Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
gehalten?«
    »Ja.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat gefragt, ob ich mir ein bisschen Geld verdienen will. Nee, >bisschen< hat sie gar nicht gesagt, sie hat bloß gefragt, ob ich Geld verdienen wollte.«
    »Und was haben Sie geantwortet?«
    »Nichts. Ich muss sie wohl angeglotzt haben.«
    »Sie haben diese Frau angeglotzt?«
    »Ja, verdammt, sag ich doch.«
    »Beschreiben Sie, wie sie ausgesehen hat.«
    »Viel konnte man nicht sehen. Schwarze Sonnenbrille und einen Hut auf dem Kopf, so dass ich kein Haar sehen konnte, aber sie hatte einen Pullover und lange Hosen an. Daran erinnere ich mich.«
    »War sie weiß?« »Wie, weiß?«
    »Welche Hautfarbe hatte sie?«
    »Na ja, eine Negerin war sie nicht, wenn Sie das wissen wollen. Sie war wohl braun gebrannt, aber die Brille war so groß, dass sie fast das ganze Gesicht bedeckt hat.«
    Da werden wir später noch mal einhaken, beschloss Winter. Der hat doch noch mehr über ihr Aussehen zu sagen.
    »Und dann?«
    »Ich hab doch schon gesagt, dass sie gefragt hat, ob ich Geld verdienen will.«
    »Was haben Sie geantwortet?«
    »Nichts. Ich hab sie wie bescheuert angeglotzt. Wenn ich ehrlich sein soll, war es verrückt, stehen zu bleiben. Es war schon verdammt komisch, dass einfach jemand auftaucht und einem einen Umschlag übergibt.«
    »Was hat sie dann gesagt?«
    »Dass ich mir Geld verdienen könnte, wenn ich ihr einen kleinen Gefallen täte, und dann hat sie gesagt, worum es sich handelt, nämlich dass ich am Ende jeden Monats zur Post gehen und diese Miete einzahlen und die Nummer von der Wohnung hinschreiben soll. Das war alles.«
    »Warum war dann das Kuvert nötig?«
    »Da war doch das Scheißgeld drin. Und ein Papier mit der Postsche... Postschecknummer und dieser andern Zahl.« »Wo ist der Zettel jetzt?« »Den hab ich weggeworfen.« »Warum?«
    »Ich kann die Nummern auswendig. Ich habe ein gutes Zahlengedächtnis, wissen Sie. Und dann bin ich ja nicht so blöd, dass ich nicht begriffen hätte, dass da irgendein krummes Ding dahinter steckt, und da soll man keine Zettel aufheben. Heb nie Zettel auf, ist mein Motto.«
    Jakobsson sah aus, als würde er gleich anfangen stolz zu grinsen. Winter spürte, wie sich ihm die Haare sträubten. Er war ungeduldig, aber er verbarg seine Nervosität hinter einer Maske der Ruhe, damit er mit dem Verhör fortfahren konnte.
    »Bitte sagen Sie die Nummer«, forderte Winter Jakobsson auf. »Die Postschecknummer.«
    »Was?«
    »Sie haben doch so ein phänomenales Zahlengedächtnis. Sie haben schon berichtet, dass Sie zwei Mieten bezahlen sollten und dass Sie sich fünftausend von dem Geld in die eigene Tasche stecken konnten. Da werden Sie sich doch jetzt an die Zahlen erinnern.«
    »Drei Mieten«, korrigierte Jakobsson, »und ich habe zehntausend bekommen. Wer hat hier das Zahlengedächtnis?« Er sah Beifall heischend Cohen an und nickte. »Der kann sich noch nicht mal erinnern, ob es zwei oder drei waren.« Cohen nickte zurück.
    »Okay«, sagte Winter. »Kann ich jetzt die Zahlen hören?«
    Jakobsson antwortete nicht. Er starrte das Tonbandgerät an. Die Klimaanlage rauschte. Jakobsson räusperte sich. »Teufel auch, das macht dieses Verhör. Ich bin nervös, sehen Sie. So was ist nicht komisch. Sie kommen ja selbst nicht mal drauf, wie viele Mieten es waren.«
    »Sie erinnern sich nicht an die Zahl?«
    »Doch, verdammt, nur gerade im Moment nicht. Ich sollte ja schließlich noch eine Miete bezahlen, oder nicht? Da muss ich ja draufkommen. Ich hab doch das Geld bekommen.«
    »Wo ist das Geld?«, fragte Winter, aber er konnte sich die Antwort schon denken.
    »Sind Sie nicht gescheit? Glauben Sie, ich hab es auf der Bank, damit ich es Ihnen zeigen kann?«
    »Wo ist es dann?«
    »Verbraucht, Herr Kommissar. Man könnte es wohl auch feiner ausdrücken: konsumiert. Und das schon längst.«
    »Was war das noch für eine Zahl, die Sie in das Einzahlungsformular auf der Post eintragen sollten?«
    »Bitte?«
    »Sie sollten doch noch eine Zahl schreiben. Wie lautete die?« »Die weiß ich erst, wenn ich dort stehe.« »Sie werden dort nicht mehr stehen.«
    »Nee... Aber Sie wissen, wie ich es meine. Wenn es darauf ankommt, fällt's einem wieder ein.«
    »Verstehen Sie eigentlich, worum es hier geht?«, fragte Winter und rückte ein wenig näher an die Tischkante.
    »Mir sagt ja keiner was.«
    »Hier geht es immerhin um Mord und Entführung.« »Was hat das alles mit mir zu tun?« »Sie hängen mit drin.«
    »Mit drin... Wie zum Teufel

Weitere Kostenlose Bücher