Die Schiffe der Kleopatra
Ptolemaios' thronräuberische Tochter samt Gatten abzusetzen. Man mag sich fragen, wie seine Majestät diese enormen Summen je zurück zahlen wollte.«
»Ich dachte, er würde es so machen, wie Könige es immer tun«, erwiderte ich. »Seine Untertanen auspressen, bis sie das Geld ausspucken. Ägypten ist ein fabelhaft reiches Land. Daraus sollte doch selbst ein Ptolemaios etwas machen können.« »Es ist ebenso eine königliche Sitte, sich vor den eigenen Landsleuten zunächst an die Ausländer zu halten«, fuhr Josephides fort. »Niemand liebt die Römer, deshalb beschwört der König auch keinen Zorn unter den Ägyptern herauf, wenn er die römische Gemeinde von Alexandria beraubt.« »Das ist grotesk!« sagte ich. »Warum sollte König Ptolemaios, der Rom seinen Thron verdankt, sich gegen Rom wenden? Das wäre Selbstmord! Ich habe den König kennen gelernt, meine Herren. Er mag ein alter degenerierter Fettsack sein, der früher in einem Puff Flöte gespielt hat, aber dumm ist er nicht.«
»Was ist daran so dumm, Senator?« fragte Antonius, der Metallhändler. »Wann hat sich der Senat denn zum letzten Mal über die Behandlung überseeischer Händler empört? Wir sind
equites, Senator, wir sind wohlhabend und in unseren Gemeinden häufig führende Köpfe, aber diese Gemeinde ist nicht in Rom, und unsere Familien dienen nicht im Senat. Die Leute setzen uns mit den Publicani gleich und halten uns alle für Steuereintreiber. Einige von uns sind Geldverleiher, und jeder haßt Geldverleiher. Wer hat denn in Rom geweint, als Lucullus sich bei den Barbaren eingeschmeichelt hat, indem er die römischen Geldverleiher aus Asien vertrieb?«
»Mein Kollege ist verbittert«, beschwichtigte Naso, der Getreidespekulant, »aber er hat durchaus recht. Weil uns der Glanz der nobilitas fehlt, verachtet man uns in Rom. Weil unser Reichtum nicht vom Land, sondern aus Handel und harter Arbeit stammt, gelten wir als unehrenhaft. König Ptolemaios riskiert nicht viel, wenn er uns angreift.«
Was er sagte, hatte einiges für sich. Männer meiner eigenen Klasse begingen unsagbare Schurkereien, doch wir gehörten zu den uralten Familien mit einer langen Ahnenreihe von Konsuln und Praetoren. Unser Reichtum war entweder geerbt oder unseren Feinden gewaltsam entrissen, womit wir trotz unserer zahllosen Verbrechen und ruinösen Ambitionen als eminent ehrwürdig galten.
Die equites, der so genannte Reiteradel, verdankten ihren Namen einer uralten Bestimmung, die verfügte, dass Männer, deren Vermögen eine gewisse Grenze überstieg, in der Kavallerie dienen und ihre eigenen Pferde stellen mussten. Doch schon seit Jahrhunderten war es nur noch die Bezeichnung für eine bestimmte Einkommensklasse. Equites konnten im Senat dienen, wenn sie gewählt wurden, doch seit einem Jahrhundert waren fast alle Senatoren aus einem engen kleinen Kreis von etwa zwanzig Familien gekommen. Aufsteiger wie Cicero waren die große Ausnahme. Wir nannten uns eine Republik, aber in Wahrheit waren wir eine Oligarchie, die so exklusiv und korrupt war wie die Herrschaftscliquen, die einst die griechischen Stadtstaaten regiert hatten. Aber das würde ich gegenüber einem Haufen von Händlern natürlich nie zugeben. Und schon gar nicht vor einem Eunuchen am ägyptischen Königshof.
»Wie hoch ist die Abgabe, die Ptolemaios erhoben hat?« wollte ich wissen.
»Die Abgabe wird nicht von dem einzelnen Händler, sondern von seiner jeweiligen Zunft erhoben«, erklärte Brutus. »Jede Händlervereinigung soll die Summe von einhundert Talenten in Gold aufbringen.«
»Eine runde Summe«, meinte ich mitfühlend.
»Pro Jahr«, fügte Antonius hinzu.
Ich verzog das Gesicht. »Für wie lange?«
»Bis der ›Notstand‹ beendet ist«, antwortete Brutus. »Was bedeuten kann, bis König Ptolemaios wieder solvent ist, also bis zu seinem Tod.«
»Es scheint ihm zu gelingen, jede Liquidität dauerhaft zu vermeiden«, stimmte ich ihm zu. »Und was ist mit diesen Drohungen?«
»Wird die erhobene Summe zu dem festgesetzten Termin nicht aufgebracht«, sagte Brutus, »werden die geschäftsführenden Vertreter der Vereinigungen verhaftet. Sollte die Abgabe plus Strafzinsen auch weiterhin nicht bezahlt werden, werden die Vertreter der Handelsvereinigungen öffentlich ausgepeitscht und bei weiterer Säumnis enthauptet.«
»Lachhaft!« bellte ich. »Was denkt sich dein König dabei, Photinus? Wenn er überhaupt etwas denkt.«
»Was die Sondersteuer betrifft, Senator, so ist sie
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