Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
Vom Netzwerk:
heute mußte er nüchtern bleiben, um den Dingen, die sich ereignen mußten, gewachsen zu sein.
    »Ich möchte nichts trinken«, sagte er. »Ihr trinkt ja auch nicht.«
    »Ihr wißt, mein König, daß es mir mein Glaube verbietet, vom Wein zu kosten.«
    Das war zwar eine offensichtliche Lüge; denn Hassan hatte nicht den Wein an Bord, um Eingeborene betrunken zu machen. Er trank gern selbst einen kräftigen Schluck, nur nicht in Gegenwart anderer und schon gar nicht, wenn es darum ging, mit diesen anderen Geschäfte abzuschließen.
    »Gut«, meinte Tunatatschi, »was Euer Glaube Euch vorschreibt, mag für mich genauso gut sein wie für Euch. Trinken wir beide nicht.« »Und was führt Euch so früh am Morgen schon in mein Zelt?«
    »Ein Schicksalsschlag, von dem ich gestern noch nichts wußte.« Hassan zog die Brauen hoch. Das klang ernst.
    »Ist Eurer schönen Tochter etwas zugestoßen, mein König? Oder hat Euch der Zauberer eine
böse Zukunft vorausgesagt?«
Tunatatschi schüttelte das Haupt.
»Drüben an der anderen Seite der Insel sind Weiße gelandet.«
    Er beobachtete den Araber scharf, gespannt darauf, wie dieser reagieren würde. Und Hassan reagierte prompt.
    Er sprang von seinem Sitzkissen auf, so heftig, daß dieses, von einem ungewollten Stoß getrieben, in eine Ecke rollte.
    »Wie ist das möglich?« fragte er erregt. »Sind sie schon mit Euch in Verbindung getreten? Wollen sie etwa auch Rotang haben?«
    »Das weiß ich nicht. Verbindung habe ich mit ihnen, allerdings eine, die ihnen nicht gefallen wird. Meine Krieger haben einen der ihren heute nacht gefangen. Er liegt in meinem Zelt.« »Sind es viele?« fragte Hassan.
    »Doppelt so viele wie Eure Männer. Sie kamen mit drei Schiffen.«
    »Bei Allah, drei Schiffe auf einmal? Das können nur die Holländer sein. Mit ihnen kann ich nicht anbinden; denn ihnen gehört ja das ganze Gebiet hier.«
    Obwohl diese Tatsache Hassan genauso wenig befriedigte wie den Häuptling, nahm er es doch
als gegeben hin, das Kolonialrecht der Niederländer zu respektieren. Niemals würde er sich mit
einer offiziellen Flotte auf Streitigkeiten einlassen.
Tunatatschi allerdings war anderer Meinung.
    »Diese Insel gehört mir, und auch kein Holländer kann etwas daran ändern.«
    In Hassans Gesicht stand auf einmal der Spott. Seine Miene schien zu sagen: was kannst du schon ändern, du dummer Wilder!
    »Und außerdem sind es keine Holländer«, fuhr Tunatatschi fort. »Der Gefangene jedenfalls spricht kein Wort von dieser Sprache.«
    »Das will nichts besagen. Es gibt auch auf meinem Schiff Seeleute, die kein Wort arabisch sprechen. Wer soll es sein, wenn nicht die Leute aus den Niederlanden?« »Engländer vielleicht.«
    »Noch schlimmer. Sie haben noch stärkere Kanonen als die Holländer. Nein, gegen diese kann man ebenso wenig machen. Weshalb habt Ihr einen von ihnen gefangen?«
    »Meine Krieger taten es. Was ratet Ihr mir, was soll ich mit ihm machen?«
    »Laßt ihn schnell wieder frei, sonst macht Ihr sie Euch alle zum Feind.«
    »Gut«, meinte Tunatatschi, »ich will Euern Rat befolgen. Ihr meint, daß ich Ihnen auch so viel Rotang geben soll, wie sie haben wollen?«
    Die Augen des Eingeborenen funkelten listig. Er wußte, daß er eine gute Frage gestellt hatte. Was würde dieser Hassan erst sagen, wenn er wüßte, daß die anderen dieMuskatnußbäume entdeckt hatten? Würde ihn diese Tat- : sache vielleicht doch sein Zögern aufgeben lassen? »Ihr werdet ihnen doch den Rotang nicht anbieten, bevor sie danach fragen. Vielleicht verfolgen sie ganz andere Absichten als Handel zu treiben. Sie können doch genügend Rotang auf ihren Inseln ernten.«
    »Hm«, machte Tunatatschi und fuhr listig fort: »Ich glaube, bei mir ist er billiger.«
    Hassan blickte lange zu Boden. Es arbeitete hinter seiner Stirn. Er überdachte seine Chancen.
Achtunddreißig Kanonen hatte er an Bord, eine gut geschulte Mannschaft ; und genügend Pulver
und Kugeln. Er sah auf.
»Was haltet Ihr davon, wenn ich sie angreifen würde?«
In den Augen des Eingeborenenfürsten blitzte es.
    »Ihr würdet von mir jede Unterstützung bekommen, um sie zu vernichten. Wenn Ihr den festen Willen habt, das zu tun, so gehen wir beide am besten gemeinsam auf Kundschaft und finden heraus, wie dieser Plan am einfachsten verwirklicht werden kann.«
    »Gut«, sagte Hassan. »Ich werde meine Mannschaft darauf vorbereiten und komme gegen Mittag heimlich zu Euch, um die Einzelheiten festzulegen.« Tunatatschi nickte

Weitere Kostenlose Bücher