Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
einen e in wenig s p itz zulaufenden Ohren, dann bei seinen leicht blä u l i ch schimmernden Haaren un d sc hlie ß lich b eso nd ers lan g e bei s einen A u gen.
»Du hast genau die Augen deiner Großmutter«, bemerkte er.
San w u sste ni c ht, was er sag e n sol l te, u nd b e schränkte s i ch a u f ein vages Nicken. Dabei wäre er am liebsten davongelaufen.
Das ist dein Großvater, ein großer Held. Sag irgendetwas Schlaues.
»Hat d e in Vat e r dir von mir e rzählt?«
San überlegte, wie er antwor t en so l lte: mit einer bar m herzigen Lüge oder der grausamen W a hrheit?
»Keine Sorge, du kannst ganz ehrlich sein. Bei alten Leuten kann man das immer . «
Zwar fühlte sich San ermutigt durch diese Bemerkung, aber noch ermutigender wäre es gewesen, wenn Sen n ar dabei g e läc h elt hätt e . A b er er tat e s nicht.
»Nein, er hat mir gesagt, d a ss I hr tot sei d. « »Du kannst r u hig >du< sagen . « »W i e Ihr wollt.«
Erstaunt wurde s i ch San be w usst, dass S ennar wohl g e nau s o verlegen war wie er selbs t .
» I ch vermisse ihn, San .. . So heißt du doch, nicht wahr?« Der Junge nickte.
»Ich habe ihn imm er vermiss t , s eit er m ich damals, vor so langer Zeit schon, ganz verlassen hat. Und jetzt hatte ich wirkl i ch geglaubt, ihn wiederzusehen. D eshalb bin i c h gekommen . «
San war überrascht von den Tränen, die er in Sennars Augen sah. Sie passten genau zu dem Kloß, den er s e lbst im Hals verspürte.
»Und nun bist du da . «
Sennar lächelte, das erste Lächeln, seit dieses unangenehme Gespräch begonnen hatte. San hätte selbst n icht sagen können, wieso di e se Geste noch unerträglicher war als der g a n ze Res t , m ehr a ls sein f orsche n der B lic k , m ehr als s e in plöt z l ic hes A u fta u chen, s og ar m ehr als s e ine Tränen. U n d er merkt e , d a ss er s ich n i cht m ehr zurückhalten k onnte und be g ann heftig zu sc hl uc hzen u nd verachtete sich dabei selbst für s e ine Schwäch e . Er f ühlte s i ch so unendlich a llein und dachte daran, dass s e in alt e s Leben v o ll k o mm en zerstört, d ass ihm nichts g eblieben war als e in Berg unerträglicher E r inneru ng en.
Mit tränenver s chleierten Augen sah er, d a ss sich Sennar la n gsam erhob und auf ihn zutrat. Dann umarmte er ihn. Eine Umarmu ng , in der nichts Herablassendes lag. Es war kein alter Mann, der einen Knaben umarmte, sondern die Umarmu n g zweier gle i chwertiger Mensc h en.
»Wir werden diese Trauer gemeinsam tragen. Auch diese schreckliche Geschichte w ird einmal end e n, und w e nn w ir alles hinter uns haben und du s i c her bi st , komm s t d u mit zu mir und wirst bei mir wohnen. Es wi r d s ch ön werden, auch wenn es nicht so wie früher s e in wird. Aber e s wird s chön . «
»Blei b st du d e nn jetzt nicht b ei mir ? «, fragte San und hob den Blick.
Sennar schüttelte nur den Kopf. »Vor mir liegt noch eine Aufgabe, ich werde noch gebra u cht, so w i e e s mir deine G roßm u tter vor langer, langer Zeit prophezeit hat. Du blei bs t b ei Ido, in Sicherheit, an einem Ort, wo dir niemand wehtun kann. Aber ich komme zurück. Das s chwöre i ch d ir.«
San barg sein G esicht in Se n nars G ewand, ausnahmsweise einmal ohne sich zu schämen, ein K ind zu s ein. Ic h m u ss mich ir g endwie an me i n ne u es Leben gewöhnen, dachte er, muss versuchen, steh e n zu bleiben, w ährend der St u rm um mi c h to st , und ged u ldig abwarten, was die Zuk u nft mir bringt.
Der Rat trat zu einer Vollversammlung zusammen. Es waren wirklich alle gekomm e n. Angefangen bei Sennar, dem - auf Besc h luss aller Ratsmitglieder - jener Sessel z u gewiesen wur d e, auf dem er schon in jungen Jahren als Vertreter des Landes d es Wind e s im Rat der Ma gi er g eses s en hatte, b i s zu D u bhe, d i e mit ihrem schwarzen Umhang ü b er den Schultern etwas abseits von den ande r en saß.
Ido war fast ganz wiederhergeste l lt und hat t e d i e L eitung d er Sitzung übernommen.
Die Ver s ammlung wollte kein E n d e nehm e n. Vor al l em d i e einzelnen Be r ichte zogen sich in d ie Länge. Drei Monate lang w ar der Rat n i c h t mehr in v o ll e r Stärke zusamme n gekomm e n, und jetzt h a tten alle etwas z u erzählen, u m die anderen a u f d e m Laufenden z u halten.
Dafne machte den Anfang mit einer Darstellung der Kriegslage. Dort gab es eigentlich nichts Neues, man hatte sich in ei n er Pattsituation festgefahren. Immer noch hatte Do h or Mühe, seine neuen E r ober u ngen ganz
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