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Die Schattenwelt

Titel: Die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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Ober inspektor Shaw«, verbesserte er ihn lächelnd.
    »Entschuldigung, Ober inspektor Shaw. Könnten sie uns den Namen des Jungen verraten, den die Polizei gerettet hat?«
    »Ja. Sein Name ist Ricky Thomas. Es geht ihm gut, und er ist froh, wieder zu Hause zu sein.«
    Oberinspektor Shaw wandte seinen Blick ab. Die Reporter nutzten die Pause, um weitere Fragen zu stellen.
    »Wir hatten erwartet, dass die Spezialeinheit eine Stellungnahme zu dem Fall abgeben würde, aber sie weigern sich, jegliche Fragen zu beantworten. Was ist an dem Gerücht dran, dass Carter Roberts, dem Leiter der Spezialeinheit, der Fall wegen Inkompetenz entzogen wurde?«
    »Das kann ich nicht kommentieren. Ich kann nur bestätigen, dass Mister Roberts mit sofortiger Wirkung bei der Spezialeinheit zurückgetreten ist.«
    »Was ist mit dem anderen Kind?« Der Reporter blickte auf seinen Notizblock. »Jonathan Starling? Gibt es irgendwelche Hinweise auf seinen Aufenthaltsort?«
    »Zu diesem Zeitpunkt wissen wir nicht genau, wo er sich aufhält, aber wir verfolgen mehrere Spuren. Ich versichere der Öffentlichkeit, dass wir nicht ruhen werden, bis wir den Jungen gefunden haben.«
    Auf der anderen Straßenseite verfolgten zwei Gestalten amüsiert das Geschehen. Einer war ein Teenager, dessen strubbeliges braunes Haar im Wind wehte. Er trug einen Arm in einer Schlinge und sein Gesicht war mit Schnittwunden übersäht, aber er lächelte und lehnte entspannt an einer niedrigen Steinmauer. Die andere Gestalt war ein behaarter, großer Mann, der in einen dicken Mantel gehüllt war. Er trug einen viel zu kleinen, verbeulten Hut mit breiter Krempe und blickte angewidert vor sich hin.
    »Dieser Polizist kostet jede Sekunde aus, stimmt’s?«
    »Lass ihn doch. Wenn er mir nicht zugehört hätte, wäre mein Dad jetzt tot.«
    Der Mann brummte.
    »Ich fühl mich lächerlich mit diesem Hut. Ich verstehe nicht, warum ich nicht meinen eigenen tragen kann.«
    »Du siehst auch lächerlich mit diesem Hut aus. Aber du bist auf meiner Seite von London, also machen wir die Dinge auf meine Art. Wenn du schlechte Laune hast, Carnegie, dann kannst du gleich wieder nach Darkside zurückgehen.«
    »Führe mich nicht in Versuchung. Dieser Ort ist eigenartig.« Eine unangenehme Pause entstand und der Wermensch hustete. »Es tut mir leid, dass ich nicht dabei war. Du weißt schon, im Krankenhaus.«
    »Ich bin einfach nur froh, dass du lebst. Ich dachte, du und Ricky, ihr wärt erledigt.«
    »Das muss eine besonders gehaltvolle Version meiner Spezialmischung gewesen sein. Wir wurden über das halbe Gelände von Vendetta Heights geschleudert. Ich war überrascht, dass Ricky noch in einem Stück war. Der Junge ist zäher, als er aussieht. Trotzdem haben wir es nicht rechtzeitig hierhergeschafft.«
    »Das macht nichts«, antwortete Jonathan fröhlich, »mein Vater war da, also war alles in Ordnung.«
    Carnegie schüttelte den Kopf.
    »Unglaublich, welche Kräfte man aufbringen kann, wenn jemand den eigenen Sohn umbringen will.«
    »Ich glaube, dass er aufgewacht ist, hatte auch was damit zu tun, dass Shaw auf ihn gestürzt ist, aber … ja, ›unglaublich‹ ist wohl das richtige Wort dafür.«
    »Wie geht es Alain jetzt?«
    »Er ist immer noch ziemlich schwach. Er schläft sehr viel. Der Doktor meint, dass er sich erholen wird. Vielleicht. Wenn er genügend Kraft hatte, Vendetta zu schlagen, dann kann es nicht so schlimm um ihn stehen.«
    »Konntet ihr zwei schon miteinander sprechen?«
    Jonathan seufzte.
    »Nicht wirklich. Er ist zu verwirrt, als dass ich vernünftige Antworten aus ihm herausbekäme. Es endet immer damit, dass er unsinniges Zeug murmelt.«
    »Gib ihm Zeit, Junge. Er wird schon damit rausrücken.«
    »Aber er hatte doch schon so viel Zeit, mir von ihr zu erzählen … von meiner Mutter, meine ich.«
    Der Wermensch trat vor Unbehagen von einem Fuß auf den anderen.
    »Sei nicht zu hart zu deinem Vater. Weißt du, für Alain war es auch eine ziemlich schwere Zeit.«
    »Alles, was ich weiß, ist, dass er jahrelang versucht hat, nach Darkside zurückzugelangen. Wenn das etwas mit meiner Mutter zu hat, dann finde ich es heraus. Egal, ob er es mir erzählt oder nicht.«
    Die Pressekonferenz war beendet, und die Reporter stürmten davon, um ihre Berichte zu schreiben. Oberinspektor Shaw blieb allein auf den Stufen des Polizeireviers zurück und genoss den Moment. Als er die beiden Gestalten auf der anderen Straßenseite entdeckte, lüftete er kurz seinen Hut und winkte

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