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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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beschloss, welche Angehörige der Meisterklasse so weit war, gegen Englands Feinde kämpfen zu können.
    »Vielleicht.« Im flackernden Kerzenlicht war es schwer, seine Miene zu erkennen. »So sehr ich Mrs. Merlins ausgezeichnete Erdbeertörtchen auch schätze - ich bin nicht nur dafür aus London hierhergereist.«
    »Musst Du mich wirklich schon verlassen, mein kleiner Teufel?«
    Lord Deverill Osborne schwang die Beine von den Laken aus Satin und setzte sich auf. Blinzelnd versuchte er, den trüben Schatten des Gegenstands auf der Messingkommode genauer in den Blick zu nehmen. Konnte es sein, dass es sich um eine dritte Flasche Brandy handelte? Oder doch nur um den kristallenen Flakon von Colettes französischem Parfum? Bedachte man den mehr als betäubenden Duft, der am Bettzeug und seinem Körper klebte, dann musste der Flakon ebenso leer sein wie das Glas, das auf den Teppich gefallen war.
    »Es ist schon nach Mittag.« Sein Blick hatte sich genügend geklärt, um die Zeiger auf der teils vergoldeten Bronzeuhr zu erkennen.
    »Dann bleib doch bis morgen! Denk nur an all die kleinen Sünden, denen wir uns hingeben könnten, bevor der nächste Tag anbricht.« Die Kurtisane senkte die Stimme. »Kannst du dir eigentlich vorstellen, welche ungezogenen Dinge man mit einer Straußenfeder anstellen kann?«, murmelte sie rauchig.
    »Ich hege nicht den geringsten Zweifel daran, dass ein Käferchen mit deinen Talenten es damit zu einem beachtlichen Einfallsreichtum bringt.« Er lachte sanft, als sie mit den Fingern über seinen Unterleib glitt. Genau wie alles andere an ihr waren diese Finger weich, anschmiegsam, sinnlich ... und in letzter Zeit ein wenig zu gierig. »Aber ich fürchte, meine Kapazitäten sind erschöpft, Süße.«
    »Du brauchst nur ein bisschen Ruhe und einen kleinen Champagner. Ich bin überzeugt, dass ich dich dann wieder zu neuem Leben erwecken kann.«
    »Ich habe genug getrunken.« Osborne zog sein Hemd unter der zerwühlten Tagesdecke hervor. Die Hose hatte ein ähnliches Schicksal erlitten. »Wie dem auch sei, ich muss gehen. Ich bin mit Lord Harkness bei Tattersall's verabredet, und es sieht danach aus, als müsste ich kurz bei meinem Stadthaus einkehren, um die Kleidung zu wechseln.« Er atmete tief durch. Und um ein Bad zu nehmen.
    »Kommst du heute Abend zurück?«
    Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Aber ich habe versprochen, zu Lady Havertons Ball zu erscheinen.«
    Colette zog einen Schmollmund. »Deverill, ich habe nicht die Absicht, für immer und ewig dein Zeitvertreib zu bleiben. Mit einer Hochzeit könntest du eine respektable Lady aus mir machen, und dann könnte ich dich in die glitzernden Ballsäle von Mayfair begleiten!« Ihre Augen glänzten; ein Funken Gier blitzte auf. »Stell dir nur vor ... Wir könnten essen und trinken bis Sonnenaufgang, und jeden Nachmittag, wenn du aufwachst, liege ich an deiner Seite!«
    Hochzeit?
    Osborne unterdrückte einen Schauder. Höchste Zeit, La Belle Colette den Abschied zu geben. Länger als alle anderen war sie seine Geliebte gewesen; vielleicht lag es daran, dass es zu anstrengend schien, nach einem Ersatz zu suchen.
    »Ach, Süße, du bist die schönste Frau der Welt!« Er fand seine Schuhe unter dem Bett und zog sie an. »Lass uns offen sprechen. Wir ziehen beide einen Vorteil aus unserem Arrangement. Und das wird nicht darin gipfeln, dass wir in der St. George am Hanover Square zum Altar schreiten.«
    »Aber du findest mich doch très amüsant, n'est-ce pas?«
    »Nein. Nicht wenn du klingst wie ein zänkisches altes Weib.« Er knotete sich das Halstuch über dem Kragen, hatte das Gefühl, als würde sich eine Schlinge um seinen Nacken spannen. Plötzlich war die Luft stickig geworden, und er bekam fürchterliche Kopfschmerzen. »Das Gejammer steht dir nicht gut zu Gesicht.«
    »Pfui! Was bist du nur für ein undankbarer, gefühlloser Kerl! Nach all dem, was ich getan habe, um dir vergnügliche Stunden zu schenken ... Wie kannst du es wagen, mir vorzuwerfen, ich würde jammern!«
    Inzwischen klang ihre Stimme eher kreischend als jammernd.
    Osborne hatte genug gehört. Er drehte sich weg, um nach seinem Mantel zu greifen, duckte sich gerade noch rechtzeitig, um der Figur aus Sèvres-Porzellan auszuweichen, die sie ihm an den Kopf schleuderte. Er bahnte sich den Weg durch die Scherben, hielt inne, um eine Hand voll Banknoten auf die Kommode zu werfen.
    »Such dir bei Rundell and James ein Abschiedsgeschenk aus«, sagte er ruhig, bevor er die

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