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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Morgen hab ich einen Brief von so einem Knauser bekommen, der sich weigert zu zahlen. Er behauptet, wir hätten den Vertrag nicht erfüllt, weil wir eine Steckdose weniger eingebaut haben als im Plan vorgesehen war. Es ist wirklich zum Heulen.« Er zog zornig seine Augenbrauen zusammen. »Also, wieso interessieren Sie sich für Cedar Estate?«
    »Sie haben den Grund damals Mrs. Mathilda Gillespie aus Fontwell abgekauft.«
    »Das ist richtig. Das ist auch so eine alte Geldschneiderin. Ich hab viel mehr für den Grund bezahlt, als ich hätte zahlen sollen.«
    »War«, korrigierte Cooper. »Sie ist tot.«
    Howard sah ihn mit pl ötzlichem Interesse an. »Ach was? Nun ja«, murmelte er ohne Bedauern, »früher oder später erwischt's uns alle.«
    »In ihrem Fall war es eher früher. Sie ist ermordet worden.«
    Darauf trat ein kurzes Schweigen ein. »Und was hat das mit Cedar Estate zu tun?«
    »Wir haben Schwierigkeiten, ein Motiv nachzuweisen. Ein Gedanke, der sich anbietet«, erklärte er etwas schwerfällig, »ist, dass sie vorhatte, ihre erfolgreichen Geschäftsbeziehungen mit Ihnen fortzusetzen und Ihnen den Rest des Gartens zur Erstellung einer weiteren Wohnanlage zu verkaufen. Den Gesprächen, die ich mit der Planungsbehörde geführt habe, entnehme ich, dass von Anfang an eine Art zweite Phase geplant war. Damit hätte sie sich aber bei gewissen Leuten äußerst unbeliebt gemacht, so dass wir es für m öglich halten, dass hier das Motiv zu ihrer Ermordung liegt.« Das Aufblitzen des Interesses in den scharfen alten Augen des anderen war ihm nicht entgangen. »Haben Sie in letzter Zeit darüber mit Mrs. Gillespie verhandelt, Mr. Howard?«
    »Nur mit negativen Ergebnissen.«
    Cooper runzelte die Stirn. »Könnten Sie mir das näher erklären?«
    »Sie ist an uns herangetreten. Wir haben ihr ein Angebot gemacht. Sie hat es abgelehnt.« Er knurrte verärgert. »Ich sagte ja schon, sie war eine rechte Geldschneiderin. Sie wollte viel mehr für den Grund, als er wert war. Der Immobilienmarkt liegt zur Zeit am Boden, und die Preise sind im Keller. Ich fände es ja noch gar nicht so schlimm, wenn sie nicht überhaupt erst durch uns die Möglichkeit gehabt hätte, günstig zu verkaufen.« Er sah Cooper so wütend an, als wäre der an Mathilda Gillespies Ablehnung schuld. »Wir haben vor zehn Jahren die Baugenehmigung für das gesamte Gartengrundstück erwirkt, deshalb haben wir auch an der Südostgrenze den Zugang freigelassen. Der Originalvertrag sah für uns ein erstes Anrecht zur Durchführung des zweiten Bauabschnitts vor, falls sie sich für den Verkauf entschließen sollte. Und da hatte sie die Stirn, unser Angebot abzulehnen.«
    »Wann war das? Erinnern Sie sich?«
    »Sie meinen, wann sie unseren Vorschlag abgelehnt hat? Am fünften November, dem Feuerwerkstag.« Er lachte plötzlich. »Ich hab ihr gesagt, sie soll sich eine Rakete in den Hintern schieben, daraufhin hat sie aufgelegt. Hat mich gewundert, sonst hatte sie nämlich auf alles eine Erwiderung, und ich war nie wählerisch mit meinen Worten.«
    »Sie waren persönlich bei ihr?«
    »Wir haben telefoniert. Aber es war ihr schon ernst mit der Ablehnung, sie hat sie ein paar Tage später schriftlich bestätigt. Sie behauptete, sie hätte es nicht eilig und könnte es sich leisten zu warten, bis die Preise wieder steigen. Der Brief liegt zusammen mit einer Kopie unseres Angebots in den Akten.« Neues Interesse blitzte in seinen Augen auf. »Aber wenn sie tot ist, sind vielleicht ihre Erben interessiert, wie? Es ist ein faires Angebot. Ein besseres bekommen sie bestimmt nicht.«
    »Es gibt da Erb Streitigkeiten«, erklärte Cooper. »Es wird wohl eine Weile dauern, ehe eindeutig feststeht, wem das Grundstück gehört. Darf ich ihren Brief mal sehen?«
    »Sicher, warum nicht.« Er drückte auf seine Sprechanlage und verlangte die Akte Gillespie. »Wer hat sie überhaupt umgebracht?«
    »Bis jetzt wurde noch keine Anklage erhoben.«
    »Ja, es heißt ja, dass bei solchen Baustreitigkeiten die übelsten Instinkte wach werden. Aber ein Mord ist doch schon ein bisschen extrem.«
    »Jeder Mord ist extrem«, sagte Cooper.
    »Ein paar Häuser mehr oder weniger. Das ist doch kaum ein Motiv.«
    »Die Menschen fürchten das Unerwartete«, entgegnete Cooper phlegmatisch. »Manchmal denke ich, dass das die Wurzel aller Morde ist.« Er sah zur Tür, als die Sekretärin mit einem orangefarbenen Hefter hereinkam.
    Howard öffnete die Akte und nahm das oberste Blatt heraus.

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