Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
wiss t , wo h in wir aufgebrochen sind. Auf keinen Fall dürft Ihr unser Ziel verraten.
»Da hat man Euch wohl einen Bären aufgebunden«, erklärte er jetzt und runzelte die Stirn, »sch au t Euch d o ch mal u m. Dieser Ort l o ckt keine Besucher an.« Und damit be ug te e r sich wie d er ü ber seine Netze als Ze ic hen, d ass das G espräch für ihn beendet sei.
Da ging die Frau neben ihm in die Hocke und blickte ihm fest in die Augen. »Es ist nicht ratsam, uns an der Nase herumzuführen ...«
Torio fielen ihre schönen, str a hlend bla u en A ug en a u f, do c h in ihrem B li c k u nd a u ch in ihrer S t i mm e lag etw a s, das ihn z u ti e fst be u nr u hi g te. S e ine Hän d e begannen zu zittern. »B e i mir war niemand .. . Wenn ic h e s Eu ch doch sa g e, seht doc h ... «
Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Die Frau hob nur die Hand, und blitzartig pack t en die be i den a nderen den alten Fisc h er und stießen ihn ins Hau s , s c hlo s sen die Tür und warfen ihn zu Boden, hielten ihn aber weiter an den A r men fest.
»Was zum Teufel ...?«
Sofort stellte ihm die Frau den Stiefel auf den Mund und drückte zu. Sie war stark, unerwartet stark für ih r e schlanke Gestalt.
»Jetzt sag schon, wo sind die beiden hin?«
Torio schwieg beharrlich. Gewiss hatte er A ngs t, aber n i cht so star k , da s s er die eindringliche, überzeugende Bitte des Mädchens beim Abschied vergessen hätte.
»Vielleicht ist dir noch nicht ganz klar, in welcher Lage du dich befindest!«,
zi sc hte di e Frau jetzt m i t einem gemeinen L ä c heln.
Sie öffnete ihren Umhang, und starr vor Schreck erblickte Torio ein weites Wams mit einem Ob e rteil aus schwarzem Leder, das mit roten K n öpfen besetzt war. Auch die B e in k leider a u s W i l d leder waren s c hwarz, u nd die bei d en Mä n n e r in ihrer Begleitung waren ebenso gekleide t . E i ne Kl u ft, die er gu t k annte un d d ie jedermann in der Aufgetauchten Welt mit Sc hrecken erfüllte: die Bekle i dung der Gilde, der Mö r dersekte.
»Offenbar weißt du , wer wir s in d «, erklärte d ie Frau mit ihrem gemei nen G r insen. Jed e s Wohlwollen w ar a u s ihrer M i ene gewichen, u nd jetzt sah s i e mehr wie ein böser Kobold aus. Sie zog einen schwarzen Dolch aus dem Gürtel, dessen Heft einer Schlange nachgeformt war, beugte sich dann zu dem Alten am Bod e n herab u nd s e tzte ihm die Klingen s pitze an die Wange.
Torio begann zu keuchen. Eigentlich verband ihn nichts mit den beiden jungen Leuten, d ie nur ein paar Tage bei ihm genäc h tigt hatten, zu kurz, um sie w irklich kennenzulernen. Aber er wusste ebe n , m i t wel c hem Ziel s ie unterwegs waren.
>Wir rei s en im Auftrag des R ats d er Wa s se n , hatten sie ge s agt. Eine bede u tende Mission, daran bestand kein Zweifel für ihn. Nicht nur ihren Worten hatte er das entnommen, sondern auch den g e m essenen G esten d es j u n g en Mannes, sei n er kü hlen Ent s chlos s enheit. S o bede u tend mu sste die A u f g abe s e in, da s s si e ihnen den Mu t verlieh, den Saar zu überqueren. Nein, er durfte s i e nicht verraten, unmöglich, das spürte er.
»Ich weiß nichts von ihnen.«
Die Miene der jungen Frau wurde sehr ernst. »Ich hätte dich für klüger gehalten . «
So jäh stach sie zu, dass Torio kaum Schmerz verspürte. Dann sah er das Blut und begann zu schreie n .
»Wir wissen, dass du ihnen ein Boot gegeben hast. Wo wollten sie hin?«
Torio merkte, wie ihm die Wahrheit auf die Zunge trat, so wie das Blut, das aus seiner Wunde t roff, aber es g el ang ihm, sie zurückzuhalten. Es war eine Sache der Ehre, d e s R espekts Me ns chen gegenüber, d ie ihn um H i lfe gebeten hat t en.
»Das haben sie mir nicht gesagt . «
Wieder stach das Mädchen zu, in die andere Wange. Torio wurde schwarz vor Augen.
»Du bist w irklich zu dumm.«
»Nach Norden ... zu den Wasserfällen ...«, hauchte er.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Das war ein Fehler ... das war wirklich ein Fehler. Glaubst du, wir merken nicht, wenn man uns belügt?«
Im Morgengrauen glitt ein lebloser Körper langsam in das sumpfige Wasser.
Rekla kniete am Ufer, neben ihr ein Fläs c hchen mit B lut, das mit einer grünen F l ü ssig k eit ve r mischt war. Sie sprach die G ebete, die s ie in den langen N ä chten in Thenaars Tempel gelernt hat t e, die Hän d e s o fest g efalte t , dass ihre Fingerknöchel weiß waren.
Vergib mir, oh Herr Nimm es an, dieses Blut, in Erwartung des Bluts der Verräterin, das
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