Die Schattenhand
dergleichen geschrieben.»
Nash hatte den Brief an Elsie Holland hervorgezogen.
«Leugnen Sie, dass Sie das geschrieben haben, Miss Griffith?»
Wenn sie zögerte, dann nur den Bruchteil einer Sekunde.
«Das leugne ich allerdings. Ich habe diesen Brief nie gesehen.»
Nash entgegnete ruhig: «Ich muss Ihnen leider sagen, Miss Griffith, dass Sie dabei beobachtet worden sind, wie Sie den Brief vorgestern Abend zwischen dreiundzwanzig Uhr und dreiundzwanzig Uhr dreißig auf der Schreibmaschine im Frauenverein geschrieben haben. Gestern sind Sie mit einem Stapel Briefe in der Hand zur Post gegangen…»
«Ich habe diesen Brief nicht aufgegeben.»
«Nein, Sie nicht. Sie haben ihn, während Sie auf Ihre Marken warteten, unauffällig zu Boden fallen lassen, damit irgendein ahnungsloser Mensch ihn aufhebt und in die Post steckt.»
«Ich habe nie…»
Die Tür ging auf, und Symmington kam herein. Er sagte scharf: «Was geht hier vor? Aimée, wenn es irgendwelche Probleme gibt, solltest du einen Rechtsbeistand haben. Wenn du möchtest, kann ich…»
Da knickte sie ein. Vergrub ihr Gesicht in den Händen und taumelte zu einem Stuhl.
«Geh weg, Dick», sagte sie. «Geh weg. Nicht du! Nicht du! »
«Du brauchst einen Anwalt, meine Liebe.»
«Nicht dich. Ich… ich… könnte es nicht ertragen. Ich will nicht, dass du… es ist alles so…»
Er schien zu begreifen. Leise sagte er: «Ich rufe Mildmay in Exhampton an. Ist dir das recht?»
Sie nickte. Sie weinte jetzt.
Symmington verließ das Zimmer. An der Tür stieß er mit Owen Griffith zusammen.
«Was ist hier los?», fragte Owen heftig. «Meine Schwester…»
«Es tut mir Leid, Dr. Griffith. Sehr Leid. Aber wie haben keine Wahl.»
«Sie denken, sie – steckt hinter diesen Briefen?»
«Ich fürchte, da besteht kein Zweifel, Sir», sagte Nash. Er wandte sich an Aimée. «Wenn Sie jetzt bitte mitkommen würden, Miss Griffith – Sie können selbstverständlich jederzeit mit einem Anwalt sprechen.»
«Aimée?», rief Owen.
Sie drängte sich an ihm vorbei, ohne ihn anzusehen.
«Sprich nicht mit mir», sagte sie. «Sag nichts. Und schau mich um Gottes willen nicht an!»
Sie gingen hinaus. Owen stand da wie vom Donner gerührt.
Ich wartete kurz, dann machte ich einen Schritt auf ihn zu.
«Wenn ich irgendetwas tun kann, Griffith, lassen Sie es mich wissen.»
Er klang, als träume er.
«Aimée? Das kann doch nicht wahr sein!»
«Vielleicht ist es ja ein Irrtum», meinte ich lahm.
Er sagte langsam: «Dann würde sie nicht so reagieren. Aber ich hätte das nie geglaubt. Ich glaube es immer noch nicht.»
Er ließ sich in einen Sessel fallen. Ich machte mich nützlich, indem ich einen steifen Drink eingoss und ihn ihm brachte. Er stürzte ihn hinunter, und es schien ihm gut zu tun.
«Ich war einfach nicht darauf gefasst», sagte er. «Jetzt geht es schon wieder. Danke, Burton, aber Sie können mir nicht helfen. Mir kann niemand helfen.»
Die Tür öffnete sich, und Joanna kam herein. Sie war sehr blass.
Sie trat auf Owen zu und sah mich an.
«Geh, Jerry», sagte sie. «Das hier ist meine Sache.»
Als ich zur Tür hinausging, sah ich sie neben seinem Sessel niederknien.
III
Über die Ereignisse der nächsten vierundzwanzig Stunden kann ich nur unzusammenhängend berichten. Einzelne Vorfälle ragen heraus, ohne Beziehung zueinander.
Ich weiß noch, dass Joanna heimkam, bleich und abgespannt, und dass ich sie aufzuheitern versuchte, indem ich sagte: «Na, und wer spielt jetzt die gute Fee?»
Und dass sie ein klägliches, schiefes Lächeln lächelte und sagte: «Er sagt, er will mich nicht, Jerry. Er ist so grauenhaft stolz und verstockt!»
Und ich sagte: «Mein Mädchen will mich auch nicht…»
Eine Weile saßen wir einfach nur da. Schließlich sagte Joanna: «Die Familie Burton ist zurzeit nicht gerade gefragt, so wie’s aussieht.»
«Mach dir nichts draus, mein Herz», sagte ich, «wir haben immer noch uns», und Joanna sagte: «Ich weiß nicht, Jerry, irgendwie tröstet mich das im Moment nicht besonders…»
IV
Am nächsten Tag kam Owen und besang in den höchsten Tönen Joannas Herrlichkeit. Sie war großartig, phantastisch! Wie sie zu ihm gekommen war, wie sie ihm angeboten hatte, ihn zu heiraten – auf der Stelle, wenn er wollte. Aber das würde er nicht zulassen. Nein, sie war zu gut, zu kostbar für die Schlammschlacht, die losbrechen würde, sobald die Zeitungen Wind von der Sache bekamen.
Ich liebte Joanna herzlich und
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