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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hinabsah, zeigte sie nicht. »Pah! Ich werde Euch nicht gestatten zu sterben, Junge«, grollte sie und klang, als wäre es sein Fehler. Dieses Mal berührte sie Mins Kopf nicht sanft, sondern pochte mit dem Knöchel darauf. »Steht auf, Kind. Ihr seid nicht verzärtelt - das kann jeder Narr erkennen -, also hört auf, es vorzugeben. Darlin, Ihr werdet ihn tragen. Die Verbände müssen warten. Dieser Nebel verläßt uns nicht, als sollten wir ihn so bald wie möglich verlassen.«
    Darlin zögerte. Vielleicht war es Cadsuanes gebieterisches Stirnrunzeln, vielleicht auch die halb zu seinem Gesicht erhobene Hand Caralines, aber er steckte jäh sein Schwert in die Scheide, murmelte leise vor sich hin und hob Rand auf seine Schulter, so daß dessen Arme und Beine herabbaumelten.
    Min nahm die mit dem Reiher versehene Klinge und ließ sie vorsichtig in die an Rands Taille hängende Scheide gleiten. »Er wird sie brauchen«, belehrte sie Darlin, und kurz darauf nickte er. Er hatte mit dieser Reaktion Glück. Min hatte all ihr Vertrauen auf die Grüne Schwester konzentriert, und sie würde nicht zulassen, daß jemand etwas anderes darüber dachte.
    »Seid vorsichtig, Darlin«, sagte Caraline mit ihrer kehligen Stimme, nachdem Cadsuane die Marschordnung geregelt hatte. »Achtet darauf, daß Ihr hinter mir bleibt, und ich werde Euch beschützen.«
    Darlin lachte, bis er keuchen mußte, und kicherte noch immer, als sie erneut durch den kalten Nebel und die fernen Schreie aufzusteigen begannen, wobei er in der Mitte eines von den Frauen gebildeten Kreises ging.
    Min erkannte, daß sie nur ein Paar zusätzliche Augen war, genau wie Caraline auf der anderen Seite von Cadsuane, und sie wußte, daß der Dolch, den sie gezogen hatte, nichts gegen die Nebelgestalten ausrichten konnte, aber Padan Fain könnte dort draußen noch leben. Sie würde ihn nicht wieder verfehlen. Caraline hatte ihren Dolch ebenfalls gezogen, und den Blicken nach zu urteilen, die sie dem unter Rands Gewicht den Berg hinaufstolpernden Darlin über die Schulter zuwarf, beabsichtigte sie den Wiedergeborenen Drachen vielleicht ebenfalls zu beschützen. Aber andererseits ging es vielleicht auch gar nicht um ihn. Eine Frau konnte für dieses Lachen fast alles verzeihen.
    Noch immer bildeten sich Gestalten im Nebel und erstarben durch Feuer, und einmal riß ein riesiges Ungetüm ein Pferd zu ihrer Rechten entzwei, bevor eine Aes Sedai es vernichten konnte. Min zeigte ihre Übelkeit danach recht geräuschvoll und schämte sich nicht im geringsten dafür. Menschen starben, aber zumindest waren diese Menschen aus freien Stücken hierhergekommen. Auch der geringste Soldat hätte gestern davonlaufen können, wenn er gewollt hätte, aber dieses Pferd nicht. Gestalten bildeten sich und wurden vernichtet, und Menschen starben, die scheinbar stets in der Ferne schrien, obwohl sie immer wieder an zerfetztem Aas vorüberstolperten, das vor einer Stunde noch ein Mensch gewesen war. Min fragte sich allmählich, ob sie jemals wieder Tageslicht sehen würden.
    Mit schockierender Plötzlichkeit stolperte sie hinein, einen Moment von Grau umgeben, im nächsten die golden brennende Sonne an einem blauen Himmel hoch über ihr, so hell, daß sie ihre Augen beschatten mußte.
    Und dort, vielleicht fünf Meilen über fast baumlose Hügel, erhob sich Cairhien massiv und rechtwinklig auf seinen Vorsprüngen. Irgendwie schien es unwirklich zu sein.
    Sie schaute zum Rand des Nebels zurück und erschauderte. Er war eine sich wölbende Wand, die sich zwischen den Bäumen auf dem Hügelkamm erstreckte und viel zu gerade war, ohne Luftwirbel oder Verdünnungen. Hier einfach nur klare Luft und dort dichtes Grau. Rechts vor ihr wurde der Wipfel eines Baumes sichtbar, und sie erkannte, daß sich der Nebel zurückzog, vielleicht von der Sonne fortgebrannt. Aber viel zu langsam, als daß der Rückzug hätte natürlich sein können. Die anderen, sogar die Aes Sedai, betrachteten den Nebel genauso gebannt wie sie.
    Zwanzig Schritte zu ihrer Linken kroch plötzlich ein Mann auf allen vieren an die frische Luft. Die Vorderseite seines Kopfes war rasiert, und dem beschädigten schwarzen Brustpanzer nach zu urteilen, den er trug, war er ein gewöhnlicher Soldat. Er blickte wild um sich, schien sie ›nicht zu sehen und kroch weiterhin, noch immer auf Händen und Knien, den Hügel hinab. Weiter rechts tauchten im Laufschritt zwei Männer und eine Frau auf. Die Vorderseite des Gewands der Frau wies farbige

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