Die Schattenhand
Mann nicht besonders nett behandelt worden war und dass Mrs Symmington nicht besonders nett zu Megan gewesen war, und Teufel auch – irgendwann müssen wir alle sterben! Und ich pflichtete der glückstrahlenden Miss Emily bei: Ja, alles wendet sich zum Besten in dieser besten aller denkbaren Welten.
Ich ging die High Street entlang und durch das Gartentor der Symmingtons, und Megan lief mir entgegen.
Sehr romantisch fiel die Begrüßung nicht aus, denn zusammen mit Megan kam ein überdimensionaler Hirtenhund aus dem Haus und warf mich fast um in seiner Begeisterung.
«Ist er nicht süß?», fragte Megan.
«Ein bisschen überwältigend. Gehört er uns?»
«Ja, er ist ein Hochzeitsgeschenk von Joanna. Wir haben schon Glück mit unseren Hochzeitsgeschenken, findest du nicht? Von Miss Marple dieses flauschige weiße Wollding, von dem keiner weiß, wozu es gut ist, und das hübsche Crown-Derby-Teeservice von Mr Pye, und Elsie hat mir einen Toasthalter geschickt…»
«Typisch», warf ich ein.
«Und sie hat eine Stelle bei einem Zahnarzt und fühlt sich sehr wohl dort. Und – wo war ich jetzt?»
«Hochzeitsgeschenke aufzählen. Denk dran, wenn du es dir doch noch anders überlegst, musst du sie alle wieder zurückgeben.»
«Ich überleg’s mir nicht anders. Warte, was haben wir noch? Ach ja, einen ägyptischen Skarabäus von Mrs Dane Calthrop.»
«Originelle Frau», sagte ich.
«Halt! Halt! Das Beste weißt du ja noch gar nicht. Partridge hat mir was geschenkt. Die scheußlichste Tischdecke, die die Welt je gesehen hat. Aber es muss heißen, dass sie mich jetzt doch mag, weil sie nämlich dazu schreibt, dass sie sie eigenhändig bestickt hat.»
«Mit Disteln und sauren Trauben, oder wie?»
«Nein, Fleißige Lieschen und Männertreu.»
«Schau einer an», sagte ich. «Partridge macht sich.»
Megan hatte mich ins Haus gezogen.
«Nur eine Sache verstehe ich nicht», sagte sie. «Zu dem Halsband und der Leine für den Hund hat Joanna noch ein zweites Halsband mit Leine gelegt. Hast du eine Ahnung, was wir damit sollen?»
«Das», sagte ich, «ist Joannas kleiner Privatscherz.»
Über dieses Buch
The Moving Finger gehörte immer zu den Romanen, die Agatha Christie selbst zu ihren stärksten zählte: «Von meinen Kriminalromanen sind es ‹Das krumme Haus› und ‹Feuerprobe der Unschuld›, die mich mehr als alle anderen zufriedenstellen. Als ich sie vor kurzem durchblätterte, fand ich zu meiner Überraschung noch einen anderen, der mir wirklich gut gefällt, ‹Die Schattenhand›. Es ist interessant, etwas zu lesen, was man vor siebzehn oder achtzehn Jahren geschrieben hat… Manche Bücher halten der Zeit stand, manche nicht.»
Der Roman erschien während der Kriegsjahre 1943 bei Collins in London, bereits 1944 erschien im Scherz Verlag die deutsche Ausgabe unter dem Titel «Die Schattenhand».
Agatha Christie hatte Joan Hickson Anfang der sechziger Jahre in London in einem Theaterstück gesehen. In einem Brief an sie schrieb die Autorin der Schauspielerin weitsichtig: «Ich hoffe, dass sie eines Tages meine Miss Marple spielen werden». Es sollte noch einige Jahre dauern, aber zwischen 1985 und 1989 stand Joan Hickson insgesamt zwölfmal in der Rolle der schrulligen Amateurdetektivin vor der Kamera, so auch in der Fernsehverfilmung von «Die Schattenhand», die die BBC 1985 ausstrahlte und die auch in Deutschland zu sehen war.
Anmerkung der Übersetzerin zu Seite 135
Dass Jerry Burton bei dem Stichwort « Krieg » der « Fetzen Papier » wieder einfällt, mag dem deutschen Leser befrem d lich erscheinen, dabei ist der Zusammenhang sogar deu t schen Ursprungs: Für einen bloßen « Fetzen Papier » , so warf am 4. August 1914 der deutsche Reichskanzler von Bethmann Hollweg England vor, nehme Großbritannien den Weltkrieg in Kauf. Die Rede ist vom Neutralitätsve r trag mit Belgien, dessen Verletzung durch den Einmarsch der Deutschen der Anlass für den englischen Kriegseintritt war. In England sorgte die aggressive Wortwahl für große Empörung, weshalb der Ausspruch in den englischen Zit a tenschatz eingegangen ist.
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