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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Stranden rauf... Ich zeig dir das alles nachher unten in der Stadt... und die Kollegen nahmen die Kerle mehr oder weniger in die Zange. Es wurde weiter geschossen. Wie im Wilden Westen. Ein paar Leute sprachen später dann auch von dem Bonnie-&-Clyde-Fall«, sagte Bendrup und sah Michaela Poulsen an. »Ich allerdings nicht. Es war zu ernst, um darüber zu spaßen.«
    »Zwei Bankräuber sind gestorben«, sagte Winter.
    »Einer war auf der Stelle tot. Eine Kugel ins Auge, ein Glückstreffer, wenn der Ausdruck erlaubt ist. Der andere lebte noch, als es vorbei war, aber er war übel dran. Wir glaubten, er würde durchkommen, aber er starb, ohne noch einmal aufgewacht zu sein. Die Ärzte haben von einer Embolie gesprochen. Weißt du, was das ist?«
    »Vage«, antwortete Winter.
    »Mir ging es genauso. Er war an mehreren Stellen getroffen worden, und die Brüche bewirkten, dass Knochenmark freigesetzt wurde, das ins Blut gelangte und Pfropfen bildete, die den Tod verursachten. Es war eine... Enttäuschung. Wir hatte keinen mehr zum Verhören.«
    »Ja«, sagte Winter.
    »Die anderen konnten entkommen. Zwei Männer, die Fahrerin und vielleicht das Kind. Am Steuer saß eine Frau, und zwei Inspektoren und ein Assistent schworen, dass sie ein Kindergesicht auf dem Boden des Fluchtautos gesehen hatten, als die Türen geöffnet wurden, bevor der Wagen davonraste.«
    »Sie waren ganz sicher«, meinte Michaela Poulsen. »Genauso sicher wie darin, dass eine Frau am Steuer saß.«
    »Brigitta Dellmar«, warf Winter in den Raum.
    »Anscheinend ist sie später als Brigitta Dellmar identifiziert worden«, erklärte Michaela Poulsen.
    »Hier war sie unbekannt«, sagte Bendrup.
    »Sie sind also entkommen.« Winter bemühte sich um eine neutrale Stimme.
    Bendrup sah ihn misstrauisch an. »Vielleicht ist das peinlich«, gab Bendrup zu, »ich weiß nicht. Aber die Polizisten in dem einen Streifenwagen interessierten sich in erster Linie für Christiansen und nicht so sehr für die Räuber. Man wusste ja nicht, dass S0ren schon tot war. Die andere Einheit konnte ganz e infach nicht fahren, weil zwei Reifen an ihrem Auto zerschossen waren. Und als sie darauf kamen, das andere Fahrzeug zu nehmen, war das Fluchtauto bereits über die Limfjord-Brücke und irgendwo in den endlosen Slumvierteln von N0rresundby verschwunden.«
    Winter nickte noch einmal. Der Lastwagen draußen war lärmend wieder in Gang gekommen.
    »Da hast du die Geschichte in groben Zügen. Der Epilog: Sie hielten sich in einem Ferienhaus in Blokhus auf. Und der dritte Bankräuber trieb ein paar Wochen später tot im Fjord. Wenigstens glauben wir, dass er an dem Überfall beteiligt war. Er war ein Kumpel von den beiden Erschossenen oder zumindest von dem einen.«
    »Welche Verbindung hatten sie zu den Hell's Angels?«, fragte Winter.
    »Tja...« Bendrup machte eine Pause, um seine Zigarre wieder anzustecken. Winter wartete. Michaela Poulsen war ans Fenster getreten, irritiert von dem Motorenlärm, der prompt abbrach, als sie aus dem Fenster blickte.
    »Die Organisation war ja damals gerade erst hier aufgebaut worden. Hatte ihren Ursprung in Kalifornien, wie die Beach Boys und anderer Scheiß. Irgendwie fassten die in Dänemark fester Fuß als in anderen europäischen Ländern. Wie auch immer, es gab zu der Zeit hier richtige Pioniere, zu denen zwei von diesen unglückseligen Bankräubern mit Sicherheit zu zählen sind. Mindestens zwei. Aber das ist so ungefähr alles, was wir wissen. Was du bitte nicht gleichsetzt mit dem, was wir vermuten.«
    »Was vermutet ihr denn?«, fragte Winter.
    »Wir glauben... oder ich glaube jedenfalls, dass es sich um eine reine Geldbeschaffungsaktion handelte, die aber von der Organisation zuvor beschlossen worden war. Sieben Millionen waren 1972 viel Geld. Und wer eine starke Organisation aufbauen will, braucht Kapital. Du musst wissen, dass der Überfall auf Den Dankse Bank damals nicht der Erste war. Er war Teil einer gut geplanten Serie, wenn auch der, bei dem es um die größte Summe ging. Und der blutigste.«
    »Für diese Theorie spricht auch, dass einer der Räuber von seinen eigenen Leuten getötet wurde«, bestätigte Michaela Poulsen die Ausführungen ihres Kollegen.
    »Wie meinst du das?«, fragte Winter.
    »Er wurde hingerichtet, der Mann im Fjord, weil er nicht mehr gebraucht wurde. Das klingt schockierend, aber wir haben hier eine ganze Menge solcher Sachen erlebt. Oder er war ihnen zu schwach. Für die ist eine schwache Person jemand,

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