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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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jünger als er. Das kann doch gar nicht sein, dass jemand in einer so exponierten Position noch so jung ist, überlegte Winter und schüttelte die zur Begrüßung ausgestreckte Hand.
    »Willkommen, Kriminalinspektor Winter.«
    »Danke. Kriminalinspektor Poulsen?«
    »Ja. Michaela. So, jetzt können wir die Titel weglassen.«
    »In Schweden bin ich Kriminalkommissar«, erklärte Winter. »Hier hat man die Rangbezeichnung umgedreht.«
    »Hier drehen wir viel um«, scherzte Michaela Poulsen. Sie folgte Winters Blick, der noch immer andächtig die Glasfront anstarrte. »Hübsch, was? Ich meine nicht die ausrangierten Eisenbahnwaggons dort drüben, sondern das Haus. Das Präsidium.«
    »Ich bin beeindruckt«, gestand Winter.
    »Wir sind alle beeindruckt«, sagte Poulsen. »Wir sind beeindruckt vom Mut der Obrigkeit. Vom Mut der alten Herren. Uns fehlen Computer, aber wir haben ein schönes Gebäude.« Sie sah Winter fragend an. »Bist du zum ersten Mal hier in der Stadt?«
    »Nein. Aber das letzte Mal liegt viele Jahre zurück.«
    »Wir haben ja über die Jahre immer wieder mit den Schweden Kontakt gehabt. Also mit den Kollegen.« Michaela Poulsen wies auf die Aufzüge, die wie Portale einladend die Türen geöffnet hatten. »Na, dann fahren wir mal einen Stock höher.«

49
    Hier oben auf den Etagen fanden sich lange Flure und kleine Zimmer. Wie bei uns in Göteborg, schoss es Winter durch den Kopf.
    Auf ihrem Weg durch den Flur mussten sie immer wieder Kartons und verschiedenen Computerteilen ausweichen, die an die Wände gelehnt waren.
    »Es ist noch ein wenig unaufgeräumt«, meinte Michaela Poulsen. »Wir sind tatsächlich endlich dabei, auf Computer umzustellen. Das braucht Zeit und Platz.«
    »Ja«, nickte Winter. »Ist noch gar nicht lange her, dass wir die gleiche Prozedur hinter uns gebracht haben.«
    »Hier kostet es uns 265 Dienststellen«, gab Michaela Poulsen zu bedenken. »Also in Dänemark. Die werden bis zum Jahr 2000 abgebaut sein.«
    Sie bat ihn in ein Zimmer am hinteren Ende des Flurs. Ein Computer beherrschte den Schreibtisch, der sich unter Ordnern bog. Ein Telefon gab es auch. Durch das Fenster konnte Winter die Anonymen Alkoholiker beim Sonnenbaden beobachten.
    »Die Sache ist ja schon eine ganze Weile her«, ging Michaela Poulsen zum Thema über. »Ich habe die Akten, die wir nicht hier hatten, aus dem Bezirksarchiv in Viborg kommen lassen.« Sie wies mit einem Nicken auf den Computer und die Ordner. »Wie ich gesagt habe, sind wir noch dabei, das Archiv zu computerisieren. Ich fürchte, du wirst in dem Kasten nicht sehr viel finden.«
    »Ist schon in Ordnung«, meinte Winter. Er schaute sich um. »Wenn ihr Schweden uns in diesem alten Fall weiterhelfen könntet, wären wir mehr als froh«, gestand Michaela Poulsen.
    »Ich war ja damals nicht dabei. Aber wir haben hier Leute, die die Sache nicht vergessen. Tatsache ist, dass eine Menge Kollegen an dem Bankraub und dem Todesfall gearbeitet haben. Jens Bendrup ist einer von ihnen, und er wird gern mit dir darüber sprechen, wenn du willst.«
    »Danke«, sagte Winter.
    »Keine Ursache. Das war eine wirklich schlimme Geschichte.« Michaela Poulsen setzte sich auf einen der Stühle am Fenster. Sie machte eine Handbewegung, als wollte sie sich Haare aus der Stirn streichen, die dort gar nicht waren. Auf dem Weg in dieses Büro, war sie kurz in ihr eigenes gegangen und hatte einen klein karierten Blazer in Schwarz und Weiß geholt.
    »Deswegen bin ich ja hier«, sagte er. »Es wäre sehr schön, wenn du mir alles ganz detailliert berichten könntest.«
    »Ich hole besser erst Jens Bendrup.« Sie stand auf und verließ den Raum. Winter blieb vor dem Schreibtisch stehen. Er hob einen der Ordner auf, es waren fünf insgesamt. Daneben lagen braune DIN-A4-Umschläge, die Fotografien und anderes Material enthalten mochten.
    Winter blickte auf. Michaela Poulsen war mit Kriminalkommissar Jens Bendrup zurückgekommen. Er war stämmig und breitschultrig, kleiner als seine Kollegin und nicht so ernst gekleidet. Er trug ein Hemd, dazu Pullover und Jeans. Bendrup roch nach Zigarren, als Winter ihm die Hand gab. Und nach bestimmt zwei Bier zum Mittagessen, schätzte Winter.
    »Willkommen am Tatort«, begrüßte ihn Bendrup.
    »Vielen Dank, dass ihr euch für mich Zeit nehmt.«
    »Ich würde gerne rauchen«, sagte Bendrup. »Aber das ist jetzt dein Zimmer, also hast du zu bestimmen.«
    Bendrup hatte eine Zigarre hervorgeholt, die lebensgefährlich aussah. Winter warf

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