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Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes

Titel: Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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seinen ei g enen Ohren unsinnig klang.
    »Sei b loß s t il l ! Ach, w ie k onn t e ich bloß so d umm sein? D a bei d a chte ich, es ma c he mir nichts mehr au s . Aber . .. «
    Theana nahm die Hände vor das Gesicht und brach, leise schluchzend, in Tränen aus.
    Sie war so weit entfernt. Lonerin verstand ihren Schmerz, aber es machte ihn a u ch w ü tend, k einen Z ug ang zu ihr zu fin de n. Sanft u mfas s te er ihre Sch ul tern, genau s o wie damal s , Monate zuvor, als sie sic h zum er s ten Mal geküs s t hatten. Doch als er sie in den Arm nehmen wollte, schaute sie zu ihm auf. Ihr Blick war voller G ro l l.
    »Sie hat dich abblitzen lassen, und jetzt kommst du zu mir. Ganz schön dreist!«
    »Nein, ich . ..«
    »Belüg dich doch nicht selbst.«
    Mit einem Ruck wand sich Theana aus seinem Griff und stürmte in ihre Unterkunft, ohne dass Lonerin eine Mö g lic hk eit gehabt hätte, sie zurück zu halten.
    San saß da u nd ließ die B e ine ba um eln. Der S t u hl war zu hoch, u nd er är g erte sich dar ü ber, d enn er wollte kein kleiner junge mehr sein. Wie ein Erwachsener fühlte er sich, und dieser Kö r per, in dem er gefangen war, kam ihm wie eine L a s t vor. Er st e llte s ich vo r , w i e d a s s ein w ü rde, wenn er erst ei n statt l icher J ü n g ling wäre und machen konnte, wozu er L u st hatte. Niemand wü rde ihn mehr zu irgendetwas zwingen könn e n, so wie jetzt, seinen G ro ß vater zu treffen. E r w u sste nicht, w a s er v on der S a che h alten s o llt e .
    Woher kam d er plötzli c h? So lange Zeit hatte er ihn für tot gehalten, dass er in seinem Denken einfach kein e n Platz m e hr hatte. Und die Vorstellung, dass er glei c h leibhaftig du r c h d ie s e Tür d ort treten wür d e, kam i h m s o abwegig vor, als müsse er einen Toten treffe n .
    Aber Sennar lebte.
    San war nervös. Wie sollte er sich verhalten, wenn er gleich vor ihm stand? Sollte er »Opa« zum ihm sagen? I hm um den Hals fallen? I m Grund war er doch ein Fremder für ihn. Und obwohl er der letzte V erwandte war, den er übe r haupt noch hatte, ve rs p ü rte er k ein e rlei Z u nei gu ng f ü r ihn. N u r A n gs t sp ü rte er. Wohl z u m ers t en Mal, s e it sie in Laodamea waren, hatte se in Leibw ä chter ihn allein gelassen. Immerhin. Denn kaum im Palast eingetroffen, hatte Ido, obwohl halb bew u sst lo s, sofort Befehl g e ge ben, ihn Tag und Nacht von einem Mann bewachen zu l assen. G esa g t, g etan. Und j e t z t hatte er di e se Bohnenstange, diesen Soldaten am H als, der k ein W ort redet e , sondern ihm nur wie ein Schatten folgte. Neben ihm kam er sic h wirkli c h wie ein Sä ug ling vor, u nd dass er die W a che n u n endlich ein m al los wa r , war d as einzig Gute an di e sem Tre f fen mit s e inem Großvater, das ihn sonst nur mit Angst und Sorge erfüllte.
    Er betrachtete seine Schuhspitzen. Wie lange saß er wohl schon da und wartete, ohne dass jemand kam? Vielleicht war Sennar etwas d azwi sc hengekomm e n.
    Oder er hatte selbst keine Lust, ihn zu sehen. Oder war ihm einfach die Zeit zu schade für einen Jungen wie ihn?
    Als die T ü r a u f g in g , sprang San sofort a u f, f a st s o a l s sei er b ei etw a s Verb o tenem ertappt worden, ähnlich w ie früher, wenn s ein Vater ins Zimmer kam un d er mit seinen stra h lenden Händen g e spielt hatte.
    Mit unergründlicher Miene blieb Sennar auf der Schwelle stehen.
    Er ist alt, dachte San, und sein Herz begann wie wahnsinnig zu rasen.
    E inige Augenbli c ke s tan d en si e wie angewu r zelt einander gegenüber, so als sei die Z e it stehen geblieben.
    »Setz dich doch«, sagte Sennar schließlich und schloss die Tür hinter sich.
    Und seine Stimme ist so tief, d a chte San w ied er . Di es er Mann war vollkommen anders, a ls er i hn sich vorges t ellt hatt e . Jener Sennar, der die Bücher geschrieben hatte, d ie er so gern las, war nicht s o v iel ält e r als er s elbs t , h atte eine jugendl i che Stimme, klare Augen und war ni c ht auf d en M u nd g efallen. Dies e s B i ld in seinem Kopf widersprach nun in jeder Hinsicht dem hinkenden Greis, den er vor sich hatt e .
    Er gehorchte unverzüglich und saß j e tzt w ied er mit ba um elnden Beinen d a. Sennar brauchte endl o s lange, bis er s i ch einen Stuhl zurechtgerückt hatte, und als es ihm end l ich gelungen war, setzte er s i ch seinem Enkelsohn gegenüb e r und schaute ihn wieder nur an.
    San fühlte sich unbehaglich. Sennars Bl i ck schweifte über s e inen Körper, verweilte jetzt bei s

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