »Dieter Nannen. Er wohnt in Buldern und arbeitet als Privatdetektiv. Es ist alles meine Schuld«, schluchzte Bettina plötzlich los.
    Instinktiv duckte ich mich in den Sitz, als könnte ich mich so dieser Bloßstellung entziehen. Dann dreimal mein Haupt Richtung Mekka geneigt: »Allah, hab zwar noch nie mit dir gesprochen, aber lass bitte keinen Kunden zuhören .«
    »Es war der größte Fehler meines Lebens«, plärrte Tine weiter. »Er hat mich hingebungsvoll geliebt, und ich habe dieses Geschenk mit Füßen getreten .«
    »Was ist denn passiert ?« , fragte Rockenberg gespielt teilnahmsvoll.
    Vor lauter Schluchzerei war zunächst kein Wort zu verstehen, dann fasste sie sich ein wenig: »Dieter hat sich für die Firma meiner Eltern krummgeschuftet, hat als Prokurist alle Verantwortung auf sich geladen. Hat das Büro als Erster betreten und abends das Licht ausgemacht. Krank war er vor Stress. Und ich, ich habe das damals nicht gewürdigt. Dieter, wenn du mich hörst, verzeih mir. Bitte!« Dazu Geheule, schlimmer als Celine Dion beim Untergang der Titanic.
    Bettinas Realitätswahrnehmung schien etwas verzerrt zu sein, denn wenn ich mich recht an meine Essener Zeit erinnerte, hatte ich eher eine ruhige Kugel geschoben.
    »Nun komm wieder runter«, wurde es auch Rockenberg zu viel, »das ist lange her. Wie soll die Zukunft aussehen? Du möchtest Dieter etwas sagen .«
    »Genau, genau. Mein Herzallerliebster: Verzeih mir meine Fehler und Unzulänglichkeiten. Mein Schatz, bitte komm zu mir zurück .«
    Was hatte ich falsch gemacht? Nichts hatte in den letzten Tagen darauf schließen lassen, dass ich auch nur einen Hauch von Interesse an Tine hatte. Schade, da musste ich wohl die Strategie des subtilen Desinteresses verlassen und deutlicher werden. Adieu, ihr 8000 Flocken.
    »Dieter«, tönte Moderator Rockenberg, »du Bulderner Womanizer: Deine Braut weint sich die Augen aus dem Kopf, also denk drüber nach. Damit ihr wieder zusammenfindet, spendiert euch Radio Münsterland einen Trip zum Feldhausener Movie-Park und 20 Euro für ein gemeinsames Dinner in einem Restaurant eurer Wahl. Mögen eure Träume dort Realität werden .« 20 Kröten für ein Dinner, Romantik pur in der Bulderner Pommesbude, oder was?
    »Danke, Rockenberg«, hauchte meine Ex.
    »Und jetzt I want to know what love is für Bettina und Dieter aus Buldern. Ich liebe euch und rockt mal richtig das Dorf .«
    Ob Lou Gramm beim Schreiben des Songs an Tine und mich gedacht hatte, bezweifelte ich. Klärende Worte waren jetzt unumgänglich.
    Eine Beruhigungszigarette und etliche Kilometer durch vom Neumond erhellte Felder später rollte mein Wagen aufs heimische Gehöft. In der Stube brannte noch Licht. Im Geiste legte ich mir die richtigen Worte zurecht: »Bettina, verzieh dich .« Hart, aber fair.
    Als ich wild entschlossen die Haustür öffnete, gab’s eine Überraschung: Damit waren weniger die Kerzen gemeint, die die Stube in romantisches Licht tauchten, und auch nicht die Räucherstäbchen, die unangenehmen Sandelholzduft verströmten. Nein, auch nicht, dass Tine vor dem Kamin saß und verzückt an einer Tasse Tee nippte. Die Überraschung saß ihr gegenüber und hörte auf den bürgerlichen Namen Franz Spoden.
    »Hallo, Dieter«, begrüßte sie mich beseelt.
    »Meine Liebe sei mit dir«, lächelte Spoden mich an, als wäre ich der auferstandene Christus.
    »Was verschafft mir die Ehre ?« , überwog mich eine Welle des Misstrauens.
    »Jedes Volk

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