Die Schiffe der Kleopatra
Grieche. »Diese Gewänder sind aus edelster Seide, die auf Kamelen den weiten Weg aus dem Land der Serer bis hierher gebracht worden ist. Angeblich wird sie in geheimen Bergfestungen des Landes von riesigen Spinnen produziert, die sich von Menschenfleisch ernähren.«
»Ich habe gehört, sie würde von Würmern gemacht«, sagte ich und betastete das Gewebe eines Peplos im griechischen Stil. Der Stoff war glatt wie Wasser. Seide war in Rom nach wie vor eine Rarität.
Der Händler zuckte die Schulter. »Es gibt viele Geschichten. Niemand hat das Land der Serer je gesehen. Unzweifelhaft jedoch ist, dass es sich um den edelsten Stoff überhaupt handelt: kräftiger als ein Schiffssegel, leicht wie ein Atemhauch und so bequem, dass eine Dame von Kopf bis Fuß schicklich gekleidet ist und trotzdem das Gefühl genießen kann, nackt zu sein. Sie finden das höchst anregend.«
»Das ist bestimmt das letzte, was meine Frau braucht«, erklärte ich ihm, als mir ein Gedanke kam. »Gibt es dieser Tage so etwas wie ein parthisches Monopol auf den Seidenhandel?« »Das behauptet König Hyrodes zwar gern, doch die Karawanen wissen seine Zolleintreiber zu umgehen. Zur Zeit sind die Handelswege dank eures Generals Gabinius wieder offen.«
Und zweifelsohne blieb ein schöner Batzen des Erlöses an seinen Fingern kleben, dachte ich. Gabinius war im Osten recht erfolgreich gewesen, obwohl er damit nicht den Ruhm errungen hatte, den Caesar und Pompeius sich erworben hatten. Doch unsere Generäle waren es gewöhnt, sich auf Kosten der Barbaren zu bereichern, und Gabinius war dabei während seines Prokonsulats gut gefahren.
Ich verabschiedete mich von dem Seidenhändler und setzte meinen Erkundungsgang fort. Wie man es an einem Knotenpunkt solch wichtiger Seewege vermuten konnte, waren Güter aus dem gesamten Orient ausgestellt, einige zum Verkauf auf der Insel, die meisten jedoch, um andere Händler dafür zu interessieren, die möglicherweise eine ganze Ladung für den Weitertransport nach Westen kaufen würden. Wenn also ein Händler eine kostbare Glasvase auf seinem Tisch stehen hatte, besaß er mit einiger Sicherheit ein ganzes Lagerhaus voll davon, unten bei den Docks, und war bereit, sie schnell und billig zu verladen.
Ich besuchte den Poseidon-Tempel, um das versprochene Opfer darzubringen, und bewunderte die vollendete Statue des Meeresgottes, die vor mehr als dreihundert Jahren von Praxiteles geschaffen worden war. In den großen Tagen der griechischen Kolonien hatten die Städte im Wettstreit mit einander gelegen, die prächtigsten Skulpturen und Gemälde bei den größten Künstlern ihrer Zeit in Auftrag zu geben. Offenbar hatte Paphos dabei besonders gut abgeschnitten.
»Wohin jetzt?« fragte Hermes, als wir den Tempel verließen. »Zu den Marinedocks. Es wird Zeit, wie ein offizieller Beamter aufzutreten.«
Die Marinedocks von Paphos lagen auf einer Seite des Handelshafens, gerade noch innerhalb des großen Wellenbrechers, der die Schiffe vor den schlimmsten Sturmschäden schützen sollte. Es war ein künstlich angelegtes Becken mit einem Halbkreis aus flachen steinernen Schuppen für dreißig Schiffe. Der Boden der Schuppen war zum Wasser hin abschüssig, so dass man die Schiffe bei umgelegtem Mast und eingezogenen Rudern auflaufen lassen und dann für Reparaturen ganz aufdocken konnte, um den Rumpf abzukratzen, zu teeren und zu streichen oder andere Arbeiten durchzuführen. Und in der stürmischen Jahreszeit wurden die Schiffe in diesen Schuppen hoch und trocken gelagert.
Die Anlage stand, wie sich herausstellte, unter der Obhut eines gewissen Harmodias, eines Marinekapitäns im Ruhestand, der sich Zeit nahm, bis er auf mein Rufen und Klopfen reagierte. Sein Büro war ein kleines Haus, das neben den Schuppen zwischen einer Reihe von Lagerhäusern stand. Er öffnete die Tür, blinzelte einäugig und kratzte sich den Bart. Er war in ein mottenzerfressenes Gewand gehüllt, das offenbar auch die Decke war, in der er schlief.
»Was soll der ganze Lärm?« verlangte er zu wissen. »Ich bin Senator Decius Caecilius Metellus der Jüngere«, erklärte ich und kräuselte die Nase, weil man in seinem Atem noch deutlich den Wein der vergangenen Nacht riechen konnte. »Ich bin vom Senat beauftragt, dieses Gebiet von Piraten zu säubern.«
Er nahm seine Hand aus dem Bart und kratzte sich statt dessen am Hinterteil. »Nun denn, viel Glück«, meinte er und ging zu einem kleinen Brunnen, der neben seiner Tür in ein
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