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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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das gerahmte Porträt des Sir Francis Walsingham, aber auch die strengen Gesichtszüge des ersten englischen Meisterspions boten ihm wenig Mitgefühl. »Obwohl ich darüber nachdenke, eine unserer Merlins in ein Schlangennest zu schicken, mit kaum mehr in der Hand als ein paar Gerüchten und dunklen Andeutungen?«
    »Wenn Sie mich um eine zweite Meinung bitten, dann würde ich Ihnen antworten, dass kaum etwas anderes übrig bleibt. Ich nehme an, dass Sie Ihrer Einschätzung nach diesmal nicht über die gewöhnlichen Kanäle in Whitehall ermitteln können.«
    Er nickte. »Bedenkt man die heikle Natur dessen, was auf dem Spiel steht, dann würde ich nicht darauf vertrauen, andere Abteilungen einzubeziehen.«
    Mrs. Merlin öffnete ein Dokumentenschränkchen auf ihrem Tisch und zog einen Stapel Papier heraus. »Einer unserer Agenten, der in den ostindischen Häfen tätig ist, hat kürzlich einen Bericht über die Einfuhr illegaler Waren aus Indien und China vorgelegt. Das sollte uns auf ein paar nützliche Spuren führen. In der Tat, an einen Hinweis erinnere ich mich sofort. Es gibt eine neue, noch nicht identifizierte Quelle eines überaus starken Opiums, das aus dem Osten kommt. Gleichzeitig hat die Levant Company unter dem Verlust einer ganzen Reihe Sendungen zu leiden, wodurch der Preis gestiegen ist.«
    Lynsley runzelte die Stirn. »Ich werde einen meiner Männer anweisen, genau im Auge zu behalten, was sich rund um die Mincing Lane abspielt. Und an der nächsten Versteigerung im Garraway's Coffee House teilzunehmen, die alle vierzehn Tage stattfindet.« Er dachte kurz nach. »Außerdem sollte ich eine Probe des Narkotikums, das ich neben Lord Roberts Leiche gefunden habe, zu Lady Sheffield schicken, um die Substanz analysieren zu lassen. Die Lady könnte in der Lage sein, die Herkunft zu identifizieren.«
    »Lady Sheffield?« Mrs. Merlin kniff die Brauen zusammen. »Ist das nicht die Frau, die kürzlich angeklagt wurde, ihren Ehemann vergiftet zu haben?«
    »Boshaftes Geschwätz«, entgegnete Lynsley. »Der Earl war ein brutaler Kerl, der sich selbst zu Tode getrunken hat. Was die Lady betrifft, sie ist eine ernst zu nehmende Gelehrte, ein hochrespektables Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft und eine brillante Chemikerin. Ich habe früher schon mit ihr zu tun gehabt, und sie leistet tadellose Arbeit.«
    »Ich hätte mir die Wahrheit auch denken können. Die Salons sind immer rasch dabei, wenn es gilt, eine Frau mit reicher Einbildungskraft und Intelligenz anzugreifen.« Die Direktorin griff nach einem Blatt Kanzleipapier. »Diese Ermittlungen sollten uns ein paar Antworten bringen. Was ist mit den Verdächtigungen des Dukes, hat er Ihnen irgendwelche Hinweise darauf verschafft, wonach wir überhaupt suchen?«
    »Wir haben nicht viel in der Hand«, gab Lynsley zurück und schürzte die Lippen. »Aber im Zimmer des jungen Mannes wurde ein Tagebuch gefunden. Sterling ist überzeugt, dass sein Großsohn einer Gruppe auf die Schliche gekommen ist, die sich selbst Scarlet Knights nennt - scharlachrote Ritter. Sie sind berüchtigt für ihre scharlachroten Westen und wilden Gelage.«
    »Mir sind Gerüchte über ihre Ausschweifungen zu Ohren gekommen.« Mrs. Merlin tippte sich mit dem Stift ans Kinn. »Zechen, Glücksspiel und in den weniger begüterten Teilen der Stadt einen höllischen Krach schlagen ... nicht ungewöhnlich für die Rotzlöffel aus den Salons. Aber man behauptet, die Knights würden die Ausschweifungen auf die Spitze treiben.«
    Lynsley drehte sich vom Feuer weg und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Es könnte als jugendlicher Übermut durchgehen, wenn nicht andere Menschen betroffen wären. Es heißt, Lord De Winton gehöre als Stammgast dazu, genau wie einige ausländische Adlige. Lord Robert hat die Namen mit roter Tinte in sein Tagebuch eingetragen.« Er zog einen kleinen Gegenstand aus seiner Westentasche und legte ihn auf die lederne Unterlage. »Das hier hat man ebenfalls gefunden.«
    Die Direktorin nahm den goldenen Schlüssel in die Hand. Sorgfältig betrachtete sie die blutrote emaillierte Mohnblüte am Ende. »Wozu dient das?«
    Lynsley presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. »Genau das müssen wir herausfinden. Unglücklicherweise hat Lord Robert uns in seinen Aufzeichnungen keinerlei Hinweise hinterlassen. Aber mich beschleicht das unabweisbare Gefühl, dass dieser Schlüssel die Tür zu unseren Geheimnissen aufschließen wird.«
    »Wenn wir ihn in die

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