Die Schiffe der Kleopatra
muschelförmiges Becken sprudelte. Er hielt seinen Kopf unter das Wasser, schüttelte ihn prustend hin und her, richtete sich wieder auf und wischte sich mit einer Ecke seines schlampigen Gewandes das Gesicht ab.
»Ich erwarte deine volle Kooperation«, erklärte ich. »Wenn ich irgendwas zu bieten hätte, würde ich es dir liebend gern geben«, versicherte er mir. »Aber wie du selbst sehen kannst, ist die römische Marinemacht auf Zypern seit ihren ruhmreichen Tagen erkennbar geschrumpft.«
»Das ist mir bereits aufgefallen. Was ist mit den Schiffen passiert?«
Er setzte sich auf eine Steinbank und knetete seine Zehen auf dem Pflaster, als wären sie taub. Der Mann wachte offensichtlich nur Stück für Stück auf. »Nun, lass mich überlegen. Vor fünf Jahren hatten wir zehn prächtige Trieren, zehn Liburnen und fünf Penteren, absolut makellos und komplett ausgerüstet. Dann verlangte General Crassus sie für seinen Krieg gegen die Parther. Anschließend wollte General Gabinius sie für seine Feldzüge in Syrien und Ägypten. Im vergangenen Jahr hat General Pompeius sie zur Unterstützung von General Caesars Krieg in Gallien angefordert, wo sie bis heute sind, falls sie noch seetüchtig sind.«
»Generäle pflegen hohe Anforderungen an die militärischen Ressourcen Roms zu stellen«, bemerkte ich voller Mitgefühl. »Das kann man wohl sagen«, brummte der Alte. »Als ich anfing, zur See zu fahren, waren es Admiräle, die die Schiffe für Seeschlachten benutzten. Jetzt transportiert die Marine nur noch Nachschub für die Legionen, bringt sie über Wasserhindernisse, erledigt Botenfahrten, tut sonstwas, jedenfalls alles andere als kämpfen. Das ist keine Arbeit für einen richtigen Seemann, sage ich dir.«
»Nun, jetzt habe ich Arbeit für dich. Ich bin mit drei Schiffen gekommen -«
Er schnaubte vernehmlich. »Schiffe? Ich habe sie gestern gesehen, Senator. Deine Schiffe sind Muschelschalen und deine Männer Abschaum. Geh und opfere dem Poseidon und bitte ihn, ein gutes Stück Wasser zwischen deiner kleinen Flotte und diesen Piraten zu lassen.«
»Ich habe bereits geopfert«, beschied ich ihn. »Ich habe Neptun um gutes Segelwetter gebeten, und bisher zeigt er sich äußerst kooperativ. Ich brauche Waffen und Vorräte, wenn du also bitte deine Lager öffnen würdest, damit ich den Bestand inspizieren kann.«
»Das wird nicht lange dauern«, knurrte er, erhob sich und schlurfte zurück ins Haus. Wenig später kehrte er mit einem großen Ring mit massiven Eisenschlüsseln zurück. Er hatte auch seine Kleidung ein wenig gerichtet und trug jetzt eine Augenbinde über der Ruine seines linken Auges. Vollständig bekleidet und aufrecht gehend, entsprach er schon eher meiner Vorstellung von einem alten Seebären, der aus Altersgründen zum Dienst an Land abkommandiert worden war. »Wie du dir vielleicht vorstellen kannst«, erklärte er, als wir zu dem kleinsten der Lagerhäuser schlenderten, »haben unsere streitlustigen Generäle uns auch der meisten unserer Vorräte beraubt. Ich wollte nicht völlig blank dastehen, deshalb habe ich einige der Bestände auf meinem Bauernhof im Inland versteckt, um für einen Notfall noch ein bisschen was übrig zu haben.« Er drehte den Schlüssel in einer der großen Doppeltüren und zerrte sie auf. »Ich meine, wenn es sein muss, kannst du einen Händler zwangsverpflichten und aus jungem Holz sogar ein einigermaßen seetüchtiges Schiff bauen lassen, wenn du die entsprechenden Schiffsbauer hast. Aber versuch mal, kurzfristig an eine von denen zu kommen.« Er klopfte mit der Hand auf ein gigantisches Bronzeobjekt, das in Hüfthöhe auf Holzböcken lagerte, vage nach Neptuns Dreizack modelliert war, jedoch vermutlich vier- oder fünfhundert Pfund wog. Es war eine Schiffsramme, und neben ihr lagerten zehn weitere ihrer Art, jede in einer anderen Form: ein Wildschweinkopf, ein Adler, ein Blitz, ein Krokodil und so weiter, jede von ihnen in der Lage, ein großes Loch in einen Schiffsrumpf zu reißen, um es so zu versenken.
»Das ist das Waffenlager. Schilde hängen da drüben an der Wand«, sagte er und wies auf eine Wand, die mit etwa zweihundert Schilden bedeckt war. »Früher waren alle Wände und auch die Dachbalken bedeckt. Schwerter findest du in dem Ständer da hinten. Pfeile und Bögen sind in Kisten im Hinterzimmer gelagert, zusammen mit Fässern voll Bleikugeln für Schleudern.«
»Katapulte?« fragte ich. » Balliste?«
»Kein einziges. Gabinius hat die letzten
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