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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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und verpestete die Luft von hier bis nach Heden. Birgerssons Gesicht war wie aus steifem Karton geschnitten und erhitzt von der Sonne, da er direkt am Licht gesessen hatte. Sein Schreibtisch war leer bis auf den Aschenbecher. Das ist jedes Mal wieder gleich faszinierend, wenn ich herkomme, dachte Winter. Kein Schnipsel Papier. Der Computer läuft nicht, und der Schrank sieht aus, als wäre er noch nie geöffnet worden. Sture raucht und denkt. Damit hat er es weit gebracht.
    »Ich bin fertig mit Lesen«, begann Sture Birgersson. Er drückte die Zigarette aus und betrachtete nachdenklich seine Hand. Dann zog er eine Zigarettenschachtel aus der Innentasche seines hellen Sakkos und steckte sich eine neue an. »Ihr habt viele Spuren.«
    »Du weißt doch, wie das ist, Sture.«
    »Mir fällt nur ein Fall ein, bei dem wir die Identität nicht in den ersten vierundzwanzig Stunden herausbekommen haben.«
    Winter wartete, holte seine Zigarillos hervor, zündete sich einen Corps an und tat den ersten Zug, während Birgersson noch immer in seinem Gedächtnis herumzukramen schien. Du machst mir nichts vor, Alter, dachte Winter. Du weißt genau, ob es ein Fall war oder mehrere.
    »Vielleicht hast du das besser im Blick?«, Birgersson schaute seinem ranghöchsten Untertan in die Augen.
    Winter lächelte und beugte sich über den Schreibtisch vor zum Aschenbecher. »Da kommt nur ein Fall in Frage, soweit ich mich erinnere.«
    »Ich meine in neuerer Zeit«, ergänzte Birgersson.
    »Falls wir beide den Typ am Stenpiren meinen, so hoffe ich, dass das ein einmaliges Vorkommnis war«, sagte Winter.
    Ein Mann war ins Wasser gefallen und ertrunken, und als sie zu ermitteln versuchten, wer er war, stellten sie fest, dass er nirgendwo im Land als vermisst gemeldet war. Er trug einen Jogginganzug, hatte kein Geld in der Tasche, keinen Schlüssel, keinen Personalausweis, keinen Ring mit Inschrift, nichts. Nach der langen Zeit im Wasser hatten sie seine Fingerabdrücke gerade noch abnehmen können, aber das half ihnen nichts. Er war ein Unbekannter geblieben, und sie hatten ihn längst begraben.
    »Das ist damals auch während des Stadtfests passiert«, betonte Birgersson. »Allein schon das wäre Grund genug, den ganzen Mist abzublasen, den Wahnsinn ein für alle Mal zu stoppen.«
    »Manchen macht das Sommerfest eben Spaß.«
    »Gib dir keine Mühe, Erik. Du hasst wie ich den Anblick großer Menschenansammlungen. Bier aus Einwegbechern trinken und sich dann einreden, man würde sich amüsieren. Oder sogar überzeugt zu sein, das mache Spaß. Sieh dir doch an, was mit Aneta passiert ist. Übrigens, wie geht es ihr?«
    »Das Kauen fällt ihr noch schwer.« Winter hatte versucht, den Gedanken an Aneta beiseite zu schieben. Das war nicht richtig gewesen. »Ich habe vor, sie so bald wie möglich zu besuchen.«
    »Hm. Ich hoffe, sie ist bald wieder bei uns, wär gut für die Moral. Und natürlich für sie selbst. Ich schätze sie sehr. Sie hat keine Angst. Vor allem nicht vor mir. Und das bedeutet, sie ist ganz schön zäh.«
    »Ja, du kannst einem richtig Angst einjagen, Sture.«
    »Was hat es mit diesem rätselhaften Zeichen auf sich?« Birgersson wechselte das Thema.
    »Es gi... «
    »Ja, ja, ist klar. Ich meine, was hältst du davon.«
    Winter wischte mit der Hand durch die Luft, in der er den Zigarillo hielt, und sofort verbreitete sich der aromatische Duft im ganzen Zimmer, als hätte er ein Gefäß mit Weihrauch geschwenkt.
    »Igitt, wie riecht das denn«, beschwerte sich Birgersson. »Halt bloß die Hand still. Also, glaubst du, die Sache ist ein richtiger Anhaltspunkt, über den es sich nachzudenken lohnt? Meinst du, sie ist das Gehirnschmalz wert? Du bist näher dran als ich.«
    »Ich weiß nicht.« Winter legte den Zigarillo auf den Rand des Aschenbechers. »Wirklich nicht. Erst hatte ich es fast schon verdrängt, aber dann waren Fredrik und ich draußen am See und... Tja, du hast es ja selbst gelesen.«
    »Es muss dich in deinem Glauben an die Wichtigkeit von Intuitionen bei der Ermittlungsarbeit ja bestärkt haben«, sagte Birgersson. »Dass du ausgerechnet dann zur Stelle warst, als diese jungen Burschen aufgetaucht sind.«
    »Nun, ich war da. Ich bin einer Eingebung folgend hingefahren. Und ich hab mich nicht getäuscht.«
    »Wie willst du das erklären, dass Halders zur gleichen Zeit aufgetaucht ist? Ich glaub, der gute Fredrik kann das Wort Intuition noch nicht mal buchstabieren.«
    »Das ist ja auch gar nicht so einfach. Hast du's

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