Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«
nicht herauszubringen. Der Knabe, im Paroxismus der Todesangst, wiederholte immer wieder dieselben Worte und schien den Verstand verloren zu haben.
Der Kawdjer stand auf, rief Hartlepool und erklärte ihm rasch:
»Es ist in den Grotten etwas geschehen… Nehmen Sie fünf Leute und Fackeln mit sich und kommen Sie mir schnell nach. Eilen Sie ja!«
Ohne eine Antwort abzuwarten, gehorchte er dem Zuge der kleinen Hand, die ihn immer fester hielt und eilte im Laufschritt der Landspitze zu. Zwei Minuten später folgte ihm Hartlepool an der Spitze von fünf bewaffneten Männern.
Zum Unglück war der Kawdjer schon in der undurchdringlichen Dunkelheit verschwunden. »Zu den Grotten,« hatte er gesagt Hartlepool eilte dahin, aber zu der Grotte, die er am besten kannte, wo er einst die Gewehre versteckt hatte, während der Kawdjer, von Dick geführt, sich mehr nach Norden wandte, so daß er die Landspitze umging und am anderen Abhang jene untere Grotte erreichte in der Dorick sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte.
Dieser hatte seine Arbeit unterbrochen, als er Fred Moores zornigen Ausruf bei der Entdeckung der Flucht des Gefangenen hörte; von seinen drei Gefährten gefolgt, war er in die zweite Grotte gedrungen, um dem Kameraden hilfreiche Hand zu leisten.
Aber schließlich hatte Fred Moore nur mit einem Kinde zu tun, darum hielt er sich nicht weiter auf und nach einem kurzen Blick in die ihn umgebende Finsternis nahm er seine Arbeit wieder auf.
Diese war nun beendigt und Fred Moore noch immer nicht zurückgekehrt. Man verwunderte sich ob seines langen Ausbleibens; mit einem brennenden Aste drang man in die innere Grotte ein, William Moore an der Spitze, dann Dorick und Kennedy. Sirdey folgte zuerst seinen Kameraden, machte aber bald wieder kehrt und während seine Freunde die zweite Grotte durchsuchten, trat er aus der ersten heraus und verschwand, von der sinkenden Nacht begünstigt, zwischen den Felsen. Dieses unerklärliche Verschwinden Fred Moores bedeutete nichts Gutes. Er sah unangenehme Verwicklungen voraus. Und Sirdey war kein Heldenherz! Weit davon! Für List, Betrug, zweideutige und hinterlistige Wege war er zu haben, aber offene Schläge waren nicht sein Fall. Er brachte darum sein kostbares Leben in Sicherheit, entschlossen, sich erst die weitere Entwicklung der Dinge anzusehen, ehe er sich zeigte.
Inzwischen hatten Dorick und Genossen die Galerie entdeckt, in welche Fred Moore bei der Verfolgung Dicks und Sands eingedrungen war. Einen anderen Ausweg gab es nicht, ein Irrtum war demnach ausgeschlossen.
Der, den man suchte, mußte diesen Weg benützt haben, das war sicher. Sie schlugen ihn denn auch ein, waren aber nach ungefähr hundert Metern zum Stillstand gezwungen Ein Berg von Felstrümmern hinderte sie am weiteren Vordringen. Die Galerie war eine Sackgasse ohne Ausweg.
Vor diesem unerwarteten Hindernis blieben sie stehen und blickten sich mit entsetzten Mienen an. Wo zum Teufel steckt denn Fred Moore?… Unfähig, eine Antwort auf diese Frage zu finden, gingen sie den Weg, den sie gekommen waren, wieder zurück, ohne zu ahnen, daß ihr Gefährte unter diesem Trümmerhaufen begraben lag.
Sehr bestürzt über dieses unlösliche Rätsel kehrten sie zur ersten Grotte zurück. Hier wartete ihrer eine unangenehme Überraschung. Eben waren sie eingetreten, als zwei menschliche Gestalten, ein Mann und ein Kind, im Eingang auftauchten.
Das Feuer brannte noch lustig und sein Lichtschein erhellte die Finsternis. Die Schurken erkannten den Mann und das Kind.
»Dick!«… riefen die Drei ganz verblüfft, den Schiffsjungen, den sie vor einer halben Stunde gebunden in die zweite Grotte geschafft hatten, jetzt von dieser Seite erscheinen zu sehen.
»Der Kawdjer«… kam es dann von ihren Lippen, halb erschreckt und halb zornig.
Einen Augenblick zögerten sie noch, dann gewann der Zorn die Oberhand und Kennedy und William Moore stürzten gleichzeitig vorwärts.
Der Kawdjer stand unbeweglich auf der Schwelle. (S. 352.)
Der Kawdjer stand unbeweglich auf der Schwelle; seine hohe Gestalt wurde von der Flamme voll beleuchtet; ruhigen Blickes erwartete er seine Angreifer. Diese hatten ihre Messer gezogen. Aber sie fanden nicht Zeit, dieselben zu gebrauchen. Jeder fühlte sich mit eisernem Griffe an der Kehle gepackt und die beiden Köpfe wurden mit Wucht aneinandergeschlagen. Betäubt fielen beide gleichzeitig zu Boden.
Kennedy hatte genug, wie man sagt. Er blieb lang ausgestreckt liegen, bewußtlos,
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