Die Schattenmatrix - 20
unbeschreiblich.« Marguerida seufzte. »Und ehrlich gesagt war die Begegnung mit Evanda nicht einmal unser bemerkenswertestes Erlebnis, nicht wahr Carlo?«
»Nachdem sie aufgehört … Chiya Kannst du meinem alternden Verstand zuliebe nicht wenigstens von vorn beginnen?« Es scheint den beiden ja ganz gut zu gehen, aber sie sind so anders. Ich möchte ihnen gern glauben, aber das alles klingt so unglaublich, und Dom Gabriel wird gewiss keine Geschichten über Varzil schlucken. Sie haben beide in wenigen Stunden beträchtlich abgenommen, und … verdammt!
Marguerida sah zu Mikhail, und ihre Blicke trafen sich. Er spürte ihre Müdigkeit und ihre Leidenschaft, ihre Standhaftigkeit und eine Veränderung, die ihm schon früher aufgefallen war, deren Bedeutung er im Strudel der Ereignisse jedoch nicht gleich erkannt hatte. Sie war anders, ruhiger, und sie besaß ein gewisses Leuchten. Instinktiv machte er eine eilige Überprüfung mit seiner Matrix. Liebling - du bist schwanger!
Ach ja? Ist mir deshalb vielleicht so komisch?
Aber wie …?
Wir haben uns tagelang geliebt, weißt du noch? Und ich habe gerüchteweise gehört, dass diese Betätigung häufig zu Kindern führt. Ich war so ausgelaugt und beschäftigt, dass ich mich selbst nicht richtig angesehen habe, aber jetzt sehe ich es. Ja, ich sehe Domenic Alton-Hastur ganz deutlich vor mich.
Kerngesund und groß, wenn man bedenkt, dass er erst eine Woche alt ist.
Mikhail war überwältigt. Die Gefühle, die sich in seiner Brust erhoben, verschlugen ihm die Sprache. Er ging auf unsicheren Beinen zu Marguerida hinüber, strich ihr das Haar aus der Stirn und küsste sie. Das Gefühl stiller Glückseligkeit, das sie ausstrahlte, war mehr als überwältigend. Er hätte sich gerne für immer darin gesonnt. Marguerida schmiegte ihren Kopf an seine Brust und lächelte. Anscheinend hat er unsere Abenteuer alle gut überstanden, Mik. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal froh über meine AldaranGabe sein würde, aber im Augenblick bin ich es, denn dadurch weiß ich, dass unser Sohn wohlauf sein wird. Domenic GabrielLewis Alton-Hastur wird ein Sohn sein, auf den wir stolz sein können.
Mit dieser ganzen Last auf dem Buckel sollte es mich wundern, wenn er nicht ein echtes Problemkind würde. Danke, meine Liebste. Und er ist wahrscheinlich etwa vierzig Tage alt, nicht sieben oder acht.
Wie kommst du denn darauf, Mik?
Wir waren länger im See von Mali, als du denkst, Marguerida. Aha - das erklärt alles. Sie wirkte nicht im Mindesten überrascht. Die Zeit ist ein großes Rätsel, selbst für mich, die ich angeblich mit ihr spielen kann.
Lew räusperte sich leise, und Mikhail wurde sich seiner Anwesenheit wieder bewusst. Er ließ Marguerida los und stolperte glücklich und erschöpft zu seinem Platz zurück. Er sah, wie sich seine Frau zufrieden im Sessel zurücklehnte und ein kleines Lächeln um ihren Mund spielte. Sie war ihm nie schöner erschienen, trotz der dunklen Ringe unter den Augen und dem unordentlichen, wilden Haar.
Mikhail ließ sich nieder, nahm den inzwischen lauwarmen Becher mit Minztee zur Hand und grinste Lew Alton an. Er streckte seine langen Beine zum Feuer hin aus, legte den Kopf zurück und sagte: »Wir werden dich in etwa acht Monaten, ungefähr zu Mittsommer, zum Großvater machen. Ich hoffe, du freust dich.« »Natürlich freue ich mich! Aber wieso in acht Monaten? Ich wünschte doch sehr, ihr würdet mir endlich erklären, was zum Teufel hier vor sich geht.« Der Ausdruck auf Lews vernarbtem Gesicht war verdutzt, erfreut und überaus verwirrt, als wäre ihm alles zu viel.
»Wir hatten vor einigen Monaten beide denselben merkwürdigen Traum. Damals begann alles.«
Mikhail legte Lew die Geschichte dar, wobei Marguerida den Teil über die Schwestern des Schwerts erzählte oder hier und da eine Einzelheit beisteuerte, wenn er ins Stocken geriet. Lew hörte zu, ohne Fragen zu stellen, und hatte die Stirn vor Konzentration in Falten gelegt. Ab und zu öffnete er zwar den Mund zu einer Frage, aber dann überlegte er es sich jedes Mal anders. Nach einer Weile war alles erzählt. Die Geschichte klang auch nicht glaubwürdiger, wenn sie in eine gewisse Ordnung gebracht war, und Mikhail hatte ein dumpfes Gefühl in der Magengegend, als er zu reden aufhörte. »Das ist zweifellos die absurdeste Erzählung, die ich je gehört habe!«, sagte Lew. »Niemand wird euch glauben. Ich kann euch selbst kaum glauben, und ich bin immerhin ein wohlwollender
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