Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
Fläschchen entzog und den Kleinen behutsam zurück in seinen Kissenbezug setzte. »Welchen Zweck hat er?«, fragte sie.
Der runde Steinturm stand wie auf einer Insel, umgeben von einem breiten Wassergraben, der an einen See erinnerte. Jedes der fünf Stockwerke des Turms verfügte über nur ein winziges Fenster. Ein mächtiges Vorhängeschloss aus Messing hing an der schweren Eingangstür, zu der man nur über eine schmale Brücke gelangte. Der Boden der Brücke bestand aus verknüpften Tauen und auf beiden Seiten gab es ein Seil zum Festhalten.
»Welchen Zweck er hat?«, wiederholte Frank. »Das ist nur das Büro. Motte und Bailey haben immer ihren ganzen Papierkram da drinnen erledigt. Wisst ihr, in dem Turm ist es stets kühl. Ein guter Platz, um Dinge vor Feuchtigkeit und den Ameisen zu schützen. Und die Gefahr, dass er in Flammen aufgeht, besteht auch nicht. Das ist wichtig bei all den Eukalyptusbäumen hier.«
»Warst du mal drinnen?«, wollte Ida wissen.
»Ja, klar«, sagte Frank. »Ich habe ein bisschen geholfen, wenn es darum ging, Geldangelegenheiten zu regeln. Aber seit ihrem Tod war ich nicht mehr im Turm.«
»Warum nicht?«
Frank zuckte mit den Schultern. »Der Anwalt, Mr Grusich, ist sofort angereist und hat die Tür abgeschlossen. Er sagt, dass niemand hinein darf, bis er Gelegenheit hatte, alle Unterlagen, Konten, Sparbücher und den ganzen Kram durchzusehen.«
»Aber das ist Monate her!«, warf Todd ein.
Frank zuckte wieder mit den Schultern. »Anwälte neigen dazu, nichts zu übereilen.«
»Na, ich hoffe, er nimmt die Sache bald in Angriff«, sagte Ida. »Der Turm sieht so aus, als würde ihm ein Großputz nicht schaden. Man kann kaum durch die Fenster sehen.«
»Das kannst du ja dann Mr Grusich erklären, wenn du ihn kennenlernst«, erwiderte Frank grinsend. »Er sollte eigentlich demnächst eintreffen.«
Nat rollte eine Schubkarrenladung frisches Stroh vorüber.
»Auf den Besuch freuen wir uns schon, was Nat?«, rief Frank.
»Echt nicht«, knurrte Nat. »Einen Bürohengst, der im Weg rumsteht, kann niemand brauchen.«
»Für ein Büro ist der Turm ein bisschen übertrieben«, stellte Todd fest. »Das ist eher eine Festung.«
»Oh, ja«, pflichtete ihm Frank bei. »Man bräuchte schon einen Rammbock, um die Tür aufzubrechen. Die beiden alten Knaben hatten ein Faible für solide Bauweise.«
»Hat er eigentlich einen Namen?«, fragte Todd unvermittelt.
»Selbstverständlich«, antwortete Frank. »Er heißt Jungfernturm.«
Das Rotapangi Road House war ein verwinkeltes, gemütliches Backpacker-Hostel, zu dem eine gewundene Landstraße führte. Shelly parkte Trevor neben einer Reihe weiterer Geländewagen und sprang vom Fahrersitz. Vor dem Hostel standen jede Menge junger Leute in Shorts und T-Shirts. Und sie bogen sich vor Lachen. Auch die Fahrer der anderen Wagen lachten.
»Nicht schlecht, Shelly«, rief einer der Männer. »Hast du jetzt auf Schafschurtouren umgesattelt?«
Shelly runzelte die Stirn und richtete den Blick nach oben.
»Heiliger Strohsack!«, stieß sie aus. Dann stimmte sie in das allgemeine Gelächter ein.
Auf Trevors Dach standen die Kriegerschafe mit steifen Gliedern auf und spähten hinunter. Die Fahrt war ein großer Spaß gewesen, einer von der Sorte, bei der man mit dem Kiefer klappert.
Jetzt wussten sie allerdings nicht so recht, wie es weitergehen sollte.
»Wie kommen wir denn hier runter?«, fragte Linx.
»Keine Angst«, beruhigte ihn Sally. »Unsere Feedingsda wird uns zeigen, was zu tun ist.«
Alice stieg aus. »Was ist so lustig?«, erkundigte sie sich gereizt. Da entdeckte sie die Schafe. Sie holte tief Luft, dann brüllte sie.
»Dalia! Dalia!«
Ihre Assistentin kletterte über Taschen und Koffer und taumelte aus dem Wagen. Ihr war noch immer übel.
»Bist du dafür verantwortlich?«
»Nein, Miss Barton, natürlich nicht«, hauchte Dalia mit weit aufgerissenen Augen und wackeligen Knien. »Aber ist es nicht wunderbar, dass die Tiere nicht ertrunken sind?«
Darauf antwortete Alice nicht. Sie drehte sich zu Shelly um. Innerlich schäumte sie vor Wut. »Das ist Ihr Problem, nicht meines. Sorgen Sie dafür, dass die Viecher verschwinden. Am besten endgültig.«
An guten Ratschlägen der übrigen Fahrer mangelte es Shelly nicht.
»Warum fährst du nicht im Kreis rum, bis ihnen schwindelig wird und sie runterfallen …«
»Oder du schneidest ein Loch in Trevors Dach, dann plumpsen sie auf die Sitzbank runter.«
»Du könntest einen
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