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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dass dir etwas zustößt!«
Rafaella nickte, dann grinste sie. »Ich will auch nicht, dass mir etwas zustößt! Leb wohl fürs Erste.« Sie drückte Margaret noch einen raschen Kuss auf die Wange und stieg auf ihr Pferd. Als sie davonritt, fing Margaret Rafaellas Empfindungen auf und wusste, dass die Trennung für ihre Freundin genauso schmerzhaft war wie für sie selbst. Die Situation erinnerte sie an ihren Abschied von Liriel, und sie wünschte, sie müsste sich nicht ständig von Menschen verabschieden, die ihr etwas bedeuteten. Gleichzeitig war der Gedanke ermutigend, dass Rafaella sie vermissen würde und dass sie gemocht, ja sogar geliebt wurde. Der Schmerz in ihrer Brust ließ nach, und sie war beinahe glücklich.
Als Rafaella außer Sichtweite war, stand Margaret im Hof und versuchte, zur Ruhe zu kommen. Erst als sie bemerkte, wie kalt ihre Füße waren, betrat sie widerstrebend den Turm, wo Istvana Ridenow bereits auf sie wartete, lächelnd und so offenkundig froh, sie zu sehen, dass es ihr auf der Stelle ganz warm ums Herz wurde. »Breda!« Istvana benutzte die vertraute Anrede, die irgendetwas zwischen Schwester und Verwandte bedeutete, und es kam so sehr von Herzen, dass Margaret beinahe wieder zu weinen angefangen hätte. »Wie schön, dass du endlich hier bist.« »Hallo, Istvana. Wenn ich gewusst hätte, wie kalt es hier oben ist, wäre ich vielleicht doch in Arilinn geblieben … Nein, selbst dann nicht.«
»Du hattest es ganz schön schwer dort, was?« Die kleine Leronis, die Margaret kaum bis zur Schulter reichte, tätschelte ihr freundlich den Arm. »Das habe ich befürchtet.«
»Ja, es war schwer.« Sie spürte eine gewaltige Erleichterung, sich der Verwandten ihrer Stiefmutter anvertrauen zu können, denn sie mochte die zierliche Empathin sehr. »Ich hatte erwartet, dass es ähnlich wie mein erstes Jahr an der Universität würde, stattdessen traf ich nur auf … Feindseligkeit. Ich versuchte mich anzupassen, aber ich spürte, dass manche Leute die ganze Zeit über böse auf mich waren. Ich habe einige wenige Freundschaften geschlossen, allerdings nicht mit Leuten aus dem Turm. Hiram, der Archivar, und Benjamin im Skriptorium waren ganz nett, weil sie verstanden haben, dass ich Geisteswissenschaftlerin bin. Und solange Mikhail noch da war, war es auch nicht so schlimm. Aber nach seiner Abreise und dem Tod von Domenic, dem armen Jungen, wurde es schier unerträglich. Ich fühlte mich jede Sekunde wie von Dolchen durchbohrt, und ich hasste die Wahrnehmung der Matrizen um mich herum. Allerdings weiß ich nicht, ob es hier angenehmer wird als dort, denn die Energie der Relais macht mit meinem Körper Dinge, an die möchte ich nicht einmal denken, geschweige denn, sie dir beschreiben.«
Istvana lachte in sich hinein und führte Margaret in das unterste Stockwerk des Turms. Sie betraten einen großen Raum, offenkundig der Gemeinschaftsraum für die Bewohner von Neskaya, der mit bequemen Sofas und Sesseln ausgestat
tet war. In einer Ecke stand sogar eine Gitarre. Margaret sah einen Becher und einen benutzten Teller auf einem kleinen Tisch stehen. Es war auf eine sympathische Weise unordentlich hier. Gemütlich das war das richtige Wort. Rafaella hatte es so beschrieben, und sie hatte Recht gehabt. Der Teppich war abgenutzt und ein wenig staubig, und obwohl sie auf einem völlig anderen Planeten war, erinnerte die ganze Szenerie Margaret an das Wohnzimmer im Haus von Ivor Davidson.
»Ich weiß dein Taktgefühl durchaus zu schätzen, Marguerida, und ich weiß auch, dass du meine Gefühle schonen willst, aber ich bin ein viel zäherer alter Knochen, als du denkst. Vergiss nicht, dass ich selbst in Arilinn ausgebildet wurde und weiß, wie es dort sein kann.«
»Du meinst, das hatte gar nichts mit mir zu tun?« Margaret war erstaunt.
»Doch, es hatte sehr wohl mit dir zu tun, denn du bist sehr stark, aber es war nicht persönlich gemeint.«
»Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.«
»Wir Besitzerinnen von Laran sind keine Engel, Chiya. Wir sind immer noch Unarten wie Neid, Angst, Misstrauen und allen anderen unschönen Zügen der menschlichen Rasse unterworfen. Und aus meiner Jugend in Arilinn erinnere ich mich, dass die jüngeren unter uns immerzu um Lob und Erfolg wetteiferten und nach einander schnappten wie Möwen, die sich um einen Leckerbissen streiten. Ich habe versucht, solche Zustände hier zu verhindern, weil sie die Arbeit stören, ganz zu schweigen davon, dass es mir auch persönlich gewaltig gegen

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