Die Schattenfrau
Päckchen hin und ließ Jakobsson sich die Zigarette selbst anzünden.
»Das wissen doch alle, dass ich nichts mit 'nem Mord zu tun habe«, wiederholte Jakobsson. »Alle wissen das.«
»Wir nicht«, sagte Winter. »Sie stehen unter Verdacht.«
»Nein, zum Teufel.«
»Haben Sie es getan?«
»Was getan?«
»Die Frau ermordet?«
»Verdammt, verdammt, ver... «
»Sagen Sie es jetzt, und Sie helfen uns und sich selbst.« »Oskar Jakobsson ein Mörder? Da lach... « »Wo haben Sie diese Frau getroffen?« »Was?«
»Die Frau, die Ihnen angeblich das Angebot gemacht hat. Wo haben Sie sie getroffen?« »Hier geht es verflucht noch mal zu schnell, wenn ich das sagen darf. Ich habe gesagt, es war auf dem Parkplatz.«
»Ich glaube nicht, dass das wahr ist. Und wenn Sie mir nicht endlich erzählen, wo es wirklich war, dann kann ich Ihnen auch nichts anderes mehr glauben, was Sie sagen.«
Jakobsson blickte Cohen an, der ihm aufmunternd zunickte.
»Okay, okay, VERDAMMT, es war in 'nem Cafe dort, und ich hatte vorher ein Gespräch bekommen.«
»Ein Gespräch? Ein Telefongespräch?«
»Ja.«
»Von wem?«
»Von ihr. Sie, die ich dann im Cafe getroffen habe.«
»Hat sie Sie angerufen?«
»Ja.«
»Wo waren Sie da?«
»Wo ich war? Zu Hause natürlich. Ich besitze kein Handy.« »Waren Sie allein zu Hause?«
»Wann denn? Als der Anruf kam? Mhm. Vielleicht war mein Bruder da? Ich weiß nicht mehr.«
»Was hat die Frau gesagt?«
»Dass sie einen Vorschlag hätte, und ob ich ihr einen Gefallen tun könnte und... Herrgott... das haben wir doch schon fünfzigmal durchgekaut.«
»Was meinen Sie?«
»Was die Frau gesagt hat, hab ich Ihnen doch erzählt, aber es war... an einem anderen Platz. Im Cafe.«
»In welchem Cafe?«
»Jacky's Pub.«
»Ist das ein Cafe?«
»Für mich ist es ein Cafe. Ich trinke nur Kaffee dort. Das Bier ist verflucht teuer, und außerdem hab ich sowieso damit aufgehört. « »Wer hat den Treffpunkt vorgeschlagen?« »Das war ich.« »Sind Sie sich sicher?«
»Nee. Vielleicht war sie es. Es ist so... Könnten wir nicht mal 'ne Pause machen? Ich werde langsam müde von dem hier.«
»Wir brechen bald ab«, sagte Winter. »Versuchen Sie, sich zu erinnern, wer den Treffpunkt vorgeschlagen hat.«
»Das war sie.«
»Sie war es, die ihn vorschlug?« »Ja.«
»Warum wollte die Frau Sie treffen?«
»Ich kann diese Frage nicht noch einmal beantworten.«
»Was war das Erste, was sie sagte?«
»Ich komme nicht mehr drauf.«
»Wie heißt sie?«
»Keine Ahnung. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt, bevor wir uns hier hingesetzt haben. Ich hatte sie noch nie vorher gesehen.«
»Sie kennen sie.«
»Wie kommen Sie auf so 'n Quatsch?« »Warum sollte sie sich sonst an Sie wenden?« »Ich hab keinen blassen Schimmer.«
»Finden Sie es normal, dass bei Ihnen Fremde anrufen und Dienste vorschlagen?«
»Woher soll ich wissen, warum die mich ausgewählt hat, oder?«
»Sie haben vorher gesagt, dass Sie andern gern bereitwillig helfen.«
»Hab ich das gesagt? Ja, also vielleicht deshalb.«
»Sind Sie als bereitwilliger Helfer bekannt?«
»Fragen Sie das nicht mich. Aber wie gesagt, vielleicht war es ja so, sie hat von jemand gehört, dass ich 'n hilfsbereiter Mensch bin, und hat mich deshalb angerufen.«
»Von wem könnte sie das denn erfahren haben?«
»Was denn?«
»Das Sie so 'n netter Mensch sind?«
»Bestimmt von hundert Leuten«, meinte Jakobsson.
»Dann zählen Sie sie mal auf«, sagte Winter und zog einen frischen Notizblock zusammen mit einem Bleistiftstummel aus der Innentasche.
»Sie sind ja nicht normal«, ereiferte sich Jakobsson. »Außerdem muss ich mal auf den Topf.«
»Noch eine Weile.«
»Ich muss aber jetzt. Sie begreifen nicht. Das kommt bei mir ganz plötzlich. Wenn ich nicht in einer Minute pissen gehen darf, wird es für keinen mehr lustig sein, hier zu sitzen.«
»Wie heißt sie?«
»Ich weiß es nicht. Das hab ich Ihnen doch gesagt. Wir können das Verhör gern auf dem Topf fortsetzen, wenn Sie wollen, aber ich kann ni... «
»Geben Sie mir den Namen.«
»Ich weiß es nicht, VERDAMMT.«
»Wer kann ihr den Tipp gegeben haben, dass Sie ein Mensch sind, der andern gern mal einen Gefallen tut?«
Jakobsson antwortete nicht. Er hatte sich halb aufgerichtet, und sie konnten an dem Fleck, der sich vorn auf seiner Hose ausbreitete, sehen, dass er gerade, vielleicht zum ersten Mal während des Verhörs, die Wahrheit gesagt hatte.
40
Ringmar las die Abschrift des Verhörs
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