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Die Schattenhand

Die Schattenhand

Titel: Die Schattenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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waren. Ich konnte ohne weiteres ins Zimmer schauen.
    Es war ein seltsam friedvolles, häusliches Bild. Symmington in einem großen Lehnstuhl, Elsie Holland über ein zerrissenes Jungenhemd gebeugt, an dem sie eifrig flickte.
    Ich sah sie nicht nur, ich hörte sie auch, denn die obere Fensterhälfte war ein Stück heruntergeschoben.
    Elsie Holland sprach.
    «Aber ich glaube wirklich, Mr Symmington, dass die Jungen alt genug sind fürs Internat. Auch wenn ich es natürlich traurig fände, von ihnen wegzugehen, sehr sogar. Ich mag sie alle beide schrecklich gern.»
    «Bei Brian haben Sie wahrscheinlich recht, Miss Holland», sagte Symmington. «Ich habe beschlossen, ihn im Herbst nach Winhays zu schicken, wo ich selbst auf der Schule war. Aber Colin ist noch ein wenig jung. Es wäre mir lieber, wenn er noch ein Jahr warten würde.»
    «Ja, natürlich, ich verstehe Sie schon. Und Colin ist vielleicht ein bisschen jung für sein Alter.»
    Ruhige häusliche Gespräche, eine ruhige häusliche Szene – und ein goldener Kopf, der sich über eine Näharbeit neigte.
    Dann ging die Tür auf, und Megan kam herein.
    Sie blieb an der Schwelle stehen. Sie hielt sich sehr gerade, und ich bemerkte sofort eine unterdrückte Erregung an ihr. Ihre Züge waren angespannt, ihre Augen glänzten entschlossen. Sie hatte nichts Schüchternes an sich, nichts Kindliches.
    Sie sagte, an Symmington gewandt, aber ohne ihn anzureden (und mir fiel plötzlich auf, dass sie ihn in meinem Beisein noch nie angeredet hatte – nannte sie ihn Vater? Oder etwa Dick?): «Ich würde dich gern sprechen, bitte. Allein.»
    Symmington machte ein überraschtes und, so mein Eindruck, nicht allzu erfreutes Gesicht. Er runzelte die Stirn, aber Megan trat mit einer für sie ganz ungewöhnlichen Entschiedenheit auf.
    Sie drehte sich zu Elsie um und sagte: «Macht es dir etwas aus, Elsie?»
    «Oh, nein, natürlich nicht.» Elsie Holland sprang auf. Sie wirkte verdutzt und leicht beunruhigt.
    Sie ging zur Tür, und Megan machte einen Schritt ins Zimmer, sodass Elsie an ihr vorbei musste.
    Und einen Herzschlag lang verharrte Elsie reglos im Türrahmen und blickte über die Schulter zurück.
    Ihre Lippen waren geschlossen, sie stand ganz still, eine Hand ausgestreckt, während sie mit der anderen ihre Näharbeit an sich drückte.
    Ich hielt den Atem an, überwältigt von ihrer Schönheit.
    Wenn ich jetzt an sie zurückdenke, sehe ich sie immer so vor mir – erstarrt in der Bewegung, vollkommen auf jene unerreichte, unsterbliche Art, wie griechische Statuen es sind.
    Dann ging sie hinaus und schloss die Tür.
    Verdrossen fragte Symmington: «Also Megan, was gibt’s? Was willst du?»
    Megan war ganz an den Tisch getreten. Sie stand da und sah auf Symmington hinunter. Wieder verblüffte mich die Resolutheit, die Unbeirrbarkeit ihres Gesichtsausdrucks, und noch etwas – eine Härte, die ich an ihr nicht kannte.
    Dann öffnete sie den Mund und sagte etwas, das mich zutiefst bestürzte.
    «Ich will Geld», sagte sie.
    Die Forderung verbesserte Symmingtons Laune nicht. Er sagte mit Schärfe im Ton: «Hätte das nicht bis morgen Zeit gehabt? Was ist los, findest du, du bekommst nicht genug Taschengeld?»
    Ein gerechter Mann, dachte ich selbst da noch, ein Mann, an dessen Verstand sich appellieren lässt, wenn auch nicht an sein Gefühl.
    «Ich will eine Menge Geld», sagte Megan.
    Symmington setzte sich gerade hin und sagte kalt: «Du wirst in ein paar Monaten mündig. Dann kannst du über das Geld, das deine Großmutter dir hinterlassen hat, frei verfügen.»
    «Davon rede ich nicht», sagte Megan. «Ich will Geld von dir. » Sie fuhr fort, schneller jetzt: «Ich habe nie viel von meinem Vater erzählt bekommen. Ich sollte wohl nichts über ihn erfahren. Aber ich weiß, dass er im Gefängnis war, und ich weiß auch, weswegen. Erpressung!»
    Sie schwieg kurz.
    «Nun, ich bin seine Tochter. Und vielleicht schlage ich ihm nach. Ich möchte nämlich, dass du mir Geld gibst, denn – wenn du es nicht tust…» sie hielt inne und sprach dann sehr langsam und ruhig weiter, «wenn du es nicht tust – verrate ich, was du mit Mutters Kapsel gemacht hast, ne u lich in ihrem Zimmer.»
    Eine Pause trat ein.
    Dann sagte Symmington, und seine Stimme klang völlig unbewegt: «Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.»
    «Ich glaube, das weißt du ganz gut», sagte Megan. Und sie lächelte. Es war kein angenehmes Lächeln.
    Symmington stand auf. Er trat an den Schreibtisch. Er zog ein

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