Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
ehrt.
UNBEKANNTER AUTOR
AUS DER ZERSTÖRTEN BIBLIOTHEK DER STADT ENAWAR
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Am Rand der Aufgetauchten Welt
Als die eigenartige Reisegesellschaft eintraf, ging die Sonne bereits unter über dem Dorf Marva und seinen nur wenigen ärmlichen Pfahlbauten inmitten des Sumpfgebiets des früheren Landes des Wassers, das heute Mark der Sümpfe heißt. Das Mädchen und der Magier waren erst s e it zw e i T a g en fort. Die Fremden waren zu dritt, ihre Gesichter ver hü llt von den K ap u zen ihrer weiten braunen Umh ä nge.
Wohin sie auch kamen, folgten ihnen b e so rg te Bl ick e. Marva lag a b sei t s a ller Verkehrsstraß e n, und d ie fau lig e, stehe n de L uft der Sümpfe sorgte d a für, d ass sich n u r weni g e z u fä l lige Wanderer dorthin verirrten. Noch nicht einmal eine Schenke oder g ar ein Gasthaus gab e s . Jahrelang war dort niemand mehr vorbeigekom m en, und nun binnen drei Tag e n gleich fünf Fremde: Offensichtlich war irgendetwas geschehen.
Die Neuankömmlinge schlugen den Weg zur Werkstatt des Bootsbauers ein, praktisch das einzige einträgliche Handwerk an die s em gottverla s senen Fle c ken. Als sie dort ei n trafen, war B h yf gerade d a mit beschäftigt, ein neues Boot mit P e ch zu versiegeln, wurde aber sofort auf sie au fm erksam. Durch das Recht e ck der Tür sah er sie auf sich zukommen, vorneweg der Mann, der ihr Anführer zu sein schien, und hinter ihm, ihn überragend, die beiden anderen. Ihr entschlossenes, selbst g ew i ss e s A u ftreten ließ i hn Erschaudern. Doch a ls der Anf ü hrer jetzt seine Kapuze abnahm, stieß Bhyf einen Seufzer der Erleichterung aus, denn zum Vorschein kam der Kopf einer jungen F r au mit blon d en Locken und einem schönen, u m di e Na s e her u m mit Sommersprossen gespre n kelten G esich t .
»Guten Abend«, wünschte sie mit einem höflichen Lächeln.
Bhyf zog seine Arbeitshandschuhe aus u n d mu sterte sie l a n g e. Z u nächst schien es ihm ratsa m , misstrauisch zu bleiben. »Womit kann ich dienen ? «
»Nur mit eini g en Auskünfte n. «
Bhyf verstei f te sich. Die Kleider der Frau waren fast vollkommen verhüllt von dem verschlissenen Umhang, doch um den Kragen her u m schaute etwas Schwarzes he r vor.
»Was soll ich denn schon wissen ...?«
»N u n, sind in l etzter Zeit v i el l eicht e in junger Magier und ei n zierl i ches M ä dchen in Männerkleid u ng hier vor ü ber g ekomm e n?«
Bhyf nickte, wobei er die beiden Männer in ihrer Begleitung nicht aus den Augen ließ. Das einzige Hindernis, das ihn von den Fremden trennte, war das Bo o t, an dem er g e rade arbeitete.
»Halten sie sich noch im Dorf auf?«
»Nein«, antwortete er, während er ein wenig zurückwich.
»Verstehe. Und wann sind sie fort?«
»Gestern sind sie l o sgerudert.«
»Mit welchem Ziel? Wisst Ihr das?«
»Wozu all d iese Fragen? Ic h baue hier me i ne B oote und k ü mmere m ic h nur um meine Angelegenheiten ... «
»Wisst Ihr es nun oder nicht?« Die junge Frau schien nicht zornig, doch ihre Sti mm e war s e hr fest.
»Ich weiß überhaupt nichts. Sie waren bei Torio untergekommen, fragt ihn doch.«
Sie nickte und zog wieder die Kapuze über.
»Habt Dank, Ihr ward uns eine große Hilfe.«
Ohne ein weiteres Wort verließen s i e die We rk statt, u nd Bh y f be m er k te beunr u higt, dass ihre weiten Umhänge, ja sogar ihre Schritte kaum einen Laut ma c hten.
Tor i o saß auf dem Steg vor seinem Haus u nd ließ die B e ine ba u meln. Er w ar ein noch recht rüstiger alter Mann mit der l e icht stumpfen Miene eines Menschen, der s e in Le b tag am s e lben Ort g ewohnt hat und sich gar nicht vorstellen k ann, dass es außerhalb d a von eine größere Welt geben könnte. Während er seine Netze f lic k t e , h örte er plöt z l ic h lei s e Sc hritte, wandte sich u m u nd sah a uc h schon drei schwarze Stiefelpaar e , d i e neben ihm s t ehen blieben. » Seid Ihr Tori o? «
Der Alte hob den Kopf und blickte in das Lächeln einer anmutigen jungen Frau.
Die be id en M ä nner hinter ihr trugen Kapuz e n über dem Kopf, und einen Moment lang überkam ihn ein selts a mes Gefühl. »Ja«, antwortete er argwöhnisch.
»Uns wurde gesagt, dass Ihr zwei Personen beherbergt habt, einen Magier und ein Mädchen in Männerkleidung. Wo sind die hin?«
Torio erstarrte. Beim Abschied hatte ihn das Mädchen ei nd ringlich gebete n :
Sollte jemand nach uns fragen, so wisst Ihr nichts von uns. Leugnet, dass wir hier waren oder sagt wenigstens, dass Ihr nicht
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