Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
stürzte geradezu durch den Raum zu ihrem Bruder.
Frank kam mit großen Schritten ins Büro und umarmte Ida flüchtig. »Alles ist gut. Todd ist außer Gefahr. Nass, aber in Sicherheit. Ich habe ihn gesehen. Und, Ida, du wirst es nicht glauben …«
Ida erfuhr nicht, was sie nicht glauben würde, weil Dalia aufgesprungen war und schrie: »Sie hauen ab! Haltet sie!«
Nat und Avaricia waren dicht neben der Tür gewesen, als sich die Explosion ereignete, und jetzt hinter Frank vorbeigeschlichen. Schon stürmten sie aus dem Turm und rannten über die Seilbrücke. Shelly wollte lossprinten, um die Verfolgung aufzunehmen, aber Ida fasste sie am Arm und hielt sie zurück. »Ich erledige das«, erklärte sie und griff nach einem Briefbeschwerer, der auf dem Schreibtisch lag.
Nat hastete gerade an den Tiergehegen vorbei, als ihn ein schwerer gläserner Briefbeschwerer genau zwischen den Schulterblättern traf und zu Boden riss.
»Ausgeschieden!«, schrie Todd, der ein Stück weiter weg stand. »England wird dich für das nächste Cricket-Match unter Vertrag nehmen, Oma!«
»Nä«, widersprach Frank, der bereits über die Seilbrücke schwankte. »Sie ist ein lausiger Schlagmann.«
Alle waren jetzt aus dem Turm geeilt. Shelly jagte hinter Avaricia her, die erstaunlich schnell rennen konnte, vielleicht aus Angst, oder aber, weil sich ihr Training an Bord der Schicksal auszahlte. Sie erreichte den orangefarbenen Geländewagen, schwang sich auf den Fahrersitz und brauste in einer Wolke aus Staub und Abgasen davon.
»Heiliger Strohsack!«, schrie Shelly. »Bei mir springst du nie so schnell an, Norman! Darüber sprechen wir noch, wenn ich dich wiederhabe.«
»Keine Sorge, meine Lieben. Die kommt nicht weit.«
Die unerwartete Stimme zog die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich.
Vor Franks Haus stand eine ältere, tadellos gekleidete Dame. Sie hielt einen Schlüssel in die Höhe.
»Ich bin vor einigen Minuten angekommen und habe das Tor hinter mir abgeschlossen.«
Ida, Frank und Todd starrten sie an. »Rose!«
Während die Familienmitglieder einander umarmten, heizte Avaricia mit Norman auf das verschlossene Tor zu, um es zu durchbrechen. Allerdings hielt Norman von solch einer unsanften Behandlung gar nichts und der Motor starb ab. Nach einem hektischen Blick über die Schulter ließ Avaricia den Wagen stehen, kletterte ungelenk über das Tor und wollte im Buschland verschwinden.
Doch da tauchte mit heulendem Motor ein Polizeiwagen auf. Der Fahrer konnte gerade noch einem ziemlich verstört dreinschauenden Krokodil ausweichen, das bestrebt war, so viel Abstand wie nur möglich zu Barton’s Billabong zu gewinnen.
Die Polizisten schnappten sich Avaricia und schlossen sie und Nat vorerst in den Turm, um dann, bei einer Tasse Tee, herauszufinden, was eigentlich genau vorgefallen war.
Noch nie hatten sich in Franks Küche so viele Menschen gedrängt. Rose wuselte lächelnd herum, schnitt Stücke von den vielen köstlichen Kuchen ab, die sie in ihrem übergroßen Koffer mitgebracht hatte, und schenkte Tee nach.
»Natürlich hat mir die Polizei nicht geglaubt, als ich von Murkton aus anrief, um zu melden, dass ich gerade gesehen hatte, wie mein Bruder in Barton’s Billabong einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen hat und dann weggeschleppt wurde.«
»Wirklich?«, sagte Shelly, die Backen voll Kuchen. »Die sollten sich was schämen!«
»Also habe ich mich in den nächsten Flieger gesetzt«, fuhr Rose fort, »und als ich bei denen auf der Wache aufgetaucht bin, mussten sie sich anhören, was ich zu sagen hatte.«
Die Polizisten tauschten reuevolle Blicke. Sie hatten in der Tat einiges zu hören bekommen, als die zornige alte Dame aus England in ihre Wache marschiert war. Mit ihrer Ruhe war es vorbei gewesen.
»Wovon redest du, Rose?«, fragte Frank. »Wie konntest du mitbekommen, dass Nat mir auf den Kopf geschlagen hat?«
»Über die Webcam«, erklärte Rose und in ihrer Stimme schwang eine Spur Selbstgefälligkeit mit. »Dein Laptop stand noch auf dem Küchentisch, und als ich mit dir über Skype ein bisschen plaudern wollte, habe ich alles beobachtet.«
»Bravo, Tante Rose!«, sagte Todd. »Wir haben ein Technikgenie in der Familie!«
Mr Grusich hielt die Urkundenkassette wieder fest an sich gepresst. Er hatte sie dort aufgehoben, wo Nat sie fallen gelassen hatte, als er von Idas Briefbeschwerergeschoss getroffen wurde. Jetzt stand er auf, schob seine Teetasse beiseite und reichte Alice Barton feierlich die
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