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Die Schatzinsel (Original)

Die Schatzinsel (Original)

Titel: Die Schatzinsel (Original) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Squireoder den Doktor sehen; und du bist an der Stelle zu finden, wo ich dich zuerst traf. Ist das alles?«
    »Und wann? meinst du noch?« sagte Ben. »Na, von ungefähr mittags bis sechs Glasen.«
    »Gut! Und nun kann ich wohl gehen?«
    »Du wirst doch nicht vergessen?« fragte er ängstlich. »›Man immer Vertrauen, und seine besonderen Gründe‹ – so muß du sagen. ›Seine besonderen Gründe‹ – das ist die Hauptsache. Na, dann denke ich, du kannst gehen.«
    Er hielt mich aber immer noch am Arm fest und fuhr fort:
    »Und, Jim, solltest du Silver sehen, so wirst du doch Ben Gunn nicht verraten. Nein, sagst du? Keine vier Pferde würden es aus dir herausziehen? Und wenn die Piraten sich am Strande lagern, Jim – was würdest du dazu sagen, wenn's morgen früh Witwen gäbe?«
    Hier wurde er durch einen lauten Knall unterbrochen, und eine Kanonenkugel sauste durch die Bäume, riß Äste herunter und schlug in den Sand ein – keine hundert Schritte von der Stelle, wo wir standen und sprachen. Im nächsten Augenblick waren wir beide in verschiedenen Richtungen davongelaufen.
    Eine Viertelstunde lang donnerte ein Schuß nach dem anderen über die Insel. Kanonenkugeln fuhren krachend durch die Bäume. Ich lief von einem Versteck zum anderen, fortwährend von diesen schrecklichen Wurfgeschossen verfolgt – wenigstens kam es mir so vor. Aber gegen Ende des Bombardements war ichdoch wieder etwas zuversichtlicher geworden, obgleich ich mich noch immer nicht in die Nähe des Pfahlwerks wagen durfte, wo die Kugeln am häufigsten einschlugen; nachdem ich einen Umweg in östlicher Richtung gemacht hatte, kroch ich schließlich wieder unter die Bäume am Strande.
    Die Sonne war eben untergegangen; die Seebrise rauschte durch das Laub des Waldes und kräuselte die graue Oberfläche des Ankerplatzes; die Ebbe hatte große Fortschritte gemacht und weite Strecken Land lagen frei; nach der Hitze des Tages war die Luft kühl geworden und ich fühlte ihre Kälte durch meine Jacke hindurch.
    Die Hispaniola lag immer noch an derselben Stelle vor Anker; aber von der Spitze ihres Hauptmastes flatterte der Jolly Roger, die schwarze Seeräuberflagge. Während ich hinübersah, kam wieder ein roter Blitz der Kanone und ein Knall, der von den Bergen widerhallte, und eine Vollkugel tanzte durch die Luft. Es war der letzte Schuß der Kanonade.
    Ich lag noch eine Weile in meinem Versteck und beobachtete das Streiten der Meuterer, nachdem sie den Angriff eingestellt hatten. Ein paar Leute schlugen mit Beilen auf einen Gegenstand los, der am Strande in der Nähe des Pfahlwerks lag; wie ich später entdeckte, war es die unglückselige Jolle. In der Ferne, dicht an der Flußmündung, loderte ein großes Feuer, dessen rote Glut durch die Bäume schien, und zwischen dieser Stelle und dem Schiff fuhr eine der Gigs fortwährend hin und her. Die Matrosen, die ich zuletzt so verdrießlich gesehen hatte, jauchzten beim Rudernwie Kinder. Aber in ihren Stimmen war ein Klang, der auf Rum schließen ließ.
    Nach einiger Zeit dachte ich, es möchte wohl gut sein, wenn ich wieder nach dem Pfahlwerk zurückginge. Ich befand mich ziemlich weit unten auf der niedrigen sandigen Landzunge, die den Ankerplatz nach Osten zu abschließt und bei halber Ebbe mit der Skelettinsel in Verbindung steht. Als ich aufstand, sah ich ein Stück weiter die Landzunge hinunter aus einem niedrigen Gebüsch einen einzelnen Felsen aufsteigen, der mir durch seine weiße Farbe auffiel. Ich dachte mir, dies könnte wohl die weiße Klippe sein, von welcher Ben Gunn gesprochen hatte, und daß vielleicht einmal ein Boot gebraucht werden könnte und daß ich dann wüßte, wo ich zu suchen hätte.
    Ich schlich mich nun durch den Wald, bis ich wieder die Landseite des Pfahlwerks erreicht hatte, und wurde bald von meinen treuen Kameraden willkommen geheißen.
    Schnell hatte ich meine Geschichte erzählt, und dann begann ich mich umzusehen. Das Blockhaus war aus unbehauenen Fichtenstämmen erbaut – Dach, Wände und Fußboden. Dieser letztere befand sich an verschiedenen Stellen einen oder anderthalb Fuß hoch über dem Sandgrunde. An der Tür war ein Vorbau, und an dieser Stelle ergoß eine kleine Quelle sich in einen recht eigentümlichen Behälter – es war nämlich weiter nichts als ein großer eiserner Schiffskessel, dessen Boden herausgeschlagen war, und den man in den Sand eingelassen hatte.
    Im Hause war nicht viel mehr vorhanden als diekahlen Wände; aber in der einen Ecke lag

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