Die Schandmaske
gehabt? »Sie konnten es nicht oder Sie wollten es nicht, Mr. Orloff? Da ist ein Unterschied.«
»Ich konnte es nicht.« Seine Stimme war kaum hörbar. »Mathilda hat gewisse Dinge getan« - er zitterte am ganzen Körper wie ein Besessener -, »die Violet als« - seine Stimme brach - »als anstößig empfand. Es war für uns beide weniger unangenehm, wenn ich für das bezahlte, was ich wollte.«
Über Duncan Orloffs Kopf hinweg sah Cooper den diensthabenden Beamten an und lachte zynisch. »Ach, darauf wollen Sie also Ihre Verteidigung aufbauen? Dass Sie Mathilda Gillespie ermordet haben, weil sie Ihnen Geschmack an etwas beigebracht hatte, das nur Prostituierte liefern konnten?«
Duncan Orloff seufzte mit zitternden feuchten Lippen. »Sie hatten nie Grund, vor ihr Angst zu haben, Sergeant. Sie hatte keine Macht über Sie, weil sie Ihre Geheimnisse nicht wusste.« Mit tränennassen Augen sah Orloff ihn an. »Als wir Wing Cottage kauften, entdeckte unser Anwalt natürlich, dass für den restlichen Grund und Boden, der noch zum Cedar House gehörte, bereits eine vorläufige Baugenehmigung vorlag. Wir haben das Haus trotzdem gekauft, weil Mathilda in den Vertrag eine Klausel einfügen ließ, die uns bei jeder zukünftigen Entscheidung ein Vetorecht einräumte.« Er lachte tonlos. »Ich gebe mir ganz allein die Schuld, denn ich kannte sie ja ungleich besser als Violet. Die Klausel war das Papier nicht wert, auf der sie geschrieben war. « In dem Bemühen, seine Fassung zu bewahren, presste er kurz die Lippen aufeinander. »Sie musste mich von ihren Verhandlungen mit Howard unterrichten, weil sie für das Bauvorhaben meine Unterschrift gebraucht hätte. Als ich ihr aber sagte, dass Violet und ich mit dem Projekt nicht einverstanden seien, weil uns der Abstand der Häuser zu unserem Haus nicht groß genug sei, lachte sie mich aus. Mach dich nicht lächerlich, Duncan. Hast du vergessen, was ich alles über dich weiß? «
Als er schwieg, hakte Cooper nach. »Sie wollte Sie mit Erpressung zur Unterschrift zwingen?«
»Natürlich.« Er drückte seine feuchten Hände auf seine Brust. »Wir waren im Wohnzimmer. Sie ging ein paar Minuten hinaus, um aus der Bibliothek ein Buch zu holen, und als sie zurückkam, las sie mir Auszüge daraus vor.« Er begann mit zunehmender Erregung zu keuchen. »Es war eines ihrer Tagebücher - voller Lügen und Obszönitäten - und nicht nur über mich -auch über Violet - intime Einzelheiten, die Violet ihr im Schwips erzählt hatte. Soll ich das fotokopieren, Duncan, und durchs Dorf gehen lassen? fragte sie mich. Soll ganz Fontwell erfahren, dass Violet immer noch unberührt ist, weil du in eurer Hochzeitsnacht solche abscheulichen Dinge von ihr verlangt hast, dass sie sich im Badezimmer einschließen musste? « Er geriet einen Moment ins Stocken. Dann fuhr er fort: »Sie amüsierte sich köstlich - sie konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Sie las mir Aufzeichnungen über die Marriotts vor, über den Pfarrer, über die armen Spedes - über jeden.« Wieder schwieg er.
»Und da sind Sie später heimlich ins Haus gegangen, um die anderen zu lesen?« fragte Cooper.
Duncan Orloff zuckte hilflos die Achseln. »Ich war völlig verzweifelt. Ich hoffte, ich würde etwas finden, das ich gegen sie verwenden könnte. Ich bezweifelte, dass die früheren etwas enthalten würden, was mir nützen konnte, schon deshalb, weil ich, um sie damit zu konfrontieren, davon unabhängig objektive Beweise hätte finden müssen. Die späteren waren abgesehen von Bemerkungen über Joannas Drogensucht, Ruths Diebstähle und ihre Überzeugung, Sarah Blakeney sei das außereheliche Kind, das sie von Paul Marriott hatte, lediglich ein Katalog ihrer Abneigung und ihres Hasses. Sie waren das Produkt eines kranken Geistes, und für sie ein Mittel, denke ich, ihr Gift loszuwerden. Wenn es ihr nicht möglich gewesen wäre, sich schriftlich zu äußern -« er schüttelte den Kopf. »Sie war wirklich wahnsinnig.«
»Aber Mord, Mr. Orloff«, sagte Cooper mit Nachdruck. »Das war doch eine extreme Lösung. Sie hätten das, was Sie über ihre Tochter und ihre Enkelin wussten, gegen sie verwenden können. Sie war eine stolze Frau. Sie hätte bestimmt nicht gewollt, dass diese Geschichten publik werden.“
Wieder hob Orloff den Blick und sah ihn an. »Ich hatte nie vor, sie zu töten, jedenfalls nicht bis zu dem Samstagmorgen, als Jane Marriott sie besuchte. Ich wollte ihr damit drohen, das, was ich wusste, Dr. Blakeney
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