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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Bootsbesitzer rund um den Stora und den Lilla Delsjön einbezog.
    »Was habt ihr gemacht, nachdem ihr das Boot wieder gefunden hattet?«, fragte Winter.
    »Wir sind zurückgerudert, haben den Motor angehängt, und dann sind wir rausgefahren und haben geangelt.«
    »Wann war das?«
    »Wann war was?«
    »Wann seid ihr zum Angeln gefahren?« Der Junge blickte auf seine Armbanduhr. »Vor ein paar Stunden. «
    »Ihr habt nichts Ungewöhnliches im Boot entdeckt, als ihr es gefunden habt?«, fragte Halders.
    »Nee. Was sollte denn da gewesen sein?«, fragte der Junge zurück. Winter konnte sich vorstellen, was er dachte.
    »Etwas, das dort nichts zu suchen hatte«, erklärte Halders. »Nee, wir haben nichts gesehen.«
    »Keinen Müll, kein Blatt Papier oder so was? Keine Flecken?«
    »So genau haben wir nicht nachgesehen. Aber das Boot liegt ja dort drüben«, sagte der Junge und wies mit einem Nicken auf den Weg und das Boot.
    »Ihr versteht bestimmt, dass wir uns das Boot für ein Weilchen ausleihen und es untersuchen müssen.« Winter ärgerte sich über die lange Zeit, die verstrichen war. Warum hatten sie das Boot nicht vorher entdeckt, »auf der anderen Seite«? Hatte es am Morgen zuvor oder den Tag über oder in der letzten Nacht nicht da gelegen? Oder war es übersehen worden aus Schlamperei? War es möglich, dass ein Kollege das Boot unbeachtet gelassen oder gar nicht gesehen hatte? Es war möglich. Alles war möglich bei den Ermittlungen in einem Mordfall.
    »Total okay.« Der Junge klang richtig begeistert, als wäre dies alles ein großes Abenteuer.
    Sie gingen gemeinsam zum Boot zurück. Auf dem Kunststoffboden stand das Wasser zehn Zentimeter hoch.
    »Habt ihr geschöpft, nachdem ihr es gefunden hattet?«, fragte Halders.
    »Nee.«
    »Gut. Wo sind eigentlich die Fische?«
    Die Jungen blickten erst einander und dann Halders an. »Wir haben sie wieder hineingeworfen, weil sie uns Leid getan haben«, sagte der eine.
    »Gut.« Auch Sportangler lügen wie gedruckt, dachte Halders. Und schon die jüngsten können verdammt durchtrieben sein.
    Er war näher getreten und hatte sich an den Bug des Boots gestellt. Er beugte sich vor und nahm die Innenseiten in Augenschein. »Was ist denn das da unter der Ruderdolle?«, fragte Halders und zeigte darauf. »Kommt näher, damit ihr es auch seht. Da. Links, zehn Zentimeter über dem Wasser.«
    Die Jungen schauten hin, sagten aber nicht.
    »Erkennt ihr das nicht?«, fragte Halders.
    »Das sieht aus wie irgendein Zeichen oder so«, meinte der eine Junge und blickte auf den kleinen roten Farbflecken an der schmutziggelben Innenseite des Bootes. »Das ist vorher nicht da gewesen.«

15
    Es gab kein Fenster, und sie wusste nicht, ob es Morgen oder Abend war. Sie war eingeschlafen und wieder aufgewacht, aber sie fühlte sich, als hätte sie überhaupt nicht geschlafen. Der Schein der Lampe im Zimmer war schwach, drang nicht bis zu ihr dort unten auf dem Boden. Sie konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Sie beugte und streckte die Finger, vor und zurück, sie wollte sie so weit es ging nach hinten biegen. Und dann nach vorn. Und dann wollte sie nur einen Finger in der Luft halten, allein, während sie die anderen fest an die Handfläche drückte. Am schwierigsten war das mit dem Ringfinger, da musste sie mit der anderen Hand helfen, um die übrigen Finger unten zu halten.
    Ihr war nicht mehr kalt. Sie hatte zwei Decken und warmes Zuckerwasser bekommen. Als sie das Wasser getrunken hatte, war sie eingeschlafen. Beim Aufwachen hatte sie nicht gewusst, ob sie wirklich geschlafen hatte. Komisch. Aber es war auch gut, denn sie hatte keine Angst, wenn sie schlief. Sie konnte dann keine Angst haben, denn sie war ja nicht richtig da.
    Jetzt aber war sie da, und von oben war ein Geräusch zu hören, von der Decke her. Sie hatte Angst. Sie wollte schreien: ICH WILL MEINE MAMA HABEN, aber sie traute sich nicht. Vielleicht würde der alte Mann wieder mit Zuckerwasser kommen, und dann müsste sie schlafen. Sie war schon einmal eine Weile wach gewesen. Und er kam mit einer neuen Tasse und tauschte sie gegen die alte aus. Sie glaubte, dass er wiederkommen würde, weil sie das Geräusch gehört hatte.
    Wehgetan hatte ihr niemand mehr. Sie dachte gar nicht mehr daran, sondern an den Sommer und dass es schön warm war, wenn man mit nackten Füßen über die Straße oder durch Sand lief. Sie hatte im Sand gespielt, kurz bevor sie mit dem großen Schiff gefahren waren. In dem Schiff hatte es gerasselt,

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