Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
Vom Netzwerk:
hatte.
    Er trat in den »Palast«, und niemand verwehrte es ihm. Ohne viel zu fragen, ließ er sich neben Tunatatschi nieder. Dieser erzählte ihm von dem Besuch der Weißen, verschwieg aber wohlweislich, daß sie mit ihm einen Vertrag geschlossen hatten.
    »Allah gebe es«, meinte Hassan, »daß wir ihre Schiffe vernichten können; denn entkommen darf keiner! Wollen wir uns jetzt zu ihnen schleichen? Ich möchte ihren Liegeplatz bei Tageslicht sehen, um zu wissen, wie ich meine Kanonen am wirksamsten in Stellung bringen kann.« Tunatatschi blickte seinen alten Handelspartner nicht an, als er erwiderte: »Wir werden das morgen vor Sonnenuntergang tun.« »Weshalb erst morgen?« »Der Mond ist morgen am kleinsten.« »Was hat der Mond damit zu tun? Ich will sie bei Tage sehen.« »Aber eine mondfinstere Nacht ist günstig zum Angriff.« Hassan dachte nach und sagte dann:
    »Ich will sie doch lieber gleich in Augenschein nehmen. Kommt, gehen wir.« Tunatatschi tat als wolle er sich erheben, und meinte beiläufig :
    »Wir laufen immerhin Gefahr, einigen von ihnen zu begegnen; es werden nämlich Leute
kommen, diesen Kranken dort abzuholen.«
Er deutete auf Fernando.
    »Ist das der Mann, den ihr gefangen habt?«
    »Ja. Durch einen Schlag auf den Kopf scheint sein Geist von ihm gewichen zu sein.«
    »Also gut«, stimmte Hassan zögernd zu. »Ich komme dann morgen am frühen Nachmittag. Jetzt werde ich zurück zum Schiff gehen, um das Verladen zu überwachen.«
    Als Hassan gegangen war, murmelte der König der Insel vor sich hin.
    »Morgen nacht wird die Abrechnung kommen. Ich werde sie gegeneinander hetzen, die Weißen und Hassans Leute, und wenn sie sich gegenseitig umbringen, dann werden wir mit unseren Kriegern über sie kommen, um auch dem letzten, der noch lebt, vergiftete Pfeile aus unseren Blasrohren ins Herz zu schießen. Dann werden wir ein reiches Volk sein. Dieser Weiße da« — er hatte sich in Feuer geredet und deutete jetzt auf Fernando — »wird uns helfen, die Schiffe wieder instand zu setzen, wird unsere Krieger im Gebrauch der dicken Feuerrohre üben, wird uns zeigen, wie man die Tücher handhabt, mit denen die Schiffe getrieben werden. Wir werden die Insel befestigen, wir werden von hier aus alle Inseln der Welt erobern. Ich werde der mächtigste Fürst unter den Fürsten sein, und du« — er wandte sich an Taitscha, deren Augen im Feuer der Begeisterung glühten — »wirst Sklavinnen haben und Sklaven und in Palästen wohnen, die aus Steinen gebaut sind wie die der Weißen!«
    Es war ein grausamer Plan, den sich Tunatatschi zurechtgelegt hatte. Die Ankunft der verhaßten Weißen zeigte, daß man auch auf einer unbekannten Insel nicht mehr lange vor Entdeckung sicher sein würde.
    Der Häuptling nahm dies als einen Wink der Götter, um mit einem Schlag die Welt, seine Welt, zu ändern. Er wollte das, was war, umkehren. Er wollte ein Herr sein über ein Volk, das selbst auszog, um andere zu unterwerfen, und nicht ein Herr über ein Volk, das sich ängstlich verborgen halten mußte, um nicht selbst unterworfen zu werden.
    »Ich gehe jetzt zum Zauberer. Er muß wissen, ob uns die Götter gut gesinnt sind.«

    10

    Als die Sonne sich zum westlichen Horizont neigte, erschienen der Maat Ernesto und sechs Seeleute mit dem Geld, dem Wein und dem Gewehr für Tunatatschi. Auch diesmal war Mutatulli wieder mit dabei.
    Ernesto und seine Leute stießen Rufe der Verwunderung aus. Ein so idyllisches Plätzchen hatten sie in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet. Ohne zu zögern, schritt Mutatulli an ihrer Spitze auf den Hauptsteg zu und diesen entlang, bis er die Hütte des Königs erreichte.
    Er trat einfach ein und stand in dem mittleren Hauptraum, in dem Tunatatschi den Vertrag mit »Heute Schlachtfest« unterzeichnet hatte. Da lag auf seinen Matten immer noch Fernando und starrte das ihm gegenübersitzende Mädchen an.
    Keiner von den beiden rührte sich, um den Überbringern der Gaben ein Willkommen zu entbieten.
    Mutatulli klatschte gewohnheitsgemäß in die Hände, und gleich darauf trat aus einem Seitenraum der König der Insel ein.
    »Ich hatte dich erst morgen erwartet«, sagte Tunatatschi, und es lag keine Höflichkeit, ja nicht einmal Freude im Tonfall seiner Stimme.
    »Ich hoffe, du wirst dich nicht darüber ärgern, daß wir bereits heute gekommen sind. Vielleicht verlassen wir morgen schon die Insel; denn die Ernte schreitet schneller voran, als wir dachten.« Tunatatschi horchte auf.
    »So werdet

Weitere Kostenlose Bücher