Die scharlachrote Spionin
können uns niemals vollkommen sicher sein.«
Sein Blick traf ihren, und die Falten um die Augen schienen weicher durch die schimmernden Tränen. »Oh, meine Liebe, es liegt nicht der Hauch eines Zweifels auf meiner Seele, wenn ich Sie aus der Nähe betrachte! In der Art Ihres Lächelns kann ich Elizabeth erkennen, in den Konturen Ihrer Wange, in Ihrem starken Charakter.« Er breitete die Arme aus. »Willkommen zuhause, Kind!«
Es dauerte eine Weile, bis Sofia und der Herzog wieder ein Wort über die Lippen bringen konnten.
Als Sofia schließlich den Kopf von der Schulter ihres Großvaters nahm, war sie sich nicht sicher, ob sie lachen oder weinen sollte. »Du liebe Güte, ich glaube, es wird seine Zeit dauern, bis ich mich an alles gewöhnt habe! Meine Vergangenheit hat mich nicht darauf vorbereitet, ein privilegiertes Leben im Wohlstand zu verbringen.«
Sterling seufzte. »Was natürlich die Frage aufdrängt, wie es geschehen kann, dass Sie hierher nach London gekommen sind und sich selbst Contessa della Silveri nennen.«
»Das war nur eine Tarnung«, gestand Sofia ein und berichtete ihm von der die Akademie, Lord Lynsleys Rolle als Chef des Geheimdienstes und ihre jüngste Mission. »Aber am Ende«, schloss sie, »sind die Verbrecher gefangen worden, sodass Lord Roberts Tod in gewisser Hinsicht doch gesühnt worden ist. Ohne sein Opfer hätten wir vielleicht niemals herausgefunden, was vor sich geht.«
Der Herzog ließ sich schwer gegen die Stuhllehne fallen. »Eine Unterrichtsanstalt für Spione? Nun, ich bin seit Jahren mit Lynsley bekannt. Aber er hat niemals auch nur angedeutet, dass er in solch gefährliche Angelegenheiten verstrickt ist.«
»Er gibt sich die größte Mühe, seine Absichten hinter der Fassade langweiliger Wohlanständigkeit zu verbergen.«
»Allerdings«, nickte Sterling. »Gehört Osborne auch zu Ihrem Netzwerk?«
»Nicht offiziell«, erwiderte Sofia, »aber er hat entscheidend dazu beigetragen, den Feind niederzuringen.«
»Ich werde mich auf jeden Fall bei ihm und bei Lynsley bedanken. Und bei Ihnen, meine Liebe.« Der Herzog streckte die Hand aus und verschränkte seine Finger mit ihren. Es war, als würde ihm die Nähe zu ihr neue Kraft verleihen, denn er straffte die Schultern. »Sie sind wie Phönix aus der Asche des Verlustes gestiegen. Es ist ein Wunder.«
»Man sagt, dass Merlins einen gewissen Zauber an sich haben.«
»Das glaube ich gern.« Sterling drückte ihre Hand. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, Sie nach all den Jahren hier zu haben! Und dass Sie endlich Ihren rechtmäßigen Platz im Schoße der Familie einnehmen.«
»Es ist nur recht, Sie darüber zu unterrichten, dass Sie mehr bekommen, als Sie verlangt haben, Sir ...«
»Bitte, Sofia, nenn mich Großvater. Und nicht mehr Sir.«
Einerseits fühlte das Wort sich seltsam auf ihrer Zunge an. Aber andererseits gab es noch so viele Dinge, die sie würde lernen müssen. Übung macht den Meister. Lächelnd begann sie aufs Neue. »Was ich sagen wollte, Großvater ... ich hoffe, du hast nichts dagegen, ein weiteres neues Mitglied der Familie willkommen zu heißen. Du musst wissen, dass Lord Osborne mir einen Antrag gemacht hat, und ich habe ihn angenommen. Ich hoffe, dir wird es nicht zu voll in deinem Haus.«
Der Herzog warf den Kopf zurück und lachte herzlich. »Je mehr, desto besser! Wir sollten deinen Zukünftigen zu uns rufen, und mit ihm eine Flasche Champagner. Es schreit geradezu nach einem Toast.«
»In der Tat, so ist es«, bekräftigte Osborne, riss die Tür auf und gab dem Lakaien hinter sich das Zeichen, die Flasche zu entkorken. »Auf die Familie!«
Dieses E-Book wurde von der "Osiandersche Buchhandlung GmbH" generiert. ©2012
Epilog
A uf die Familie!«
Während die Nachmittagssonne die Galerie des Herzogs mit weichem Licht erfüllte, schaute Sofia zu, wie Lynsley das Glas hob und einen Schluck Wein trank. Es ist bestimmt hart für ihn, den Verlust eines ausgezeichnet ausgebildeten Merlins zu verlieren, grübelte sie, obwohl der Marquis lächelte wie ein Gentleman und kein Anzeichen einer Rüge zu erkennen gab.
»Sehr freundlich, dass Sie vorbeikommen und gratulieren«, meinte Osborne und trank ebenfalls einen Schluck, bevor er vom Tisch aufstand, an dem er zusammen mit dem Herzog Entwürfe für die Hochzeitsdekoration studiert hatte. »Ich danke Ihnen, dass Sie die Neuigkeiten so würdevoll aufgenommen haben.« Seit der Brandnacht war eine Woche vergangen.
Der Marquis
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