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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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gemeinsam sehen wollte, ehe ihr beängstigend kurzes Leben endete.
    Vielleicht hätte alles sich anders entwickelt, wäre siemit ihm gekommen, wie er es sich gewünscht hatte, oder hätte sie ihm erlaubt, dass er sie ihm gleichmachte.
    Aber das hatte sie nicht. Und der Schmerz darob war ähnlich dem Grab, an dem er stand: ein fahles Sinnbild dessen, was einst gewesen war. Wie es schien, konnte die Zeit wahrlich Wunden heilen.
    Zum Teufel damit!
    Er entfernte den Schmutz und das Unkraut sowie das Moos von dem verwitterten Stein. Die Wildblumen mit ihren roten und blauen Blüten ließ er stehen.
    »Ich weiß, dass du nicht hier bist«, murmelte er, während er ein »s« auf dem Stein von Schmutz befreite. »Aber ich möchte die Vorbeikommenden wissen lassen, dass ich dich nicht vergessen habe.« Natürlich machte er den Einheimischen damit eine riesige Angst, sollten sie das Grab sehen, aber das scherte ihn nicht.
    Eine Stunde lang arbeitete er, bis das Grab so sauber war, wie es ohne Gärtner und einen neuen Stein überhaupt ging. Er überlegte kurz, den Grabstein wieder aufzurichten, entschied sich aber dagegen. Dann verabschiedete er sich von Elisabetta – für den Fall, dass er sich irrte und sie doch noch hier war – und stand auf.
    Bald würde der Morgen dämmern, und er sollte zu seiner Unterkunft zurückkehren, ehe die Sonne aufging. Anara, die Freundin, für die er diese Reise unternahm, hatte ihm für die Dauer seines Aufenthaltes ihr Haus überlassen. Es lag in einem Dorf in der Nähe von Fagaras. Die wenigen Bediensteten dort wussten, was er war, und er konnte sich darauf verlassen, dass sie nicht bloß seinen Bedürfnissen entgegenkamen, sondern auch einen Schein von Normalität wahrten.
    Es war ihm gleich, ob jemand Elisabettas gepflegtes Grab sah, und er war nicht so überheblich, sich offen vor allen zu zeigen. Vor den Dorfbewohnern fürchtete er sich nicht, sehr wohl aber bereiteten ihm das Dorf und die damit verbundenen Erinnerungen Unbehagen. Deshalb würde er seinen Aufenthalt in Rumänien möglichst kurz halten und so bald es ging wieder verschwinden.
    Anaras Bruder wurde vermisst. So etwas kam manchmal vor, im letzten Jahr allerdings häufiger als sonst. Und Anara sorgte sich, dass ihr Bruder »der Jägerin«, wie sie sie nannte, zum Opfer gefallen sein könnte. Offenbar hatte die Jägerin sich vorgenommen, die Welt von allen Wesen der Finsternis zu befreien, insbesondere von Vampiren. Und wie es schien, nahm sie ihre Aufgabe nicht nur sehr ernst, sondern ging ihr überdies gnadenlos nach. Ihr war gleich, ob die von ihr Gerichteten den Tod verdienten oder nicht. Was nicht menschlich war, war böse und musste zerstört werden.
    Bishop kannte diese Art nur zu gut.
    Die meisten Vampire, er eingeschlossen, töteten versehentlich, weil sie zu hungrig waren, nicht weil sie sich einer selbstgerechten, verqueren Moral verschrieben. Das bedeutete keineswegs, dass es keine grausamen oder üblen Vampire gab, doch diese zählten gemeinhin nicht zu denjenigen, die sich bemühten, ein ruhiges Leben zu führen.
    Die Jägerin tötete ohne Anlass, und über hundert Morde und Vermisstenfälle in Südbulgarien und Ostmoldawien wurden ihr zugeschrieben. Die Angst unter den Vampiren und anderen Wesen nahm beständig zu. Kein Wunder, dass sie die Frau zu einer Art mythischem Monstrumstilisierten, das in der Dunkelheit lauerte und auf den richtigen Moment wartete, um zuzuschlagen.
    Bishop hatte sich vorgenommen, das Rätsel der Jägerin zu lösen und ihrer Schreckensherrschaft ein Ende zu setzen. Sinnloses Töten war ihm zuwider, ungeachtet dessen, wer die Opfer und wer die Täter waren. Vor langer Zeit hatte er geschworen, solche Verbrechen zu bekämpfen, und er würde es weiterhin tun.
    Wenn sich sein und der Jägerin Weg kreuzten, würde einer von ihnen sterben.
    Und das wäre nicht Bishop.
    Er war gerade beim Weg angekommen, einem holprigen Pfad, der durch die Berge führte und gerade breit genug für eine Kutsche war, als er von weiter entfernt Hufgetrappel und das Rumpeln eines Wagens hörte.
    Sein erster Impuls war, in den Himmel aufzusteigen und wegzufliegen, bevor er entdeckt und in die Stadt gezerrt würde, wo man ihn auf dem Marktplatz anpflocken würde, auf dass er qualvoll im Morgengrauen sterbe. Doch er schüttelte die unbegründete Furcht ab. Der Vollmond und die sternenklare Nacht machten Fliegen ohnehin zu gefährlich, denn er könnte allzu leicht gesehen werden. Ein fliegender Mann würde Aufsehen

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