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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Hunter
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    Der Aufenthaltsraum war auch der erste Raum, in dem sich potenzielle Kundinnen mit Männern aus Lexas Kartei trafen, nachdem sie zuvor für viel Geld einen Termin gebucht hatten, zu dem sie sich pünktlich in der Agentur einzufinden hatten. Wer zu spät kam, dem blieb die Tür verschlossen. Das alles erhöhte das exklusive Image, das Lexa pflegte und auf das sie großen Wert legte ebenso wie auf die Einrichtung . Dementsprechend schwankte das Ambiente irgendwo zwischen modernem Design und Edelpuff aus der Jahrhundertwende. Zurzeit befanden sich aber weder Hosts noch Kundinnen in dem ausladenden Raum. Cale fand nur zwei seiner Kollegen vor, die, wie er, zu dem zählten, was er selbst oftmals spöttisch »Lexas beste Showhunde« nannte.
    »Du siehst frustriert aus, Cale«, begrüßte ihn Desmond vom Sofa aus. Er hatte seinen schlanken Körper so attraktiv wie möglich auf dem teuren Möbel drapiert, auch wenn es gerade niemanden zu beeindrucken gab. Verführung gehörte zu Desmonds Wesen – egal, wen oder was. An diesem Abend hatte er sich für ein schlichtes Outfit – oder zumindest nach seinen Maßstäben schlicht – entschieden und trug eine glänzende Lederhose und ein schwarzes, weit offenes Hemd. Das lange dunkle Haar wurde von einigen hellen Strähnen durchzogen, und er hatte das Deckhaar zu einem Zopf am Hinterkopf zusammengefasst, der mit einer silbernen Schnalle gehalten wurde. Mit einer eleganten Bewegung griff er nach einem Apfel vom nahen Tisch und biss hinein. Seine weißen Fangzähne blitzten dabei auf. »Du solltest dir endlich mal wieder was Hübsches für die Nacht suchen und für Stressabbau sorgen.«
    Cale brummte: »Guter Witz«, und setzte sich auf den freien Sessel. »Du weißt genau …«
    »… dass du das letzte Mal vor hundert Jahren zum Schuss gekommen bist, jaja«, winkte Desmond ab und biss ein weiteres Mal in den Apfel. »Ein Grund mehr, endlich loszulegen«, nuschelte er undeutlich und leckte sich katzenhaft den Fruchtsaft aus den Mundwinkeln.
    Cale verschluckte eine unflätige Antwort. Hätte er Desmonds Aussage kommentiert, würden seine Gedanken unweigerlich zu dem Grund wandern, warum er seit Jahrzehnten keinen Orgasmus mehr erlebt hatte, und …
    Er biss die Zähne zusammen und schüttelte leicht den Kopf. »Musst du dir das Geschwafel schon lange anhören?«, fragte er stattdessen Hilfe suchend die dritte Person im Raum. Sie war überdurchschnittlich groß und breitschultrig. In der Bibel konnte man lesen, dass die Nachkommen von Engeln und menschlichen Frauen, die Nephilim, Riesen waren. Neil war sicherlich kein Riese, aber doch ein Hüne und überragte jede Menschenmenge immer um mindestens eine Kopflänge. Er wandte sich vom Fenster ab und deutete mit einem Nicken auf Desmond, der noch immer an seinem Apfel kaute und sich sichtlich zu amüsieren schien.
    »Warum hörst du überhaupt noch auf ihn?«, fragte er und stellte sich, die Hände in den Taschen seiner einfachen Anzughose, neben Desmonds Sofa.
    »Genau«, fragte der breit grinsend. »Warum hörst du überhaupt auf mich?«
    »Gute Frage«, seufzte Cale und ließ sich in das weiche Polster zurücksinken.
    »Cale, sitz gerade, du siehst aus wie ein Teenager, und Desmond, sieh zu, dass du deine verdreckten Stiefel von meiner Couch bekommst«, ertönte eine weibliche Stimme aus dem Flur, und einen Herzschlag später betrat Lexa den Raum. Cale setzte sich tatsächlich ein wenig gerader hin, und selbst Desmond hatte zumindest den Anstand, seine Füße vom Sofa zu nehmen. Nur Neil blieb, wo er war. Er verneigte sich sogar ansatzweise und offenbarte ein Grübchen, als er die Chefin der Flesh and Skin- Agentur zur Begrüßung anlächelte. »Sieh an, Lexa, so spät?«, fragte er.
    Lexa zuckte nur mit den schmalen Schultern, die von einer trügerisch schlicht aussehenden Bluse verdeckt wurden. Ihre rot geschminkten Lippen verzogen sich, und Cale spürte den Blick aus den roten Augen über sie drei wandern. Ganz tief in seinem Hirn versteckt, knurrte Caes einmal und wurde dann ganz stumm. Cale wurde von Bildern getroffen – Lexa, die sich auf einem gehörnten Mann wand. Den Kopf in den Nacken gelegt, die sinnlichen Lippen zu einem lautlosen Stöhnen geöffnet. Sie krallte sich in die Schultern des anderen, und auf ihrem nackten Körper glänzte Schweiß, leuchtende Flammen spiegelten sich darin. Der Mann packte ihre Hüften, drückte sie tief auf seine offensichtliche Erektion, und Lexa schrie auf, die Finger

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