Die Schattenplage
Riesen her. Ihr Kopf war nicht viel höher als seine Knie, und sie schwang ihren Holzstab nach seinem Schienbein. Erzürnt über den plötzlichen Schmerz, drehte der Riese sich um und versuchte sie zu zertreten. Lizette wich einem Tritt nach dem anderen aus und lockte den immer mehr in Rage geratenden Riesen von der Karre weg.
Patton, Lena und Coulter sprangen aus dem Wagen und stellten sich dem dritten heranstürmenden Nebelriesen entgegen. Die gewaltige Bestie trat nach Patton, der zur Seite davonwirbelte und knapp davonkam. Der Riese wollte ihn packen, aber Patton schlitzte ihm die Hand auf.
»Patton!«, rief Lena, die sich hinter den Riesen manövriert hatte.
Patton warf seiner Frau das Schwert zu. Sie fing es auf und hieb damit auf die Ferse des Riesen ein, der daraufhin zusammenbrach und mit den Händen die Stelle umklammerte, an der die Sehne durchtrennt worden war.
Mit einer wilden Grimasse kam der Riese, den Hugo zu Fall gebracht hatte, auf sie zugestapft. Hugo war ihm dicht auf den Fersen und brachte ihn mit einigen gezielten Schlägen zu Fall.
Der Riese, der Lizette verfolgte, sah seine Gefährten am Boden liegen und starrte Kendra durchdringend an. Stirnrunzelnd ließ er von Lizette ab und stürmte auf den Wagen zu.
Hugo schwang seine übergroße Keule, und der ambossgroße Stein darin traf den Riesen am Hinterkopf. Der Titan fiel vornüber, und seine ausgestreckten Arme verfehlten den Karren nur knapp.
Brüllend setzte sich der Riese, dessen Sehne Lena durchtrennt hatte, auf, versetzte dem Karren einen Tritt und zerschmetterte ihn damit in zwei Teile.
Kendra flog durch die Luft, den Kieselstein immer noch fest in der Hand. Sie landete hart auf dem Rücken und bekam keine Luft mehr. Ihr Mund stand offen, die Muskeln in ihrem Körper zuckten unkontrolliert, und sie konnte weder ein- noch ausatmen. Panik überwältigte sie. War ihre Wirbelsäule gebrochen? War sie gelähmt? Doch schließlich bekam sie nach einem verzweifelten Aufkeuchen wieder Luft. Kendra bemerkte, wie einige Feen um sie herumflatterten und neben dem zerstörten Wagen nach einer neuen Zuflucht suchten.
Hugo hatte unterdessen den Riesen, den Lena verletzt hatte, eingeholt. Der Riese drosch auf den unbewaffneten Golem ein, so dass Hugo über den Boden rollte, dann knurrte das Ungeheuer und betrachtete die Stelle, an denen die scharfen Steine und Dornen seine Knöchel aufgeschlitzt hatten.
Seth kniete sich neben Kendra. »Alles in Ordnung?«
Sie nickte. »Mir ist nur für einen Moment die Luft weggeblieben.«
Seth erhob sich und zog seine Schwester auf die Füße. »Hast du ihn noch?«
»Ja.«
Seth spähte über Kendras Schulter, und seine Augen weiteten sich. »Sie bekommen Verstärkung!«
Kendra fuhr herum. Sechs dunkle Dryaden rannten auf sie zu, aus einer anderen Richtung als der, aus der die übrigen dunklen Geschöpfe gekommen waren. Über ihnen kreiste drohend ein Schwarm Schattenfeen.
Kendra spähte über die Schulter. Patton, Lena und Coulter kämpften mit vier Minotauren. Wolkenschwinge rang mit einem Zentaur, der nur die verdunkelte Version von Breithuf sein konnte. Sturmbraue und der verletzte dunkle Zentaur richteten unter den Satyren und Hamadryaden großes Unheil an und verwandelten sie in Geschöpfe der Dunkelheit. Und trotz seiner Verletzungen gelang es dem Nebelriesen, dessen Sehne Lena durchtrennt hatte, weiterhin Hugo abzuwehren.
Seth und Kendra sahen einander an, denn beide hatten begriffen, dass niemand ihnen zu Hilfe kommen würde.
Die sechs dunklen Dryaden näherten sich mit übermenschlicher Geschwindigkeit, geduckt und schnell wie Dschungelkatzen. Schwarze Schattenstreifen hagelten auf Seth und Kendra nieder. Kendra schienen sie nichts anhaben zu können, aber Seth heulte auf, als sie ihn trafen, seine Kleider schwärzten und sein Fleisch unsichtbar machten, wo immer sie ihn berührten.
Einige helle Feen erhoben sich matt, um die dunklen abzufangen, aber die meisten wurden schnell verwandelt.
»Lauf, Kendra!«, drängte Seth. Neben seinem Mund breitete sich eine unsichtbare Stelle aus.
»Nicht diesmal«, sagte Kendra.
Die dunklen Dryaden waren zu flink, als dass sie irgendeine Hoffnung auf Flucht gehabt hätte, und kamen schnell näher. Ihre Augen funkelten rot, die dünnen Lippen entblößten abscheuliche Reißzähne. Eine von ihnen packte Seth, hob ihn mit einem Arm in die Luft und grub ihre Zähne in seinen Hals. Seth schlug wild um sich, aber die graue Dryade hielt ihn fest, und einen Moment
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